Studieren in Stanford, Harvard oder Princeton Wie Helikoptereltern ihre Kinder in der Elite platzieren

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„Das ist nichts für jeden, sondern für ambitionierte Leute“

Außer zahlen müsse man laut Stiploschek dann vor allem: lernen. Wer an die besten Colleges will, braucht einen überdurchschnittlichen guten Wert beim SAT-Test, einem standardisierten Eignungsverfahren für US-Hochschulen. Interessierte absolvieren deshalb zunächst einen Test zur Probe, um abschätzen zu können, für welche Hochschulliga es reicht. Mehr als 1400 Punkte bräuchte man zum Beispiel für die besten 50 Unis.

Um den anspruchsvollen Test auf Englisch so gut zu bewältigen, müsse man aber bereits in der 9. oder 10. Klasse anfangen zu lernen. Mindestens 100 Stunden 1-zu-1-Training mit US-Tutoren via Videokonferenz seien dafür nötig. Alleine dafür werden in Stiploscheks Programm zusätzlich 8200 Euro fällig. Stiploschek weiß, wie anstrengend – und teuer – das Ganze ist. „Das ist nichts für jeden, sondern für ambitionierte Leute, die Karriere machen wollen. So ein Abschluss kann viele Türen öffnen.“

Auch Juliane von Bülow beobachtet die wachsenden Sorgen der Eltern um die berufliche Zukunft ihrer Sprösslinge. „Eltern begleiten die Planung der Ausbildung immer enger, das sehen wir seit mehreren Jahren“, sagt die Geschäftsführerin der Agentur Betterschool, die mehr als 200 deutsche Schüler im Jahr in Internate in England bringt. Von Bülow hat auch eine Erklärung für diesen Trend: „Wir wissen heute weniger als früher, welche Herausforderungen unsere Kinder in Zukunft bewältigen müssen.“

Dazu komme eine weitere Entwicklung, die die Jobsuche schwieriger machen könnte. Es gebe immer mehr Abiturienten, die dabei immer bessere Notenschnitte erzielten. „Das gute Abitur reicht nicht mehr. Die Eltern sehen das und überlegen, was kann ich meinem Kind bieten, damit es aus der großen Masse herausragt“, so von Bülow.

Wenn man also nicht ahne, welche konkreten Fähigkeiten man in zehn Jahren brauche, um im Beruf erfolgreich zu sein und das Abitur als einziges Befähigungssignal verwässere, müssten wenigstens die allgemeinen Grundlagen stimmen. Damit meint von Bülow: Persönlichkeit, soziale Kompetenz, Netzwerke und Kontakte in die Wirtschaft. Die lerne man, wie sie wenig überraschend erklärt, besonders gut in einem angesehenen, angelsächsischen Internat.

Die Betterschool-Chefin weiß, dass das ein teurer Ratschlag für Eltern ist. Die Internate sind häufig reine Privatschulen, über die Schulgebühren werden Unterkunft, Verpflegung und Ausstattung, aber auch Lehrer, Köche und Trainer bezahlt. Für ein Jahr könne man mit rund 40.000 Euro rechnen. „Manche Leute machen das aus der Portokasse, andere müssen sich richtig krummlegen.“ Sie sieht darin aber „das gewisse Extra für die Karriere“.

So können Eltern ihren Kindern einen gehörigen Startvorteil erkaufen – und sich selbst die Ruhe, dass ihnen der Nachwuchs später höchstwahrscheinlich nicht auf der Tasche liegen wird.

Zumindest diese Sorge könnte eine aktuelle Studie der Ökonomen Kathryne Anne Edwards und Jeffrey Wenger aber ohnehin mildern. Die Forscher untersuchten, wie sehr Eltern ihre Kinder unterstützen, wenn diese nach dem Berufseinstieg wieder arbeitslos werden. Die Erkenntnis: Sie schränken sich durchaus ein. Ausgaben für Lebensmittel sinken, die Einsparungen werden direkt an den Nachwuchs weitergereicht. Mütter würden geringfügig mehr arbeiten, Haushalte legten weniger Geld fürs Alter zurück. Insgesamt seien die finanziellen Mehrbelastungen der Eltern aber relativ gering. Ob sich besorgte Mütter und Väter angesichts dieser Zahlen aber entspannen, bleibt fraglich.

Mehr zum Thema: Ist das pragmatisch oder ein Zeichen freiwilliger Selbstentmündigung? Eltern spielen bei der Karriereplanung ihrer Kinder eine immer größere Rolle. Was vernünftig erscheinen mag, führt nicht immer zu guten Ergebnissen.

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