Dort, wo im 18. Jahrhundert noch die Kurfürsten residierten, lauschen heute Studentinnen und Studenten in Hörsälen Vorlesungen und büffeln in Seminarräumen für Klausuren. Die Universität Mannheim nutzt weite Teile des Mannheimer Schlosses. Curriculum im Prunkbau statt im Betonklotz. Nach Versailles ist Mannheim das zweitgrößte Barockschloss Europas. Doch es besitzt exakt ein Fenster mehr als Versailles. So wollten es die Kurfürsten.
Auch der 1907 gegründeten Hochschule mangelt es keinesfalls an Selbstbewusstsein. In der Vergangenheit belegte die Universität immer wieder Spitzenplätze in diversen Hochschulrankings – allen voran in der Betriebswirtschaftslehre (BWL). Die BWL-Studenten tummeln sich heute im Ostflügel des Schlosses.
Wirtschaft ist in Mannheim allgegenwärtig. Schon am Haupteingang begrüßt der Schriftzug „WIRTSCHAFTSHOCHSCHULE“ in großen, goldenen Lettern alle Studenten. „Wir statten Sie mit den notwendigen Fähigkeiten aus, um in der Zukunft einen Unterschied zu machen“, heißt es in einem Imagevideo zum Mannheimer BWL-Studium. Seit 100 Jahren bildeten sie hier zukünftige „Leader“ aus: Claus Wellenreuther, einer der fünf Mitgründer des Softwarekonzern SAP, studierte zwischen Rhein und Neckar BWL. Und auch junge Unternehmerinnen wie Lea-Sophie Cramer, Gründerin von Amorelie, machten hier ihren Abschluss.
Allerdings: Seit dem Jahr 2021 geht es für die Universität ausgerechnet in der Paradedisziplin abwärts. Damals belegte Mannheim noch die Spitzenposition im Hochschulranking der WirtschaftsWoche. 2022 verdrängte die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) Mannheim auf den zweiten Platz. Und in diesem Jahr reicht es nur noch für den vierten Platz.
Die Employer-Branding-Beratung Universum erstellt das Hochschulranking für die WirtschaftsWoche und hat dafür zwischen Februar und März 2023 mehr als 500 Personalverantwortliche von Unternehmen mit zehn bis mehr als 1000 Beschäftigten befragt. Um herauszufinden, an welchen Universitäten und Fachhochschulen (FH) sie ihre Mitarbeiter am liebsten rekrutieren – und worauf sie dabei achten.
Die LMU in München belegt in diesem Jahr wieder den Spitzenplatz. 19,4 Prozent der befragten Personaler gaben an, ihre jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der LMU zu rekrutieren. Die Berliner Humboldt-Universität sprang von dem fünften Rang in 2022 auf den zweiten Platz. Mit der Universität Hamburg und der RWTH Aachen schafften es im Vergleich zum Vorjahr auch zwei neue Hochschulen in die Top-Ten.
Bestseller Betriebswirtschaft
Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts waren im Wintersemester 2021/2022 mehr als 240.000 Menschen für BWL eingeschrieben – so viele wie in keinem anderen Fach. Und vom zweitbeliebtesten Studienfach, der Informatik, trennt die Betriebswirtschaftslehre ein Vorsprung von gut 100.000 Menschen.
BWL gilt noch immer als Fundament für die Managementlaufbahn, vielerorts firmieren die BWL-Fakultäten an den Hochschulen inzwischen als Business Schools. Die Lehre, die in ihrem allgemeinen Teil zumeist aus Vorlesungen wie Buchhaltung, Marketing, Finanzierung, Wirtschaftsethik sowie Mikro- und Makroökonomie besteht, erweitern viele Unis gerade um grüne Inhalte wie Energiewirtschaft und Umweltrecht. In Mannheim können Studenten einen Master in Sustainability and Impact Management machen. In Kassel nennen sie es Nachhaltiges Wirtschaften, in Köln Nachhaltigkeitsmanagement.
Im Schatten der großen Universitäten avancierten inzwischen auch einige Fachhochschulen zu Kaderschmieden der nächsten Managergeneration. Bei den FHs belegt in diesem Jahr die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) den ersten Platz im Hochschulranking. Noch im Vorjahr führte die ESB Business School aus dem baden-württembergischen Reutlingen das Ranking an. In diesem Jahr reichte es nur für den zweiten Platz.
Berlin ist mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) gleich zwei Mal in den Top Ten vertreten. Und auch zwei Hochschulen aus München – die Hochschule München und die Munich Business School – schafften es unter die besten zehn.
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