HHL-Rektor Andreas Pinkwart "Der deutsche MBA-Markt ist völlig unterentwickelt"

Der ehemalige FDP-Spitzenpolitiker Andreas Pinkwart ist seit wenigen Wochen neuer Rektor der Handelshochschule Leipzig (HHL). In seinem ersten Interview spricht er über die wichtigsten Ziele.

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Rektor der Handelshochschule Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Herr Pinkwart, eines muss man Ihnen lassen - Sie haben ein gutes Timing.

Pinkwart (lacht): Danke für die Blumen. Ich weiß natürlich, worauf Sie anspielen…

Sie waren immerhin acht Jahre Landesvorsitzender der FDP in Nordrhein-Westfalen – derzeit geht es der gesamten Partei alles andere als gut. Sind Sie erleichtert, der Politik jetzt den Rücken zu kehren?

Pinkwart: Ich bin froh über meine neue Aufgabe. Das hat aber weniger mit meiner Partei zu tun, der ich mich natürlich weiter verbunden fühle – sondern damit, dass ich als Rektor der HHL eine der traditionsreichsten Business Schools weltweit leite.

Ihr neues Amt haben Sie Anfang April angetreten, doch schon seit dem vergangenen Oktober steht Ihr Wechsel fest. Wie haben Sie sich auf den neuen Job vorbereitet?

Pinkwart: Gemeinsam mit dem neuen HHL-Kanzler Axel Baisch habe ich wichtige Vorbereitungen bereits vor Amtsantritt treffen können. Außerdem habe ich mich mit vielen Kollegen von anderen Universitäten im In- und Ausland unterhalten. 

Was steht denn auf Ihrer To-Do-Liste weit oben?

Pinkwart: Mir geht es vor allem darum, an der HHL die Stärken zu stärken…

…da spricht der Politiker. Geht es auch etwas konkreter?

Pinkwart: Die HHL hat ihre Stärken eindeutig im Master-of-Science- und MBA-Bereich, und diese wollen wir ausbauen. Außerdem wollen wir unser Forschungsprofil schärfen und als Institution wachsen, wobei für uns stets die Qualität im Vordergrund steht.

Immer wieder wird kritisiert, dass die HHL eine relativ kleine Uni ist. Wollen Sie das ändern?

Pinkwart: Natürlich wollen wir die Anzahl der Studierenden erhöhen. Wir bauen beispielsweise die Anzahl der Professuren aus, das ermöglicht uns größere Jahrgänge. Erste Schritte sind hier bereits getan. Wir starten mit einem neuen von der Deutschen Bank finanzierten Stiftungslehrstuhl für Innovationsmanagement und Entrepreneurship.

Ein Bachelor-Studiengang bieten Sie derzeit nicht an. Das wäre doch eine gute Gelegenheit, die Zahl der Studierenden zu erhöhen.

Pinkwart: Wir sehen unsere Stärken eindeutig in der Graduiertenausbildung einschließlich des Promotionsstudiums sowie der Executive Education. Die exzellente General Management-Ausbildung zielorientierter, verantwortungsvoller und unternehmerisch denkender Führungspersönlichkeiten bleibt unser Alleinstellungsmerkmal.

Der MBA wurde in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert, insbesondere seit dem Ausbruch der Finanzkrise. Wie sehen Sie die Zukunft der Weiterbildung?

Pinkwart: Ich bin davon überzeugt, dass der Markt für hochwertige MBA-Programme in Deutschland völlig unterentwickelt ist. Mit der Bologna-Reform wächst die Anzahl der Berufseinsteiger mit Bachelorabschluss in unterschiedlichen Fächern. Der MBA bietet den besten Nachwuchskräften später Aufstiegschancen ins internationale Management. Hier sehe ich ein Riesenpotenzial. 

Konzentrieren Sie sich also auf den Vollzeit-MBA?

Pinkwart: Keineswegs. Gerade die Business Schools müssen Vorreiter beim familienfreundlichen Studium sein. Daher wollen wir an der HHL noch stärker als bisher den Teilzeit-MBA fördern – um Führungsnachwuchs mit Familie bessere Aufstiegschancen zu eröffnen. 

Werden Sie dafür den Lehrplan ändern?

Pinkwart: Definitiv. Der Unterricht im Teilzeit-MBA findet größtenteils an Wochenenden statt. In Zukunft soll es weniger, aber dafür längere Einheiten geben. Außerdem wird auch die Betreuung vor Ort noch besser werden.

Das hört sich alles gut an – allerdings macht die HHL seit Jahren Verluste…

Pinkwart: …die Finanzkrise war sicherlich für alle privaten Hochschulen weltweit nicht einfach. Aber wir sind mit einer neuen Führung angetreten, um die Top-Ausbildung an der HHL künftig auch auf eine breitere Basis zu stellen.

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