Stipendien Stipendien, die keiner kennt - und die sich trotzdem lohnen

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Kleine Stiftungen im Vorteil

Außerdem gibt es viel mehr kleine Stiftungen die Stipendien vergeben. „Das sind drei Argumente, die zeigen, dass es sich meist lohnt, nach einem passenden Stipendium zu suchen“, sagt Mira Maier. Julia Hausmann von e-fellows.net ergänzt: „Egal, ob ich Abiturient bin, ein Auslandssemester plane, einen Master machen will oder für ein Praktikum ins Ausland gehe – es lohnt sich immer, sich nach einem passenden Stipendium umzusehen.“

Doch woran liegt es dann, dass kleinere Stiftungen die Bewerber fehlen, sie ihr zu verschenkendes Geld nicht los werden? „Ein Grund ist sicherlich immer noch der Mythos vom elitären Club der Stipendiaten“, glaubt Mira Maier. Die Allensbach-Studie zum Thema Stipendien gibt ihr recht: 47 Prozent der befragten Abiturienten erklären, dass sie ihre Chancen für ein Stipendium als „eher schlecht“ bewerten, auch diejenigen, die den Schritt zur Bewerbung wagen, rechnen sich keine großen Chancen aus. „Wie die Erfolgsaussichten sind, lässt sich oft schwer abschätzen – schließlich weiß man nicht, wie viele Bewerber es noch gibt. Gepaart mit dem Aufwand, den man für eine Bewerbung manchmal betreiben muss, schreckt das vermutlich viele ab“, glaubt Julia Hausmann. Ein weiterer Grund für die niedrige Bewerberzahl bei kleinen Stiftungen ist ihre fehlende Präsenz an Schulen und Universitäten. „An vielen Unis gibt es Infoveranstaltungen, bei denen sich die großen Förderwerke vorstellen. Von anderen Angeboten hört man meist wenig“, sagt Hausmann. Ähnlich sehen das die befragten Studenten in der Allensbach-Studie: 50 Prozent von ihnen fühlen sich nicht gut über Fördermöglichkeiten durch Stipendien informiert. In einer Nachfolge-Studie, die das Allensbach-Institut im Auftrag des Reemtsma-Begabtenförderungswerks durchgeführt hat, erklären außerdem mehr als die Hälfte der Studenten, dass eine persönliche Beratung und Informationsveranstaltungen an Unis ihnen helfen würden, sich besser über Stipendien zu informieren. Es sind also vor allem die Unis, die nachlegen sollten, um mehr Stipendien an ihre Studenten zu bringen.

Stipendien für ein kostenfreies Studium bekommen in der Regel Kinder reicher Eltern - Bestnoten vorausgesetzt. Doch mittlerweile steuern einige Unis gegen: Sie wollen Stipendiaten, die aus dem Rahmen fallen.
von Kerstin Dämon

Zu wenige Informationen

So sind es zu wenige Informationen, gepaart mit einer pessimistischen Einstellung unter Studenten und Abiturienten, die für zu wenig Bewerber bei mancher Stiftung sorgen. Auf der anderen Seite bedeutet das allerdings auch: Studenten und  Abiturienten, die ein wenig Zeit in die Recherche von Stipendien investieren und sich von einer möglichen Absage nicht entmutigen lassen, können relativ leicht an geschenktes Geld fürs Studium kommen. Dabei können auch Studenten, deren Noten nur Mittelmaß sind, Glück haben und ein Stipendium bekommen. „Wenn man bedürftig, ist, das Stipendium für das Studium also dringend benötigen würde und die Bewerbungsvoraussetzungen der Stiftungen erfüllt, stehen die Chancen recht gut genommen zu werden, auch wenn die Noten nur durchschnittlich sind“, sagt Mira Maier. Auch könnte sich die Suche für Studenten lohnen, die bereits ein Stipendium erhalten. Geht es beispielsweise ins Ausland oder steht die Abschlussarbeit an, kommt hier mit ein wenig Glück Geld von einer Stiftung, die genau an diesem Bereich interessiert ist.

Angebote, die bei der Suche nach der passenden Förderung unterstützen, gibt es viele. Die Stipendiensuchmaschine MyStipendium.de filtert mittels eines Fragebogens Stipendien heraus, deren Bewerbungsvoraussetzungen mit den Eigenschaften des Bewerbers übereinstimmen. Die Stipendiendatenbank von e-fellows.net sortiert die Stipendien nach Fachbereich, Art der Förderung oder Region. Daneben gibt es mit dem Stipendienlotsen eine Datenbank für Fördermöglichkeiten, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung betrieben wird und auch der Deutsche Akademische Austausch Dienst bietet eine Datenbank, die Stipendien für Auslandsaufenthalte von Studenten listet.

Bestehende Kontakte und Behörden vor Ort nutzen

Daneben empfiehlt Julia Hausmann, die bei e-fellows.net die Stipendiendatenbank betreut, bestehende Kontakte und die Behörden vor Ort zu nutzen: „Bei der eigenen Schule nach Stipendien zu fragen oder bei der Stadt nach dementsprechenden Fördermöglichkeiten nachzuhaken, kann nie schaden.“ Es könnte ja sein, dass gerade der Heimatort dank einer Stiftung Fördermöglichkeiten für Töchter und Söhne der Stadt bietet. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Studenten die Bewerbungsvoraussetzungen für ein solches „Nischenstipendium“ erfüllen, liegt dabei heute wesentlich höher als noch vor zehn Jahren. „Gerade in den letzten paar Jahren hat sich die Anzahl der Stipendien und die Gelder die zur Verfügung stehen, stark erhöht“, sagt Mira Maier von MyStipendium.

So sollten sich Studenten und Abiturienten heute ganz genau überlegen, ob beim anstehenden Studiumsbeginn, Auslandsaufenthalt oder Masterstudium sich ein wenig Internetrecherche und die Bewerbung um ein Stipendium nicht auszahlt. Die meisten Stiftungen zahlen ihren Stipendiaten mehrere hundert Euro pro Monat, oftmals kommt eine „ideelle Förderung“ mit Seminarangeboten, Netzwerktreffen mit möglichen Arbeitgebern und der Kontakt zu Altstipendiaten dazu. Das sollten ein wenig Internetsuche und ein paar Bewerbungsschreiben doch wert sein.

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