MBA Business Schools in der Sinnkrise

Seite 3/3

MBA-Abschlussfeier in den USA Quelle: AP

Das Umdenken wirkt sich bereits auf die internationalen Ranglisten aus. In der rankingverliebten Welt der Business Schools gibt es schon Ansätze, nach neuen Kriterien zu bewerten — etwa das Internet-Portal „Beyond Grey Pinstripes“. Dort werden die Schulen danach aufgelistet, in welchem Umfang soziale, ethische und umweltpolitische Probleme in den Hörsälen zur Sprache kommen — und nicht nach Einstiegsgehältern oder Zufriedenheit der Personalchefs.

In der alternativen Liste des Aspen-Instituts tummeln sich nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Columbia oder Stanford – sondern auch Schulen, die MBA-Interessierte bislang wohl eher nicht auf dem Radar hatten: die Copenhagen Business School etwa, die finnische Jyvaskyla-Universität oder die katholische Duquesne Universität in Pittsburgh. 

Ergebnissorientierte Praxis statt zielloses Pauken

Für den MBA-Kritiker Birger Priddat ist diese Öffnung der richtige Weg. Denn Manager-Ausbildung sei vor allem eine Frage von Bildung und Vielfalt. Die lebt der umtriebige Forscher, der nicht nur VWL, sondern auch Philosophie studiert hat, selbst vor. Priddat vermeidet – wenn möglich – Lehrbücher und gibt seinen Studenten vor allem ökonomische und philosophische Klassiker zu lesen. Anregung sei wichtig, reflektieren, lernen zu urteilen, sagt er. Die Uni sei dafür „einer der letzten Freiräume“.

An der Insead Business School im französischen Fontainebleau steht für diesen Wandel das „Social Innovation Centre“. Dort wird neuerdings nicht nur die Lehre zu Themen wie Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung gebündelt; die Studenten verwalten auch Kontakte zu den Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen, absolvieren Praktika bei Entwicklungsprojekten oder organisieren Workshops. Die neue Profilierung gelingt: In der „Beyond Grey Pinstripes“-Rangliste landete die Schule auf Platz sieben in Europa.

  Studien zeigen aber auch, dass gesellschaftliche Verantwortung, intellektuelle Herausforderung und kreatives Arbeiten bei den MBA-Studenten selbst immer höher im Kurs stehen. 

Einer von ihnen ist Lukas Welser. Der 33-Jährige macht seinen MBA gerade an der Mannheim Business School (MBS). Von Beginn an arbeitet er in einem internationalen Team. Ihr Ziel ist es, innerhalb des MBA-Jahres ein soziales Projekt auf die Beine zu stellen – das ist seit Kurzem Pflicht an der MBS. Welsers Truppe hilft nun einem Jugendzentrum in Ladenburg nahe Mannheim bei der Organisation, dem Marketing und einem neuen Internet-Auftritt. 

 Einfach war das zu Beginn nicht. Die Studenten mussten bei den Betreibern zunächst Skepsis und Widerstände überwinden. Welser betrachtet das aber als eine wichtige Erfahrung. Weit weg vom Lehrbuch – nah dran an der Wirklichkeit.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%