
Wie wichtig der internationale Ruf für die Universität Köln heute ist, zeigt ihr jüngster Erfolg. Vergangene Woche hat sie für ihre wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät das Qualitätssiegel des europäischen Hochschulnetzwerks EFMD erhalten – eine Art Premium-Hochschul-Tüv, mit dem sich in Deutschland nur vier, international 130 Hochschulen schmücken dürfen. Für deutsche Studenten bräuchte man das nicht, im eigenen Land gilt die Universität als sehr renommiert.
Doch für Ausländer sind solche Siegel extrem wichtig – weil sie Qualität ausweisen, die von außen schwer zu beurteilen ist. Und mehr ausländische Studenten wünschen sich schließlich fast alle deutschen Hochschulen. Kein Wunder, dass sie daher auch genau wissen wollen, wie gut all jene sie bewerten, die schon hier sind.
Eine internationale Studentenumfrage, das „international student barometer“, hat ihnen nun bescheinigt: Ihr Ruf bei ausländischen Studenten ist gut, aber noch ausbaufähig. Ausländische Studenten wünschen sich etwa ausführliches Feedback und englischsprachige Hochschulmitarbeiter. Ein großes Problem ist zudem die Unterbringung.
Hürden für Ausländer
Deutschland und anderen europäischen Staaten gelingt es nicht ausreichend, ausländische Studierende als Fachkräfte im Land zu halten. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration. Dabei sind zwei Drittel der ausländischen Studenten sehr daran interessiert, eine Zeit lang in ihrem Studienland zu bleiben. Tatsächlich verwirklicht diesen Wunsch in Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden nur ein Viertel, in Frankreich immerhin ein Drittel. „Erhebliche Hürden“ machen die Autoren geltend.
Informationen über die rechtlichen Möglichkeiten gebe es zu selten. In Deutschland seien diese nur einem Viertel der Befragten bekannt. Zudem beklagen viele, dass es zu wenig Material auf Englisch gibt. Und fast vier von zehn Befragten hätten schon Vorurteile oder Diskriminierung gegen Ausländer erfahren.
Insgesamt studieren rund 245.000 ausländische Studenten in Deutschland – das sind 11,5 Prozent aller an den Universitäten und Fachhochschulen Eingeschriebenen. Sie gelten als attraktive Zielgruppe: um sie nach dem Studium als Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt zu gewinnen, die das Land und seine Gepflogenheiten schon recht gut kennen und die Sprache beherrschen.
Deshalb soll ihre Zahl bis 2020 möglichst auf 300000 steigen, hat die neue Präsidentin des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD), Margret Wintermantel, angekündigt.
Das Renommee der deutschen Hochschulen ist gut. 75 Prozent der Ausländer haben sich ausschließlich in Deutschland beworben, 82 Prozent würden ihre Gasthochschule weiterempfehlen. In diesem Punkt sind die deutschen Hochschulen besser als der internationale Durchschnitt.
Die Ausländer schätzen vor allem die Qualität der Lehre, den guten Ruf der Hochschulen und der Abschlüsse. Die 52 Hochschulen, die bei der Befragung im Herbst 2011 mitgemacht hatten, konnten mit einem praxisnahen und zugleich forschungsstarken Studium punkten, hier lagen die Werte über dem Durchschnitt.
Daneben bewerteten die Studenten die technische Ausstattung, die Lehre und die Dozenten überdurchschnittlich gut. Dazu kommen die in der Regel niedrigen Lebenshaltungskosten und – trotz der Restriktionen – guten Aussichten auf langfristige Beschäftigung. Dennoch bleiben ausländische Studenten einer aktuellen Studie zufolge nach Abschluss ihres Studiums nur selten hier.