Axel Leisenberg, ENA
Axel Leisenberg hat sein Abitur in Erfurt gemacht und anschließend an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft studiert. Anschließend zog er fürs Studium nach Frankreich. Vor wenigen Tagen hat der 28-Jährige sein Studium an der Elite-Uni École nationale d'administration (ENA) beendet. Viele namhafte Politiker und Spitzenbeamte haben diese traditionelle Verwaltungshochschule besucht.
Darum ENA
Bereits während meines Bachelorstudiums habe ich ein Auslandssemester in Frankreich verbracht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich meinen Master auch in Frankreich gemacht habe: in Straßburg an der Sciences Po, die für Politikwissenschaftler eine echt gute Adresse ist. Danach hatte ich das Glück, auch meinen ersten Job in Frankreich zu finden: Knapp zwei Jahre lang habe ich in der Verwaltung einer Pariser Universität gearbeitet.
Da wollte ich aber noch ein bisschen weiterkommen. Ich hatte mich gut in Frankreich eingelebt und konnte mir vorstellen, in Frankreich zu bleiben. Andererseits konnte ich mir auch vorstellen, irgendwann nach Deutschland zurückzukehren. In Deutschland herrscht in der Verwaltung allerdings ein Juristenmonopol: Da als Nicht-Jurist reinzukommen, ist relativ schwierig. Die ENA ist in Frankreich die Top-Elite-Universität für zukünftige Spitzenbeamte. Sie bietet auch ein internationales Programm an: dafür werden 30 internationale Studenten aufgenommen, darunter drei aus Deutschland – zusätzlich zu den gut 90 französischen Studenten, die an der ENA studieren.
Das Auswahlverfahren
Für Deutsche ist die einzige Möglichkeit, an die ENA zu kommen, die Aufnahme in das Stipendienprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Ich habe deshalb sowohl das Auswahlverfahren der ENA durchlaufen, als auch das Verfahren des DAAD. Für beides musste ich zunächst eine klassische Bewerbung mit Motivationsschreiben schreiben. Für die ENA musste ich dann noch zusätzlich eine Aufnahmeprüfung für internationale Studenten bestehen.
Diese Prüfung dauert einen ganzen Tag lang: wir mussten unter anderem einen Aufsatz schreiben, zum Beispiel zu Frankreichs Rolle in der Welt. Außerdem wurde Wissen über die französische Verwaltung, rechtliche und ökonomische Fragen, internationale Beziehungen und zur Europäische Union abgefragt. Das waren teilweise Multiple Choice-Fragen, zum Beispiel: „Wie hoch ist Frankreichs Staatsverschuldung?“ Zusätzlich gab es noch einen schriftlichen Sprachtest, in dem wir Lückentexte ausfüllen und einen weiteren Aufsatz schreiben mussten. Allerdings mussten wir schon im Vorfeld der Bewerbung Sprachkenntnisse auf C1-Niveau nachweisen. Ein paar Monate später gab es noch ein mündliches Auswahlverfahren in der französischen Botschaft in Berlin, vor einer binational zusammengesetzten Auswahlkommission. Insgesamt hat sich der Bewerbungsprozess über ein halbes Jahr hingezogen. Dann kam endlich die Zusage.
Das Studium
Insgesamt dauert das Studium an der ENA knapp eineinhalb Jahre. Zuerst gibt es einen Einführungsmonat in Straßburg – zum gegenseitigen Kennenlernen und Vorbereiten auf das Praktikum. Dann folgt ein viermonatiges Praktikum in der französischen Verwaltung – ich war in der Ständigen Vertretung Frankreichs bei der EU in Brüssel und durfte miterleben, wie EU-Gesetze verhandelt werden, wie die französische Position in Verhandlungen entsteht und wie man versucht, diese umzusetzen. Das war der spannendste Teil des ganzen Programms, denn da war ich richtig involviert und konnte überall hineinschnuppern. Allerdings war es auch eine intensive Zeit: ich habe täglich von 8 Uhr morgens bis 20 Uhr abends gearbeitet. Ich musste mir das Praktikum nicht selbst suchen: Stattdessen hat die ENA uns Praktikumsplätze vermittelt. Nach dem Praktikum ging es dann wieder nach Straßburg.