




Deutschland in der Klausurphase: Landesweit sind die Uni-Bibliotheken überfüllt - und das nicht nur tagsüber. Immer mehr Universitäten bieten sogenannte lange Lernnächte an, unter dem Motto: 24 Stunden lang pauken, angetrieben von Energy-Drinks und Schokoriegeln. Dabei ist genau das falsch, sagt der Psychoanalytiker Hans-Werner Rückert: „Solche heroischen Nachtaktionen sind nicht hilfreich und eher ein Mittel zur Selbstberuhigung: Üben ist nun mal ein langfristiger Prozess.“
Es ist das Problem vieler Studenten: Sie investieren zwar subjektiv viel Aufwand in die Klausurvorbereitung, der Lernertrag ist aber gering. Grund dafür ist oft die falsche Lerntechnik. Dabei gibt es effiziente Wege, um mehr Information in kürzerer Zeit zu verarbeiten.
Unsere Lern-Tipps
Viele haben Probleme, Lernziele umzusetzen. Überlegen Sie sich genau, was Sie lernen wollen, und teilen Sie sich den Stoff in Häppchen auf - besser viele kleine Schritte als wenige große. "Ich will spanisch lernen" ist kaum zielführend. "Ich will jeden Samstag vor dem Frühstück zehn neue Vokabeln lernen" schon eher. So erleben Sie schneller Erfolge und bleiben länger motiviert.
E-Mails, Termine, Besprechungen - der Berufsalltag lenkt unser Oberstübchen ständig ab. Deshalb sollten Sie sich Gelerntes regelmäßig aufschreiben, aufsagen oder anderen erklären.
Klingt seltsam, hilft aber tatsächlich. Ein gesunder Schlaf ist extrem wichtig für ein besseres Gedächtnis. Studien, etwa der Universität von Kalifornien, zeigen: Wer sich mittags 20 Minuten hinlegt, steigert sein Denkvermögen gegenüber Nichtschläfern. Offenbar leert das Nickerchen das Kurzzeitgedächtnis und schafft Platz für neue Informationen.
Das Wichtigste ist, vorauszuplanen: Studenten sollten sich einen Lernplan erstellen und ihre Klausurvorbereitung genau auflisten. „Es wäre klug, sich für jeden Tag genaue Notizen machen: Was will ich lesen, wie viel will ich lesen – und was möchte ich am Ende dabei gelernt haben?“, sagt Hans-Werner Rückert.
Mehr als sechs Stunden lernen bringt nichts
Hilfreich ist es, sich dabei nicht zu viel vorzunehmen: Konzentriertes Arbeiten ist nur etwa sechs Stunden am Tag möglich – und auch das nur mit Pausen. „Dafür ist unser Biorhythmus verantwortlich“, sagt Lerncoach Martin Krengel. „Unsere Schlafphasen sind jeweils 90 Minuten lang, genau wie unsere Konzentrationsspanne.“ Alles was darüber hinausgehe, führe nur zum „Lernkater“. Deshalb ist es nützlich, sich immer Puffertage im Plan zu lassen, um den Lernstress gering zu halten.
Und auch Belohnung der eigenen Lernleistung muss sein. „Ich kann mir auch hier für jeden Tag Ziele setzen: Zum Beispiel, dass ich am Abend ins Kino gehe“, sagt Rückert. „So vermeide ich dann die kleinen Lernfluchten zwischendurch.“





Wer erstmal gut organisiert ist, kommt später gar nicht erst in die Versuchung, die Nächte durchzumachen. Schlaf ist gerade in der Klausurphase kostbar, denn das Gelernte wird vom Gehirn in der Nacht verarbeitet und im Langzeitgedächtnis verankert. Deswegen ist es übrigens auch sinnvoll, Inhalte vor dem Einschlafen nochmal zu wiederholen. „Das ist eine gute Technik, um Fakten und Vokabeln zu festigen“, sagt Martin Krenge
Ohnehin sollte der Stoff in regelmäßigen Abständen nochmal durchgegangen werden. Das heißt aber nicht, Texte einfach mehrmals zu lesen: „Ich muss den Inhalt nochmal in meine eigenen Worte fassen oder ihn mir mit Schaubildern verdeutlichen“, sagt Krengel. „Denn was ich erklären kann, habe ich auch verstanden – und andersherum.“
Austausch mit anderen hilft
Doch auch neben dem aktiven Lernen kann Wissen noch weiter vertieft werden, zum Beispiel durch den Austausch mit anderen Studenten. Der ist in doppelter Hinsicht hilfreich: Auf der einen Seite ist es gut, nochmal über den gelernten Stoff zu reden. Das hilft dabei, ihn im Langzeitgedächtnis zu festigen. Auf der anderen Seite wird dadurch auch der eigene Lernstand auf die Probe gestellt. Wie weit sind die anderen? Wie gut bin ich im Thema drin? Gespräche mit den Kommilitonen helfen dabei, den eigenen Lernplan zu hinterfragen und notfalls anzupassen.
Und wer trotz all dieser Tipps in Zeitnot gerät, kann immer noch ein paar Last-Minute-Techniken anwenden: „Dann hilft eine Survival-Zusammenfassung: Das Klausurwissen auf nur eine Seite komprimiert und mit Anmerkungen versehen“, sagt Krengel. Vorausgesetzt, es ist schon ein wenig Wissen vorhanden.
Ansonsten bleibt dann nur, die Ruhe zu bewahren: „Werfen Sie die Karteikarten weg und entspannen Sie sich, sonst versetzen Sie sich selbst in Panik“, sagt Hans-Werner Rückert. „Und sehen Sie es olympisch: Dabei sein ist alles.“