




Seit 2012 wird in Nordrhein-Westfalen an ausgewählten Realschulen Wirtschaft als eigenständiges Fach. 30 Schulen nahmen anfangs teil, 70 Schulen sind es mittlerweile. Die Begeisterung ist groß. So groß, dass sich die Lehrer NRW, eine Gewerkschaft, sogar dafür einsetzt, dass ein zu einem Pflichtfach gemacht werden soll. „Ich habe in den letzten Jahren nicht erlebt, dass sich eine Gruppe von Lehrern einer Sache mit so viel Herzblut annimmt“, lobt sie. „Sie wissen, die Zeit ist reif. Und die Schüler ziehen mit," sagt die Vorsitzende von Lehrer NRW, Brigitte Balbach gegenüber "Faz.net". Eine Garantie, dass der Versuch weitergeführt wird, gibt es nicht - die rot-grüne Landesregierung hat den Modellversuch nur für ein Jahr verlängert. Viel wahrscheinlicher ist derzeit, dass ein Fach "Verbraucherbildung" eingeführt wird, das unter anderem dann auch Konsum, Ernährung, Gesundheit und Verantwortung abdecken soll. Dabei bräuchten die Schüler einen "systematischen Zugang zu ökonomischem Wissen", so Balbach in dem Interview.
2000 haben Arbeitgebervereinigung BDA und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ein Memorandum veröffentlicht, in dem die Einführung eines Schulfaches Wirtschaft in den allgemeinbildenden Schulen in allen Jahrgangsstufen gefordert worde und speziell dafür ausgebildete Lehrer - eine Integration in andere Fächer, etwa in Erdkunde oder Sozialkunde sei unzureichend. Mittlerweile hätten sich die Gewerkschaften, so der Oldenburger Professor für ökonomische Bildung, Dirk Loerwald, von der flächendeckenden Einführung verabschiedet. Die Wirtschafts- und Finanzkrise haben einen Sinneswandel bewirkt - die Angst vor dem Neoliberalismus zugenommen. Deshalb sprechen sich DBG oder auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gegen ein eigenständiges Fach aus - eine einseitige Vereinahmung durch Ökonomen sei schließlich nicht auzuschließen.