Der Elektroingenieur Gerold Bausch aus Leipzig hat einen für FH-Absolventen nicht ganz typischen Weg eingeschlagen. Statt in die Industrie zog es den heute 40-Jährigen nach Bachelor und Master an der HTWK Leipzig und in Schottland zur Partneruniversität nach Rostock, wo er in seinem Fach promovierte. Zwischendurch gründete er mit einem Freund ein Startup und arbeitete mehrere Jahre am Forschungs- und Transferzentrum FTZ in Leipzig. Sein Startup Triforx soll eine Schnittstelle zwischen Forschung und Unternehmen sein.
Das Projekt ruht inzwischen aber, denn Bausch ist als Professor an seine ehemalige Hochschule zurückgekehrt. Er hat die Freude an der Lehre bei sich entdeckt. Die Berufung war ohne Habilitationsschrift möglich, denn für einen Lehrstuhl ist dies nicht wie an vielen Universitäten Bedingung. Stattdessen müssen FH-Professoren an den meisten Fachhochschulen rund fünf Jahre Berufserfahrung vorweisen, um als qualifiziert zu gelten.
Dass ein Absolvent nach Abstecher zur Uni mit Promotion und Praxiserfahrung an eine FH zurückkehrt, kommt nicht so oft vor. Wegen des fehlenden Promotionsrechts können sich Fachhochschulen ihr Lehrpersonal nicht selbst heranziehen, wie es an vielen Unis möglich und üblich ist. Wäre es einfacher, wenn HAWs Promotionsrecht hätten? Bausch sieht das trotzdem als Herausforderung: „Gerade in den Ingenieurwissenschaften ist es nicht so einfach, entsprechende Lehrkräfte zu finden, die eine Weile in der Wirtschaft waren. Dort ist der Bedarf ebenfalls groß und die Bezahlung häufig besser.“
Würden die Fachhochschulen wie Universitäten auf Grundlagenforschung und Doktorgrade setzen, findet Bausch, würden sie sich letztlich um ihr Alleinstellungsmerkmal bringen – die reizvolle Mischung aus fundierter Ausbildung mit konkretem Praxisbezug in einem Lehrbetrieb mit Lehrkräften, die Kontakte zu Unternehmen pflegen und wissen, welche Fähigkeiten und Software-Kenntnisse gebraucht werden. Die Entwicklung der Studierendenzahlen zumindest scheint das zu bestätigen.