Privatschulen Deutschlands Eliteinternate: Was sie kosten und wer sie besucht

Schloss Salem – das Internat ist eines der bekanntesten hierzulande. Quelle: imago images

Sie lassen sich auf Wartelisten setzen und zahlen mittlere fünfstellige Summen: Warum immer mehr Eltern ihre Kinder auf teure Internate schicken und welches Angebot Schüler dort bekommen.

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Auf der Videoplattform TikTok gibt es Einblicke in viele Lebenswelten – auch in die einer Internatsschülerin. Eine Nutzerin zum Beispiel, knapp 13.000 Follower, beschreibt sich auf der Videoplattform TikTok als „German boardingschool student“ und zeigt dort ihren Alltag: Aufstehen, fertigmachen, kurz das Zimmer filmen. Frühstück mit Mitschülerinnen. Dazwischen immer wieder – und damit in einem deutlichen Unterschied zu anderen Gleichaltrigen – Aufnahmen des Schlosses Neubeuern, das seit 1925 eine Schule ist und inzwischen als eines der renommiertesten deutschen Internate gilt. Eltern zahlen knapp 50.000 Euro Schulgebühr pro Jahr.

Ihr zuletzt veröffentlichtes Video hat die Schülerin passenderweise mit dem Abba-Song „Money, Money, Money“ hinterlegt. In einem anderen Kurzfilm filmt sie ihre Anreise nach Neubeuern, man sieht eine Reisetasche der Luxusmarke MCM, einen Beutel mit Louis-Vuitton-Logo und den Zwischenhalt im Restaurant. Er hat über eine Million Aufrufe.

Janka Zöller kennt die Familien, die ihre Kinder auf die oft teuren Internate schicken. Sie ist Geschäftsführerin von Töchter & Söhne, einer Beratung für die Auswahl von Internaten, Summer Schools oder Universitäten. Alles Institutionen, die renommiert sind, in ihren Broschüren engmaschige Betreuung anpreisen – und hierzulande bis etwa 50.000 Euro pro Jahr kosten können.



„Das öffentliche Schulsystem ist für viele keine Option mehr“, berichtet Zöller. Als Folge rücken dann verstärkt die Privatschulen in den Fokus der Familien – und dazu gehören auch Internate. Die stünden finanziell meist gut da, seien digitalisierter und hätten „kleinere Klassen und motiviertere Lehrer“, sagt die Beraterin, also eine bessere akademische Betreuung. Gerade Schülerinnen und Schüler, die Schwierigkeiten wie zum Beispiel eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hätten oder besonders begabt seien und sich an öffentlichen Schulen langweilten, könnten von kleineren Klassen und mehr Angeboten profitieren.

Internate werden immer beliebter

„Internate verzeichnen in den vergangenen Jahren gestiegene Beliebtheit“, berichtet Ellen Jacob, Bundesgeschäftsführerin beim Verband Deutscher Privatschulverbände (VDP). Gerade bei beliebten Internaten gebe es Wartelisten und ein „enormes Interesse“, erklärt Jacob: Familien suchten internationale Abschlüsse und Angebote.

Für die Klientel, die ihre Kinder auf solche Schulen schicken, spielten auch andere Punkte eine Rolle: Eine „Statussache“ beispielsweise, erklärt Janka Zöller. Eltern wünschen sich, dass der Nachwuchs dort früh in ein Netzwerk hineinkomme. Außerdem förderten Internate, sich vom Elternhaus früh zu lösen. Andere könnten fernab des eigenen Zuhauses besser lernen. „Kinder lernen auch, Teil einer Gemeinschaft zu sein, Verantwortung zu übernehmen, Kompromisse einzugehen“, sagt Zöller.

Zöller sagt auch: „Der Begriff ‚Eliteinternate‘ ist in Deutschland sehr negativ geprägt, wenngleich Schulen wie Salem so genannt werden.“ Dennoch sei der Unterschied zu Privatschulen im angelsächsischen Raum groß: „Ein extremer Elitegedanke ist hierzulande in den Schulen nicht vorhanden.“

Die renommierten Internate kosten meist zwischen 40.000 und 50.000 Euro jährlich, hinzu kommen Aufnahmegebühren, die häufig zwischen 400 und knapp 2000 Euro liegen, sowie Nebenkosten für beispielsweise Kleidung, Unternehmungen oder Bücher. Neben dem besseren Betreuungsschlüssel gibt es meist verschiedene Sprach- und Musikkurse (die dann extra kosten) und ein breites Angebot an Aktivitäten – Schloss Salem bietet beispielsweise Bogenschießen, Chinesisch, Fechten, Kunsthandwerk, einen Mathe-Club und „Pre-Engineering“ an. Auch Handwerk lehrt die Schule: Angebote reichen von Schreinern, Fotografieren über Schmieden bis zu Schneidern.

Und Stipendien?

Deutschlands Internate können auch Schülerinnen und Schüler aus weniger gut betuchtem Hause besuchen – mit einem Teil- oder Vollstipendium. Schloss Salem teilte auf Anfrage mit, dass 20 bis 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Jahren mindestens ein Teilstipendium erhalten habe. Man sei bestrebt, den Anteil noch weiter zu erhöhen, heißt es außerdem. Wie hoch die Quote der Stipendiaten internatsübergreifend ist, sei nicht erfasst, heißt es vom VDP.



Schloss Salem berichtet außerdem von einer starken Nachfrage, weshalb man schon seit einigen Jahren Wartelisten für bestimmte Jahrgänge führe. Lehrkräfte akquiriere man „direkt am Markt“ und könne denen einen attraktiven Arbeitsplatz bieten inklusive umfangreicher Weiterbildung – und den Familien eine „hohe Unterrichtsgarantie“.

Schweizer Eliteinternate: Erlesener Kreis

Janka Zöller berät mit ihrem Team auch Familien, wenn es darum geht, eine Schule im Ausland zu besuchen. Gerade ein oder zwei „Terms“ auf einer der renommierten Privatschulen Englands sehen ihrer Erfahrung nach manche als Investition in die Bildung des Nachwuchses – für die ein Ärztepaar dann eben auf einen teuren Urlaub verzichtet.

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Schweizer Luxus-Internate hingegen seien nur für einen sehr kleinen, ausgewählten Kreis an Interessenten zugänglich – die Kosten übersteigen dann doch die allermeisten Budgets. „Dieses Geld spart man nicht einfach zusammen.“ So verlangen Schweizer Eliteinternate wie Le Rosey oder das Institut auf dem Rosenberg umgerechnet gut 140.000 Euro für ein Schuljahr.

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Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im April 2023 bei der WirtschaftsWoche. Er wurde am 11. August 2023 redaktionell aktualisiert.

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