
Es war ein neuer Rekord: In diesem Herbst nahmen allein in Nordrheinwestfalen über 111.000 Erstsemester ihr Studium auf. Das sind noch einmal 10.000 Studenten mehr als im vergangenen Jahr. Schuld daran ist der doppelte Abiturjahrgang, der zum ersten Mal in NRW von der Schulbank in die Hörsäle strömte.
Die Hochschulen hatten viel Zeit um sich auf die Massen vorzubereiten, doch wurden die richtigen Maßnahmen getroffen? Oder gibt es neue Horrorgeschichten von überfüllten Hörsälen, obdachlosen Studenten und kilometerlangen Warteschlangen vor dem Sekretariat? Die Prorektorin, der Leiter des Studierendensekretariats und der Asta-Vorsitzenden der Uni Bochum berichten über die ersten zwei Wochen des neuen Wintersemesters. Wie ist es wirklich: Studentenwahn oder Fehlalarm?
Zur Person
Uta Wilkens ist Prorektorin für Lehre und Forschung an der Ruhr-Uni. Sie selbst hat in Göttingen und Berlin Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit 2005 in Bochum.
Das Rektorat
WirtschaftsWoche: Frau Wilkens, wie waren die ersten beiden Wochen?
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Wilkens: Überraschend unspektakulär. Das liegt daran, dass alle Vorbereitungen und Planungskonzepte gegriffen haben, so dass wir auf die wachsende Studierendenzahl gut vorbereitet waren. Vor allem der Start in das Bachelorstudium ist extrem gut verlaufen. Besser können und müssen wir jedoch beim Studienstart für Masterstudierende werden, die unmittelbar aus dem Ausland kommen. Da stimmen hiesige und internationale Fristen noch nicht gut überein. Außerdem müssen wir generell mehr Masterplätze schaffen. Und uns natürlich auch weiterhin auf steigende Studentenzahlen einrichten. Das wird uns auch noch die nächsten Jahre beschäftigen.





Wie hat sich das Rektorat auf den doppelten Abiturjahrgang vorbereitet?
Die Vorbereitungen laufen seit drei Jahren. Wichtig war es herauszufinden, mit was für einem Andrang wir in welcher Fakultät rechnen müssen. Wir haben neue Räume angemietet, zum Beispiel das „Blue Square“ in der Bochumer Innenstadt und das ehemalige Kirchenforum, das nun Platz für 1200 Studenten und 17 Seminarräumen bietet.
Was sind die größten Veränderungen im Vergleich zu Ihrer Studienzeit?
Ich habe mein Studium 1987 in den Wirtschaftswissenschaften aufgenommen. Wir waren quasi durchgängig in Hörsälen mit 800 bis 1000 Studierenden. Heute ist die Betreuungsrelation besser und die Didaktik vielseitiger. Ich bin in meiner ersten Woche auch gar nicht zur Uni gegangen, das hatten mir meine WG-Mitbewohner so angeraten. Das war natürlich ein großer Fehler. Ich habe erst später gemerkt, welche Identifikationskraft die Universität entfalten kann. Heute erlebt man das zum Glück anders.