




Deutsche Schüler, die eine hohe Lesekompetenz aufweisen, machen lediglich einen Anteil von 9,5 Prozent aus; gute Mathematikkenntnisse haben nur 5,2 Prozent der Schüler. Zum Vergleich: In Russland und Singapur haben 19,3 beziehungsweise 24,4 Prozent der Schüler gute Lesekenntnisse . Der Stadtstaat Singapur ist auch in Mathematik an der Spitze: 42,9 Prozent der Schüler verfügen über ein fortgeschrittenes Leistungsniveau, bei dem die Kinder komplexe Probleme lösen und ihr Vorgehen erläutern können.
„Das veranlasst einen zur Sorge. Wir vergeuden unsere Talente“, sagte Bos zu diesem Unterschied. „Das gilt für Lesen, für Mathematik und für die Naturwissenschaften.“
Immer mehr Kinder lesen gerne und oft
20 Minuten Lesen am Bett machen den Unterschied: Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Lesekompetenz besteht nach wie vor in Deutschland, er hat sich seit 2001 kaum verändert. Ein Beispiel: Ein Kind, das mehr als 100 Bücher besitzt, verfügt über ein Lernjahr mehr Lesekompetenz als ein Kind das weniger als 100 Bücher verfügt.
Auch bei deutschen Migrantenkindern ist die Lesekompetenz schwächer als bei ihren Altersgenossen, sie hat sich jedoch seit der letzten Erhebung 2006 nicht verschlechtert. Jedes dritte Kind das zuhause nicht oder wenig Deutsch spricht, erzielt nach wie vor Leistungen unterhalb des Durchschnittsniveaus. Dabei fanden die Tests nach Angaben von Wilfried Bos unter „erschwerten Bedingungen" statt: 2011 seien sechs Prozent mehr Kinder mit Migrationshintergrund in den Schulen gewesen. „Man kann schwerlich von Parallelgesellschaft sprechen“, sagte Bos in diesem Zusammenhang. „Es sind gerade 4 Prozent unserer Migranten, wo zuhause nie Deutsch gesprochen wird.“
Beim Lesen räumten die Wissenschaftler zudem mit Vorurteilen auf. Denn immer mehr Kinder lesen gerne und oft - ungeachtet aller Warnungen vor einer verkümmernden Lesekultur wegen Fernsehen und Internet. Nie außerhalb der Schule lesen nur noch 11 Prozent. „Unsere Kinder lesen viel, und sie lesen gerne“, sagte Bos. „Das ist eine große Leistung unserer Grundschulen und auch unserer Elternhäuser.“ Die Lesemotivation sei hoch.
Diese Motivation kann noch weiter gefördert werden. Nach Angaben der Lehrer, die in der Studie befragt wurden, liegt der Anteil der Schüler, die Bedarf nach Förderunterricht haben, bei 23,1 Prozent. Doch nur 10,7 Prozent der Schüler erhalten diesen Unterricht tatsächlich auch.
Ob es an den geringen Ausgaben liegt, die Deutschland jedes Jahr in die Bildung pumpt? In die primäre Bildung gibt der deutsche Staat nach Unesco-Angaben nur 0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus – der EU-Schnitt liegt dagegen bei 1,2 Prozent. Insgesamt summieren sich die deutschen Bildungsausgaben auf 4,6 Prozent des BIPs.
Mit Material von dpa