Junge Gründer Wie Unis und Start-ups voneinander profitieren

Berlin: Universitäten profitieren von jungen Gründern Quelle: bpw.de Leo Seidel

Die Gründungszentren der Berliner Universitäten machen Start-ups reif für die Hauptstadt. Das tun sie nicht ohne Eigennutz. Ein Ökosystem mit Erfolgsgeschichte.

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Ein Koloss aus Stahl wartet am Ende des Gebäudes Nummer 17 hinter einer tonnenschweren Tür. Der Lastenfahrstuhl aus dem Jahr 1909 schleppt sich auf Knopfdruck langsam in den fünften Stock. Der Lastenfahrstuhl ist Lutz Klokes Liebling. „Hier hat man für den klassischen Elevator-Pitch plötzlich eine Minute und zehn Sekunden, statt der sonst üblichen 30 Sekunden Zeit“, sagt der Gründer und lacht. Das scheint zu klappen: 30 Kunden hat sein Start-up Cellbricks bereits mit dem Druck von Miniorganen herangezogen.

Die kleine Firma hat ihren Sitz in dem Gebäude eines ehemaligen Gewerbehofes. Hinter der Backsteinfassade verbergen sich modernste Laborräume, in denen die Cellbricks-Angestellten an Mini-Organen aus dem 3D-Drucker tüfteln. Der Unterschied zu anderen Tech-Start-ups: Das Cellbricks-Team arbeitet und forscht in den Räumen des Instituts für medizinische Biotechnologie der Technischen Universität Berlin. Weiße Kittel hängen vor Laborräumen, in denen Männer und Frauen an Computern, vor Maschinen und Mikroskopen sitzen. Die menschlichen Zellen, die hier in Petrischalen liegen, ahmen echte Zellen im menschlichen Körper so gut nach, dass Tierversuche der Vergangenheit angehören könnten.

Das 2015 gegründete Unternehmen ist eine von 750 noch bestehenden Ausgründungen des Center for Entrepreneurship der TU Berlin, kurz CfE. Es ist die Adresse für Absolventen, die überzeugt sind, dass ihre Idee das nächste große Ding sein könnte. Wer sich in die Hände des CfE begibt, lernt alles vom Business-Plan bis zum Geldeinsammeln bei Investoren. Gründungszentren wie das CfE der TU Berlin oder Humboldt-Innovation der Humboldt Universität Berlin investieren hohe Summen, Zeit und Geduld in die Gründungsförderung. Doch das tun sie nicht bloß aus Herzlichkeit. Sie hoffen, langfristig von ihren Start-ups profitieren zu können.

Das sind Deutschlands beste Unis
Das RankingFast 19.000 Studiengänge an knapp 400 Hochschulen gibt es in Deutschland. Bei so viel Auswahl tauchen schnell Fragen auf: Welche Uni oder Fachhochschule ist die beste? Welche verschafft mir den besten Start in die Karriere? Orientierung bietet dabei das exklusive Hochschulranking der WirtschaftsWoche. Mehr als 500 Personalverantwortliche fragte der Personaldienstleister Universum Global danach, von welchen Universitäten sie in verschiedenen Fächern am liebsten Absolventen rekrutieren. Die Top-Unis in den Bereichen BWL, VWL, Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftsinformatik, Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik und Naturwissenschaften im Überblick.Das große WirtschaftsWoche-Hochschulranking 2018 mit allen Ergebnissen für Universitäten und Fachhochschulen finden Sie hier. Quelle: dpa
RWTH Aachen Quelle: RWTH Aachen/Peter Winandy
RWTH Aachen Quelle: dpa
RWTH Aachen Quelle: RWTH Aachen/Peter Winandy
Ludwig-Maximilians-Universität München Quelle: imago images
LMU München Quelle: LMU/Jan Greune
Uni Mannheim Quelle: Universität Mannheim/Norbert Bach

„Unternehmensgründungen sind schick und hip geworden“, sagt Jan Kratzer. Der Professor leitet das Fachgebiet für Entrepreneurship und Innovationsmanagement der TU Berlin. Absolventen könnten natürlich auch zu Siemens gehen. Die TU Berlin möchten den Studenten aber mitgeben, dass sie es ja auch einfach selbst versuchen könnten. Die Angst vor dem Scheitern und die Sehnsucht nach Sicherheit sind laut Kratzer noch sehr groß. „Viele gehen trotzdem lieber erst in ein großes Unternehmen, arbeiten, verdienen Geld und denken dann über eine Gründung nach“, sagt Kratzer. Doch wer erst Jahre nach dem Abschluss gründet, fällt aus der Statistik des CfE heraus. Dabei sprechen die Ergebnisse derjenigen, die in der Statistik landen, für sich: 253 Unternehmen von TU-Gründern erwirtschafteten 2015 einen Umsatz von etwa 2,6 Milliarden Euro und beschäftigen etwa 18.400 Mitarbeiter. „Das ist ein enormer Wirtschaftsfaktor“, sagt Kratzer.

Um mit Hilfe der TU Berlin zu so einem Wirtschaftsfaktor zu werden, müssen potenzielle Gründer erst einmal an Karin Kricheldorff und ihrem Team vorbei. Auf ein Antragsformular im Internet folgt ein Telefonat, dann setzt die stellvertretende Leiterin des CfE den Trichter an. Pro Woche erreichen sie zwischen zehn und fünfzehn Anfragen. Die Hälfte der CfE-Start-ups schafft es bereits im ersten Geschäftsjahr in die Gewinnzone.

Viele andere scheitern dagegen bereits im Telefongespräch. Manche Teams haben laut Kricheldorff ihre Idee noch nicht weit genug entwickelt, haben noch keinen Mentor von der Universität oder erfüllen sonst irgendein Kriterium nicht. Wer am Telefon überzeugt, darf seine Idee vor einer kleinen Jury vorstellen. Von den 15 Bewerbungen in der Woche bleiben aufs Jahr gerechnet 30 Unternehmen übrig – also rund vier Prozent. „Eine Einladung zum Auswahlpitch ins CfE führt also noch lange nicht zur Zusage“, sagt Kricheldorff.

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