
In der Welt des ultrakonservativen US-Nachrichtenportals Breitbart News gibt es nur deshalb wenige Frauen in der Tech-Branche, weil sie bei Vorstellungsgesprächen einfach schlechter abschneiden. Verhütung macht Frauen unattraktiv und verrückt und Clinton-Beraterin Huma Abedin ist eine saudische Spionin. Mit verdrehten Fakten, haltlosen Behauptungen und viel Meinung hat Breitbart News Trump-Wähler mobilisiert. Zum Dank wurde der Gründer der Nachrichten-Seite, Steve Bannon, von Trump als Strategiechef ins Weiße Haus geholt.
Doch wie kann es sein, dass Millionen von Menschen für bare Münze nehmen, was sich in wenigen Minuten Online-Recherche als falsch entlarven lässt? Eine aktuelle Studie der Stanford History Education Group zeigt, dass bereits Schülern und Studenten grundlegende Kompetenzen bei der Beurteilung von Online-Medien fehlen.
„Unsere ‚digital natives‘ mögen zwischen Facebook und Twitter hin und herwechseln können, während sie gleichzeitig ein Selfie bei Instagram hochladen und einem Freund texten“, schreiben die Studien-Autoren bitterböse. „Doch die Fähigkeit junger Leute, Schlüsse aus Informationen aus dem Internet zu ziehen, lässt sich in einem Wort zusammenfassen: trostlos.“





Die Stanford-Forscher haben eine Reihe von Tests für Schüler und Studenten zwischen zehn und 20 Jahren entwickelt, um die Online-Medienkompetenz der jungen Leute zu messen. Insgesamt 7800 Schüler und Studierende nahmen an den Tests teil, von privilegierten Vorstadt-Schulen und Elite-Unis ebenso wie von staatlichen Massen-Unis und Schulen in sozialen Brennpunkten. Doch die mangelnde Medienkompetenz trete in einer „überraschenden und verstörenden Regelmäßigkeit“ über Alters- und Schulgrenzen hinweg auf, schreiben die Forscher.
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So sollten Schüler im Alter zwischen zehn und 14 beispielsweise auf einem Screenshot der Nachrichtenseite Slate redaktionelle Inhalte und Werbung markieren und ihre Antworten begründen. Immerhin drei Viertel erkannten traditionelle Werbebanner auf der Seite. Doch nur jeder fünfte Schüler ahnte, dass sich hinter der Bezeichnung „sponsored content“ ein werblicher Artikel verbirgt, der mit Journalismus nichts zu tun hat.
Älteren Schülern im Alter zwischen 14 und 18 wurde unter anderem ein Bild aus dem Foto-Netzwerk imgur vorgelegt, das deformierte Blumen zeigt. Das Bild wurde als Beweis dafür präsentiert, was radioaktive Strahlung bei Pflanzen anrichtet. Doch nur 20 Prozent der Schüler kamen auf die Idee, die anonyme Bildquelle zu hinterfragen oder den fehlenden Beweis zu bemerken, dass das Bild tatsächlich in Fukushima aufgenommen wurde.
Von den College-Studenten verlangten die Forscher noch komplexere Aufgaben: Sie sollten beispielsweise die Seriosität eines Twitter-Beitrags beurteilen, in dem die Ergebnisse einer Umfrage unter Waffen-Besitzern in den USA geteilt wurden. Die Studenten sollten erkennen: Einerseits wurde die Studie von einem renommierten Umfrage-Institut durchgeführt.
Andererseits war der Auftraggeber der Studie eine politische Organisation. Doch zu diesem kritischen-reflektierenden Gedankengang war nur eine kleine Minderheit der College-Studenten fähig.
Angesichts dieser Ergebnisse kommen die Stanford-Forscher zu einem vernichtenden Urteil, was die Medienkompetenz von US-Schülern und Studenten betrifft. „Wenn es um Informationen geht, die durch die Kanäle der sozialen Medien fließen, lassen sie sich leicht täuschen.“