
Lehrjahre sind keine Herrenjahre, sagt der Volksmund. Das merken viele Studenten beim Blick auf ihren Kontostand. Damit der nicht allzu negativ ausfällt, jobbt die Mehrheit der angehenden Akademiker nebenbei. Das ergab eine Befragung des Personaldienstleisters univativ unter deutschen Hochschulabsolventen bis 34 Jahre. 67 Prozent haben demnach einen Studentenjob, 53 Prozent werden von den Eltern finanziert und 35 Prozent bekommen BAföG (Mehrfachnennungen waren möglich). Einen Studienkredit hatten nur zehn Prozent der Befragten.
Trotzdem starten 44 Prozent der Hochschulabsolventen mit Schulden ins Berufsleben. In der Regel sind es die Studierenden, die auf Bafög und einen Studienkredit angewiesen waren, weil sie von ihren Eltern keine Unterstützung bekommen konnten. Denn nicht nur der Kredit, auch die staatliche Unterstützung muss zurückbezahlt werden.
"Auch wenn die Rückzahlung des bezogenen BAföGs auf 10.000 Euro gedeckelt ist, ist alleine schon das für einen Berufseinsteiger eine erhebliche finanzielle Last", sagt Olaf Kempin, Mitgründer und Co-Geschäftsführer von univativ.
Diese Finanzierungsmöglichkeiten gibt es
Studienkredite sind die klassische Form der Studienfinanzierung. Anders als bei gewöhnlichen Krediten bekommt man das für Lebenshaltung und Studiengebühren gedachte Geld auch monatlich ausgezahlt. Angebote gibt es bundesweit bei Großbanken sowie lokal begrenzt bei Sparkassen und Volks- oder Raiffeisenbanken.
Solche Konzepte sind als Kurzzeitkredite speziell für Studenten gedacht, die kurz vor ihrem Abschluss stehen und finanziell unabhängig sein wollen. Für sie gibt es günstige Zinssätze, manche sind sogar komplett zinsfrei.
Bildungsfonds sind ein junges Modell und kein klassischer Kredit. Anleger kaufen dabei Anteile an einem Fonds, mit dem ausgewählte Studenten gefördert werden. Die müssen später einen bestimmten Prozentsatz ihres Einkommens zurückzahlen.
Sie gibt es von staatlicher Seite zu günstigen Konditionen. Studienbeitragsdarlehen sind nur zur Finanzierung der Studiengebühren gedacht, die in einigen Bundesländern noch geblieben sind. Ähnliche Modelle gibt es auch für private Hochschulen, für die häufig ein fünfstelliger Betrag pro Jahr fällig wird.
Gemäß der Befragung verließen zwölf Prozent der verschuldeten Akademiker die Uni mit Schulden in Höhe von 10.000 bis 19.999 Euro, elf Prozent mit immerhin noch 6.000 bis 9.999 Euro. Bei acht Prozent der Befragten beliefen sich die Schulden zum Zeitpunkt des Studienabschlusses auf 3.000 bis 5.999 Euro, nur bei zehn Prozent lagen sie darunter. Neun Prozent hatten mehr als 20.000 Euro Schulden.
Vier Typen von Studienkrediten
Sie zielen auf Lebenshaltungskosten und eventuell anfallende Studiengebühren. Klassische Studienkredite sind hier etwa der KfW-Studienkredit, Angebote von bundesweit tätigen Großbanken, lokale Angebote von Sparkassen oder Volks- und Raiffeisenbanken.
Bei den Bildungsfonds-Konzepten von CareerConcept und Deutsche Bildung handelt es sich um eine Fondsförderung, nicht um einen klassischen Kredit: Anleger kaufen Anteile am Fonds. Aus den Mitteln werden ausgewählte
Studierende gefördert. Nach Abschluss des Studiums zahlen diese für einen bestimmten Zeitraum einen bestimmten Prozentsatz des Einkommens zurück.
Diese Darlehen des Bundesverwaltungsamtes, der Studentenwerke sowie der E. W. Kuhlmann-Stiftung dienen dazu, kurz vor dem Examen stehenden Studierenden für eine begrenzte Zeit finanzielle Unterstützung zu gewähren. Sie zeichnen sich durch besonders günstige Zinssätze (teilweise sind sie sogar zinsfrei!) aus.
Sie zielen ausschließlich auf eine (Vor-)Finanzierung der Studiengebühren. Zu unterscheiden sind staatlich initiierte Angebote für Studienbeiträge staatlicher Hochschulen (aufgrund der Abschaffung der Studiengebühren in allen Ländern bis 2014 nur noch in Niedersachsen existierend) sowie „maßgeschneiderte“ Finanzierungsangebote für Studiengebühren privater Hochschulen. Viele Studienbeitragsfinanzierungsangebote einzelner Hochschulen sind, ähnlich wie Bildungsfonds, als „Umgekehrter Generationenvertrag“ mit einkommensabhängiger Rückzahlung gestaltet.
Entsprechend würde rückblickend nur noch jeder Dritte sein Studium so finanzieren, wie er es getan hat. Hätten die Hochschulabsolventen noch einmal die Wahl, würden sie lieber mehr neben dem Studium jobben oder sich um Stipendien bemühen, als nochmal so einen Schuldenberg anzuhäufen. Hinterher ist man ja immer klüger. Und zumindest der Nebenjob hat gleich zwei Vorteile, wie Kempin sagt: "Der Studentenjob ist der Schlüssel zur finanziellen Unabhängigkeit – und klug gewählt, kann er auch noch den Berufseinstieg erleichtern."