Fachhochschulen „Erfolgreiche Alumni sind gut fürs Image“

Alumni-Netzwerke: Beim beruflichen Aufstieg können diejenigen helfen, die eine Stufe weiter sind. Quelle: imago images

Universitäten pflegen riesige Ehemaligen-Netzwerke. Wie sieht es bei Fachhochschulen aus? Die Koordinatorin für die Alumniarbeit der FH Pforzheim erklärt, warum auch ein kleines Netzwerk fein für die Karriere sein kann.

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Bianca Höger-Klittich ist an der Hochschule Pforzheim für das Alumni- und Eventmanagement an der Fakultät für Wirtschaft und Recht und Business School zuständig.

WirschaftsWoche: Frau Höger-Klittich, Sie betreuen die Alumni der Business School an der Fachhochschule Pforzheim. Warum braucht es so ein Netzwerk, wo Studierende an der FH doch im Ruf stehen, möglichst schnell in den Beruf einsteigen zu wollen – und sich fürs akademische Leben kaum zu interessieren?
Bianca Höger-Klittich: Ein Alumni-Netzwerk sollte ein Geben und Nehmen sein. Es ist Auslegungssache, ob eine Hochschule nur die Ehemaligen ansprechen will oder mit der Alumniarbeit schon am Beginn des Studiums anfängt. Wir versuchen, die Studierenden schon während ihrer Zeit an der Hochschule ins Netzwerk zu holen, damit wir den Kontakt gar nicht erst verlieren.

Was heißt Geben und Nehmen?
Wir bekommen zum Beispiel Anfragen von Alumni in Unternehmen, die Praktikanten und Werksstudenten suchen. Meistens ergibt sich das, weil sich die Alumni an die Hochschule zurückerinnern und hoffen, dass ein bestimmter Professor eine Empfehlung abgeben könne. Manche sagen auch: Ich hätte gerne einen Praktikanten von meiner Hochschule, weil ich weiß, wie die Ausbildung dort ist. Aber wir fordern von den Alumni auch etwas ein: So haben wir etwa ein Programm für Erstsemester, in dem sie noch vor Studienbeginn Softskills und Interkulturelle Kompetenz erlernen. Dazu gehört eine Veranstaltung mit einem Alumnus oder einer Alumna, die von ihrem Werdegang berichten und mit den Studienanfängern diskutieren. Ein weiterer Baustein ist unser Mentoring-Programm, wo wir Alumni als Mentoren und Studierende als Mentees miteinander ins Gespräch bringen.

Das heißt, das Netzwerk hilft auch, die für eine Fachhochschule wichtigen Kontakte in die Praxis zu pflegen.
Praxiskontakte, auch mit Hinblick auf Projekte mit Unternehmen sind ein wichtiger Teil der Alumniarbeit. Für uns ist es auch ein brainraising, wir schauen, in welchen Unternehmen wir Alumni haben, und laden diese als Gastreferenten oder Lehrbeauftragte an die Hochschule ein. So profitieren wir im Bereich der Lehre vom Wissen unserer Alumni.

Was unterscheidet ein FH-Alumni-Netzwerk von dem einer großen Universität?
Die Netzwerke der Unis sind natürlich größer, dadurch haben sie einen Vorteil im internationalen Bereich, wenn man zum Beispiel in einem bestimmten Land einen Stammtisch aufbauen will. Bei uns ist das schwieriger aufzubauen und am Laufen zu halten. Was wir deshalb eher machen: Wenn zum Beispiel ein Professor zu einer Tagung nach New York reist, schaue ich, wer von unseren Alumni gerade dort ist und biete ein Treffen an. Das sind eher kleine, feine Runden. Bei uns läuft viel über persönliche Kontakte. Bei großen Universitäten gibt es eigene Chapter und regelmäßigere Treffen in bestimmten Regionen und Ländern. Wenn man berücksichtigt, dass es auch kleinere Universitäten mit entsprechend kleinen Netzwerken gibt, stehen wir mit unserem Alumni-Netzwerk vergleichsweise gut da.

Hat Ihre FH schon bekannte Branchengrößen hervorgebracht? Welche Rolle spielt das für die Alumniarbeit?
Die gibt es, beispielhaft fällt mir hier Christoph Kübel ein, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH, ein Logistik-Absolvent von uns. Aufgrund unseres Fächerkanons sind das fachbezogen Personen, die Karriere gemacht haben, aber keine Menschen, die jeder automatisch kennt. Im Bereich Werbung etwa waren in der Fachzeitschrift „Werben und Verkaufen“ drei Absolventinnen unserer Hochschule im Ranking „100 Köpfe 2019“ unter den Besten aufgelistet. Das kommunizieren wir in unseren Newslettern, auf Social Media und auf der Website. Das kann Anreiz zum Studieren sein und ist gut fürs Image. Aber wir haben aufgrund unseres Studienangebots keine Promis aus Bereichen wie Sport, Kultur oder Politik, wo man nur den Namen nennen muss und jeder weiß Bescheid.

Haben Sie persönlich schon vom Alumni-Netzwerk profitiert?
In beruflicher Hinsicht auf jeden Fall: Mein zweites Aufgabengebiet neben der Alumniarbeit liegt im Bereich der Fakultätskommunikation. Wenn ich hier Ansprechpartner für bestimmte Themen oder aus bestimmten Branchen suche, hilft mir mein großes Netzwerk, unter anderem in den sozialen Business-Netzwerken wie Xing und LinkedIn. Und persönlich ist es immer wieder schön zu erleben, wenn Alumni, die vor Jahrzehnten ihren Abschluss in Pforzheim gemacht haben, die Hochschule besuchen. Unsere Fakultät wurde 1963 gegründet, in den letzten Jahren kommen immer wieder Alumni auf uns zu, die ein „50er-Treffen“ planen und sehen möchten, wie sich die Hochschule entwickelt hat – und natürlich in Erinnerungen schwelgen. Das sind Gruppen, die seit dem Studium den Kontakt gehalten haben und sich regelmäßig treffen – Paradebeispiele für Networking.

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