PISA-Aufsteiger Deutschland Die Streber-Republik

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Die Maßnahmen nach dem PISA-Schock haben gegriffen

 

Die Länder mit den glücklichsten Schülern
Blick auf die isländische Hauptstadt Reykjavik Quelle: dpa
KasachstanDas zentralasiatische Steppenland steht nicht gerade für ein leistungsfähiges Schulsystem. Bei der Lesekompetenz schneiden die 15-jährigen Kasachen miserabel schlecht ab, untertroffen nur von Katar und Peru.  Doch sie sind umso glücklicher in ihren Schulen. Quelle: REUTERS
Eine Schülerin tanzt auf einer Parade am Independence Day in San Jose Quelle: REUTERS
Eine Frau schwenkt die Nationalflagge Mexikos Quelle: dapd
Schüler in Malaysia Quelle: dpa
Schüler in Kolumbien Quelle: dpa
Schüler in Thailand Quelle: dpa

Die gesammelten PISA-Studien zeigen damit einmal mehr die Geisteshaltung deutscher Bildungsexperten: Probleme werden analysiert, Optionen diskutiert und Maßnahmen ergriffen. Im neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhundert galten Deutsches Kaiserreich und Weimarer Republik als Brutstätten innovativer Schulsysteme. Hier entstanden anthroposophische Schulformen wie Waldorf und ganzheitliche Erziehungsinstitutionen wie Jenaplan. Der PISA-Schock 2000 rüttelte am deutschen Selbstverständnis einer leistungsorientierten Bildungsrepublik. Politik und Gesellschaft begriffen die Test-Ergebnisse der OECD daher als Schande. Eine führende Industrienation, die die klügsten Köpfe ihr eigen nennt, musste plötzlich erkennen, dass sie bildungspolitisch nur zum Mittelmaß zählte - und zum Teil nicht einmal das. Die OECD kritisierte damals vor allem eklatante Schwächen in der Lese-Kompetenz.

Inzwischen hat sich Deutschland aus der Schockstarre befreit. 2000 stand die empirische Bildungsforschung noch am Anfang, heute ist sie wichtiger Bestandteil der Politik. Die Entscheidungsträger setzten Bildungsstandards durch, ließen vergleichende Studien auch unter den Bundesländern zu, förderten die Lesekompetenz und Schüler aus bildungsfernen Schichten. Zudem begann ein schleichender Prozess des Aufbaus von Ganztagsschulen. Der Bund stieg ebenfalls in die Finanzierung ein.

Die Maßnahmen haben gegriffen. Heute steht Deutschland nicht nur besser da als der OECD-Durchschnitt, sondern auch besser als der Durchschnitt in Europa. Vor allem die Niederlande, die Schweiz, Finnland und Estland gelten auf dem Kontinent noch als Maß aller Dinge. Im Vergleich mit den großen Nachbarn wie Frankreich, Großbritannien und Italien zeigen die deutschen Schüler aber zum Teil deutlich bessere Kompetenzen in allen Bereichen.

Noch sind die Werte natürlich alles andere als zufriedenstellend. Deutschland gehört noch nicht zur internationalen Spitzenklasse. Vor allem die asiatischen Schüler sind den deutschen Pennälern zum Teil mehrere Schuljahre voraus.

Zudem kritisieren einige Bildungsexperten wie Volker Ladenthin überhaupt den Sinn von PISA und sehen unser Bildungssystem dadurch "in Gefahr". Lässt man PISA aber gelten und betrachtet die langfristige Entwicklung der einzelner Länder, so hat sich Deutschland wieder als Musterknabe bewiesen.

In gewisser Weise zeigt PISA auch die Reformstärke Deutschlands.

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