Nach dem Coronatief Hier finden Studenten einen Nebenjob

Beliebt trotz Maske: Nebenjobs in der Gastronomie sind bei Studenten seit jeher begehrt. Quelle: dpa

Minijobber oder Werkstudent, Haushaltshilfe oder selbstständiger Programmierer: Das Spektrum bei Studentenjobs ist riesig. Das gilt auch für den Aufwand bei der Jobsuche und die Bezahlung.

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Die Coronakrise trifft Studenten hart. Viele haben ihre Nebenjobs in der Gastronomie oder Veranstaltungsbranche verloren, dementsprechend groß ist die Nachfrage, während das Angebot an Stellen zurückgegangen ist. Mittlerweile scheint sich die Lage zum Wintersemester hin aber zu entspannen. Firmen suchen studentische Mitarbeiter und das nicht nur zum Auffüllen von Supermarktregalen. Und so lohnt es sich längst wieder, in die Suche einzusteigen.

In der Coronakrise läuft auch die Jobrecherche für Studenten überwiegend online ab. Jobmessen sind abgesagt, der Flurfunk in Zeiten der Online-Lehre verstummt. Die Internet-Jobbörsen hingegen sind gut gefüllt. Hier gibt es bekannte große Anbieter wie Indeed, Stepstone oder die Bundesagentur für Arbeit selbst. Mit dem Stichwort „Studentenjob“ kommt man allerdings in der Datenbank der Behörde nicht weit. Mehr Treffer gibt es mit „Werkstudent“ oder „Minijob“.

Jobportale für Studenten

Besonders leicht fällt die Suche auf Plattformen, die explizit auf Studenten ausgerichtet sind. Ein Anbieter ist das Stellenwerk der Universität Hamburg Marketing GmbH. Das lokale Jobportal ist mittlerweile in 14 Regionen in Zusammenarbeit mit örtlichen Hochschulpartnern verfügbar. Unternehmen suchen hier Minijobber (450-Euro-Basis), Teilzeitkräfte oder Werkstudenten.

Gefragt sind nicht nur ungelernte Aushilfen. In Hamburg war Anfang Oktober zum Beispiel eine Werkstudentenstelle in der Bildredaktion eines großen Zeitschriftenverlags ausgeschrieben. Sogar Kneipen suchen wieder vereinzelt studentische Hilfskräfte. In Berlin suchte Ärzte ohne Grenzen Studenten, die für 11 bis 16 Euro pro Stunde an Infoständen Spender anwerben. Dabei gilt übrigens immer: Mit Ausnahme einiger Praktika haben Studenten Anspruch auf derzeit 9,35 Euro Mindestlohn.

Auf dem Stellenwerk Hamburg waren Anfang Oktober insgesamt 250 Annoncen für Werkstudenten online. Nach dem Nachfrageeinbruch zu Beginn der Pandemie habe sich der Markt seit Juni wieder stabilisiert, berichtet René Vossen, Geschäftsführer des Portals. „Die Stelleninserate steigen mehr und mehr an, auch wenn wir weit entfernt von Vorjahreswerten sind.“

Studenten haben seiner Ansicht nach derzeit sogar vergleichsweise gute Aussichten. „Grundsätzlich sind studentische Mitarbeiter - hier vor allem Mitarbeiter mit Werkstudenten-Verträgen, so unsere Erkenntnis, gefragte Kräfte, da diese von der Kurzarbeit oft ausgeschlossen sind und mit schon bestehenden Verträgen voll eingesetzt werden müssen beziehungsweise können. Werkstudenten sind von der Versicherungspflicht in der Arbeitslosenversicherung befreit“, sagte Vossen.

Minijob und Zeitarbeit

Überhaupt keinen Corona-Rückgang beim Angebot an freien Stellen hat die Plattform „Minijob-Zentrale“ bei ihrer Haushaltsjob-Börse verzeichnet. Dort suchen bundesweit Privatpersonen beispielsweise Nachhilfelehrer, Babysitter, Umzugshelfer oder Haushaltshilfen für Familien und Senioren. Diese Tätigkeiten „sind sehr krisensicher“, meint Wolfgang Buschfort, kommissarischer Pressesprecher der Minijob-Zentrale, die zum Verbund der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See gehört. In der Coronakrise hätten fast eine Million Minijobber in der gewerblichen Wirtschaft ihren Job verloren: „In den Haushalten gab es keinen Rückgang.“

Mit neuen Auflagen wie etwa einem Gesundheitszeugnis müssen Studenten laut Buschfort nicht rechnen. „Auch ein Trend zu geringeren Löhnen ist nicht erkennbar“, sagte Buschfort. „Bei Haushaltsjobs liegt der Lohn meist über dem Mindestlohn, in Ballungsgebieten wie München oder Stuttgart sogar erheblich.“

Keine 450-Euro-Jobs gibt es derzeit hingegen wegen mangelnder Nachfrage bei der Personalvermittlung Studitemps. Studenten können sich stattdessen aber bei Zeitarbeitsfirmen anstellen und in geeignete Stellen vermitteln lassen. Auch Konzerne haben eigene Zeitarbeitsfirmen, etwa die Deutsche Bahn. Die suchte zuletzt studentische Aushilfen für die Fahrkartenkontrolle bei der S-Bahn München oder Wochenend-Unterstützung am Service-Bereich im Stuttgarter Hauptbahnhof. Der Konzern verspricht tarifvertragliche Bezahlung, Weihnachtsgeld, Urlaub und betriebliche Altersvorsorge.

Welche Art von Job ein Student sucht, sollte nicht unbedingt nur vom aktuellen Finanzbedarf abhängen. Minijobs werden zwar nicht aufs Bafög angerechnet und man muss keine Beiträge an die Arbeitslosenversicherung abführen. Im Gegenzug erwirbt der Student aber eben auch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Wer lange Zeit nur Minijobs verrichtet, hat später eine geringe Rente. Außerdem müssen sich Minijobber bis 450 Euro Monatsverdienst selbst krankenversichern. Sind sie unter 25 Jahre, werden sie von der Krankenversicherung der Eltern abgedeckt. Wer älter ist oder mehr verdient und vom günstigen Studentenbeitrag in der Krankenkasse profitiert, darf außerhalb der vorlesungsfreien Zeit nicht mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten.

Option Selbstständigkeit

Vollends flexibel werden Studenten, wenn sie sich nebenberuflich selbstständig machen. Auf selbstständige Studenten spezialisiert ist etwa die Plattform Freelance Junior. „Studierende, die selbstständig (meistens freiberuflich oder mit Kleingewerbe) arbeiten, haben wechselnde Auftraggeber, mehr Verantwortung und in der Regel deutlich höhere Einkünfte als bei klassischen Studentenjobs“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Paul Weinreich das Modell. Studenten verlangen auf der Plattform meist zwischen 20 und 60 Euro pro Stunde. Das Honorar geht laut dem Unternehmen komplett an die Freelancer, Auftraggeber zahlen für die Vermittlung 20 Prozent Servicegebühr.


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Programmierer und Designer sind bei Freelance Junior wie schon vor der Coronakrise am stärksten nachgefragt. „Das hat sich thematisch nicht groß geändert – eher mengenmäßig: Viele kleinere Läden benötigten plötzlich einen Online-Shop, Speisekarten in Gastronomiebetrieben sollten per QR-Code direkt auf dem Smartphone der Gäste erscheinen oder Mitarbeiter für nun plötzlich obligatorische Software geschult werden“, berichtet Weinreich.

Fachkenntnisse sind für Selbstständige zwar hilfreich, aber nicht obligatorisch. „Aktuell sucht beispielsweise ein AI-Startup nach Freelancern, die bei der manuellen Datenerfassung helfen“, erklärt Weinreich. Seine Plattform erlebt in der Coronakrise laut dem Gründer einen Boom. Die Zahl der Registrierungen habe sich zu Beginn der Krise im Vergleich zu den Vormonaten etwa verdreifacht und steige weiter. Aktuell seien gut 6000 studentische Freelancer auf der Seite registriert, die Projektanfragen von Unternehmen bewegten sich pro Monat im dreistelligen Bereich.

Die Nutzer arbeiten laut Weinreich derzeit mehr Stunden, haben ihre Honorare allerdings grundsätzlich nicht gesenkt. Aber: „Auffällig war, dass gerade zu Beginn der Coronakrise viele Studierende bereit waren, für besonders gebeutelte Unternehmen zu einem geringeren Satz zu arbeiten als sie es normal tun würden.“ Diese Rechnung kann sich für junge Menschen mit Blick auf den Start ins Berufsleben rechnen. Nutzer wollen ihm zufolge Erfahrungen sammeln, ihr Portfolio aufbauen und sich verwirklichen. Studenten müssten aber selbst entscheiden, was für sie wichtiger sei: Bezahlung oder Berufserfahrung. 

Mehr zum Thema: Die Absolventen dieser Fachhochschulen haben bei deutschen Unternehmen die besten Chancen – die Ergebnisse des WirtschaftsWoche-Hochschulrankings 2020.

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