Ranking Digitale Bildung Bei diesen Anbietern klappt die Fortbildung auch vom heimischen Sofa aus

Probier’s mal mit Gemütlichkeit! Wer sich für die digitale Lerneinheit motivieren will, sollte sich eine Umgebung schaffen, in der er sich wohlfühlt – etwa auf der Couch. Quelle: Depositphotos

Die Möglichkeiten, sich neben dem Job weiterzubilden, sind vielfältiger denn je. Doch motiviert zu Hause vorm Computer etwas zu lernen, gelingt nicht allen. Helfen können dabei virtuelle Klassenkameraden – und die Lieblingstasse.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Während der Coronapandemie suchte sich Jörg Zumbach ein neues Hobby – und machte online seinen Angelschein. Mit Erfolg? „Sagen wir mal so“, berichtet der Psychologe, „ich dürfte jetzt angeln, aber dazu befähigt fühle ich mich nicht.“ Seit Jahren beschäftigt er sich damit, wie Menschen vorm PC oder mit Apps erfolgreich lehren und lernen. An der Universität Salzburg hält er eine Professur für fachdidaktische Lehr-/Lernforschung. Seinen eigenen Versuch, sich digital zum Angler auszubilden, sieht er als gescheitert an. Doch an der Art, wie das Wissen online vermittelt worden ist, habe es nicht gelegen, betont er. „Der Praxistag war einfach schlecht organisiert.“

In den vergangenen zweieinhalb Jahren fanden nicht nur Angelkurse vorm Bildschirm statt. Auch wer beruflich vorankommen wollte, setzte während der Pandemie auf Onlineangebote. Und die finden sich zuhauf: Berufstätige können am heimischen Schreibtisch ihren MBA machen, programmieren lernen oder per App ihr Businessenglisch aufbessern. Dem Branchenverband Wuppertaler Kreis zufolge richten sich Anbieter für Weiterbildung darauf aus, auch in Zukunft einen Großteil ihres Umsatzes mit digitalen Kursen zu erzielen.

„Wenn ein Onlinekurs gut gestaltet ist, müssen Lernende gegenüber einer Weiterbildung in Präsenz keine Nachteile erwarten“, betont Zumbach. Dabei muss es gar nicht unbedingt ein Mensch sein, der die Wissbegierigen in Videokonferenzen durch den Lernstoff navigiert. „Bei einer Simulation, etwa bei einem Flugsimulator, zeigt sich unmittelbar, ob man etwas wirklich verstanden hat“, sagt der Psychologe. Landet das Flugzeug sicher, kann man nicht allzu viel falsch gemacht haben. Ähnlich verhalte es sich mit Kursen, die spielerisch aufbereitet sind, zum Beispiel als Quiz. Entscheidend sei das Feedback, das die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erhalten, sagt Zumbach – unabhängig davon, wer es ihnen gibt. „Präsentiert ein Dozent nur lieblos ein paar PDFs und überlässt sein Gegenüber sich selbst, wird es schwierig mit dem Lernerfolg.“

Vom Wert der gemeinsamen Kaffeepause

Wer schon mal in einem Klassenzimmer oder Hörsaal saß, weiß aber auch, dass es nicht nur auf die Person am Pult ankommt. Eine wichtige Rolle spielen auch die Menschen, die im gleichen Kurs lernen, leiden und lachen. „Diese Gruppendynamik lässt sich erstaunlich gut in den virtuellen Raum verlegen“, sagt Claudia Winkel, die als Lerncoach mit Jugendlichen, Studenten und Berufstätigen zusammenarbeitet. Sie empfiehlt, auch während des individuellen Lernens eine Videokonferenz mit anderen Teilnehmenden laufen zu lassen und sich in einer gemeinsamen Kaffeepause über inhaltliche Fragen auszutauschen und zu plaudern. „Schon das allein kann Verbundenheit und Motivation schaffen“, betont Winkel.

Nach der Schule lernen die wenigsten Menschen noch, weil sie müssen, sondern weil sie damit ein Ziel verknüpfen. Das kann eher abstrakt sein, etwa eine Beförderung, aber auch ganz konkret ein bestimmtes Zertifikat. Berufstätige, empfiehlt Winkel, sollten sich möglichst selbst überlegen, was sie erreichen wollen – und anschließend auch selbst festlegen, wie die einzelnen Etappenziele auf dem Weg dahin aussehen. „Wie kleinteilig man dabei vorgeht und ob man nicht nur Wochen, sondern sogar einzelne Tage mit Zielen belegt, ist Typsache.“

Um die Motivation hochzuhalten, rät die Trainerin dazu, ein Lerntagebuch zu führen, darin stichpunktartig Erfolge zu beschreiben – und sich für ebendiese mit einer Kugel Eis oder einem Treffen mit Freunden zu belohnen. „Was man sich Gutes tut, sollte man schon vorher festlegen, um Vorfreude aufkommen zu lassen“, sagt Winkel. Damit die Stimmung bereits gut ist, ehe man sich dem Vokabeltest oder dem Webinar zu Managementmethoden zuwendet, könne es beispielsweise helfen, vorher die Lieblingsmusik laufen zu lassen und dabei den leckersten Tee in der liebsten Tasse aufzubrühen.

Und wo steht die Tasse anschließend, wenn der Kurs auf dem Bildschirm startet? Jörg Zumbach plädiert für einen möglichst aufgeräumten Arbeitsplatz. Alles, was ablenkt, ob es Chaos auf dem Schreibtisch oder das laufende Radio im Hintergrund ist, verbrauche Ressourcen – und erschwere es, neue Dinge aufzunehmen. Was den Lernprozess dagegen fördert: „Wenn man etwas aktiv verarbeitet, speichert man es besser ab“, sagt Zumbach. Es kann also sinnvoll sein, während des Kurses mitzuschreiben oder das Gelernte in eine Zeichnung zu packen. Selbst wenn die gesammelten Unterlagen auch als PDF zum Herunterladen zur Verfügung stehen.

Wer online lernt und dabei stundenlang auf einen Bildschirm starrt, sollte alle ein bis zwei Stunden eine Pause einlegen, empfiehlt Claudia Winkel, „und wenn es nur fünf Minuten sind, in denen man durchatmet oder Seil springt“. Von einer anderen Pausenbeschäftigung rät sie hingegen ab: „Wenn man vom Laptop direkt aufs Smartphone springt, bekommt das Gehirn nicht die Ruhe, die es braucht“, betont sie. Dann doch eher eine Runde Yoga machen in der Mittagspause – oder vielleicht sogar angeln.

Die besten digitalen Bildungsanbieter 2022



© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%