Konstanz ist Deutschlands heimliche Elite-Uni. Die Hochschule am Bodensee konnte in der Zeit von 2011 bis 2013 zwar nur knapp 116 Millionen Euro an Drittmitteln einwerben – das ist weniger als die Hälfte der Summe, die an die Ludwig-Maximilians-Universität in München (LMU) floss. Doch setzt man die Summe ins Verhältnis zur Professorenschaft, liegt die Universität Konstanz auf Platz 1 – gefolgt von der Universität Freiburg. Das geht aus dem aktuellen Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hervor, der alle drei Jahre veröffentlicht wird und gerade erschienen ist.
Bei der relativen Betrachtung befinden sich plötzlich unter den Top Ten der deutschen Hochschulen auch andere scheinbar unscheinbare Hochschulen, die im Rennen um Fördergelder etwa aus der Exzellenzinitiative niemals bundesweit groß in Erscheinung getreten sind. So liegt die Medizinische Hochschule Hannover auf Rang drei (DFG-Bewilligungen in Höhe von 94 Millionen Euro).
„Und auch der kleinen und stark auf Geistes- und vor allem Sozialwissenschaften fokussierten Universität Bielefeld gelingt unter Berücksichtigung ihres sehr spezifischen Fächerprofils der Sprung in die Gruppe der zehn (…) DFG-aktivsten Universitäten“ schreiben die Forscher der DFG. Bielefeld akquirierte von 2011 bis 2013 knapp 85 Millionen Euro DFG-Mittel und landet bei der relativen Betrachtung auf Rang acht.
Der Förderatlas der DFG gilt als wichtiger Gratmesser für die Wettbewerbsstärke der deutschen Hochschulen. DFG-Ausgaben machen zwar nur ein Drittel der rund sieben Milliarden Euro Drittmittel aus, die Hochschulen allein im Jahr 2012 für ihre Forschung eingeworben haben. Der Rest kommt vom Bund, der Europäischen Union und der Industrie. Doch weil die DFG-Mittel im wissenschaftlichen Wettbewerb vergeben werden und die Anträge dabei einen umfangreichen Begutachtungsprozess durchlaufen, gelten die DFG-Quoten als besondere Auszeichnung für Exzellenz in der Forschung. Universitäten, die hier gut abschneiden, haben ihre Spitzenleistung somit indirekt unter Beweis gestellt.
Geheimtipps deutscher Spitzenforschung
Das Ranking zeigt zudem, dass nicht allein entscheidend ist, wo jemand studiert, sondern wo er was studiert. So akquirierten die Hochschulen in den Jahren 2011 bis 2013 insgesamt 5,8 Milliarden Euro an DFG-Drittmitteln. Doch je nach Fach schneiden die Universitäten unterschiedlich gut ab. Die besten Hochschulen einer Fachrichtung bei der Bewertung der absolut eingeworbenen DFG-Mittel sind:
Geistes- und Sozialwissenschaften: Wer Geschichte, Soziologie oder Germanistik studieren will, kommt an den Berliner Hochschulen nicht vorbei. Zumindest stehen die Freie Universität und die Humboldt-Universität bei der Forschungsförderung hoch im Kurs. Zusammen akquirierten sie DFG-Mittel in Höhe von 154 Millionen Euro – jede Uni deutlich mehr als die Nummer drei aus Heidelberg.
Lebenswissenschaften: Die LMU München ist der Spitzenreiter der Forschungsbereiche wie Medizin, Biologie und Ernährungswissenschaft. Sie liegt mit 125 Millionen Euro eingeworbenen Mitteln aber nur ganz knapp vor den Universitäten aus Heidelberg (Platz zwei) und Göttingen (Rang drei). Beide Unis sammelten jeweils mehr als 110 Millionen Euro ein.
Ingenieurwissenschaften: Keine Überraschung ist der erste Platz für die RWTH Aachen in den Fächern wie Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik. Dort akquirierten die Professoren in drei Jahren knapp 144 Millionen Euro ein. Das ist fast doppelt so viel wie die Uni Darmstadt. Die Universität Erlangen-Nürnberg folgt auf Rang drei.
Naturwissenschaften: Die Universität Bonn führt das Ranking der Naturwissenschaften einschließlich Mathematik an. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Universität Hamburg und die LMU München.
Die Uni Bonn ist noch so ein Geheimtipp deutscher Spitzenforschung. Die Hochschule am Rhein hat nämlich nach der LMU in München die meisten Leibniz-Preisträger vorzuweisen. Die Auszeichnung, die seit 30 Jahren vergeben wird, gilt als „der renommierteste Forschungsförderpreis in Deutschland“, so der DFG-Förderatlas.
Insgesamt zeigt der Förderatlas, dass sich die deutschen Hochschulen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert haben. „Die besondere Stärken unseres Forschungsstandorts ist seine polyzentrische Ausprägung“, sagte Dorothee Dzwonnek, Generalsekretärin der DFG. Die Expertin lobte die Exzellenzinitiative als wertvollen Beitrag der Politik. Der Wettbewerb habe einen deutlichen "Systemeffekt" ausgelöst. Profitiert hätten nicht nur die geförderten Hochschulen, sondern alle Universitäten. Dzwonnek: „Es wird die Spitze gestärkt ohne die Breite abzusenken."