Studieren während Corona Zurück ins Kinderzimmer

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Der Weg nach Hause

Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks (DSW), sieht den Weg zurück ins Elternhaus problematisch: „Als kurzfristige Reaktion im digitalen Semester und zur Reduzierung von Kosten ist das nachvollziehbar, aber es steht der in dieser Lebensphase notwendigen eigenständigen Persönlichkeitsentwicklung nun einmal entgegen.“

Um dieser Persönlichkeitsentwicklung nicht im Weg zu stehen, ist es wohl am wichtigsten, den Umzug zurück nach Hause nicht als Rückschritt zu betrachten. „Das Zurückziehen zu den Eltern darf nicht aus einer Defizit-Perspektive betrachtet werden“, sagt Anne Berngruber vom Deutschen Jugendinstitut. Die Coronakrise bremse viele Studierende aus, „die Pandemie ist ein externer Schock, der alle und nicht nur einen selber betrifft.“ Zudem ziehen viele, vor allem alleinlebende Studierende, auch freiwillig zurück zu ihren Eltern, um Menschen um sich rum zu haben, die sie mögen „Außerdem sollte man sich klar machen, dass es zeitlich befristet ist und man nicht dauerhaft bei seinen Eltern wohnen bleibt“.

Ist man wieder zu Hause angekommen, gilt es verschiedene Dinge mit den Eltern auszuhandeln, um Konflikte zu vermeiden. „An sich sind Konflikte nichts Schlimmes und normal, auf beiden Seiten fand ein gewisser Grad an Ablösung statt, man muss sich erst wieder aufeinander einstellen“, so Berngruber. Wichtig sei es, offen über alles zu sprechen und Grenzen zu ziehen: „Jedem sollte ein eigener Freiraum zugestanden werden. So ist das Zimmer beispielsweise tabu, wenn die Tür zu ist“. Außerdem sollten Studierende sich auch Zeit alleine, beispielsweise für einen Spaziergang, einteilen.

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Trotz dieser Entwicklung zurück ins Kinderzimmer hat sich die Lage am studentischen Wohnungsmarkt nicht entspannt. Obwohl der Beginn des Wintersemesters in den November verschoben wurde, waren die typischen Effekte in den Märkten für kleinere Wohnungen und Zimmer in Wohngemeinschaften wie in den Vorjahren erkennbar. „Zu Beginn eines Wintersemesters stößt in einem sehr kurzen Zeitraum eine große Nachfrage auf ein begrenztes Angebot. Zwar haben wir in der Zeit von März bis April wie viele andere Immobilienportale auch einen kurzfristigen Einbruch sowohl bei den Angeboten als auch bei der Nachfrage gesehen. Seit Mitte August beobachten wir allerdings eine Trendwende“, so Annegret Mülbaier von WG-Gesucht.de. Im September wurde mit 12,2 Millionen Besuchern das Vorjahresniveau auf WG-Gesucht.de sogar übertroffen.

Das zeigt sich auch an den Mietpreisen: Nicht trotz, sondern gerade wegen der Coronapandemie setzt sich der seit sechs Jahren andauernde Aufwärtstrend fort. „Da Seminare und Vorlesungen aktuell fast ausschließlich als digitale Veranstaltungen angeboten werden und zudem viele ausländische Studierende in ihren Heimatländern bleiben, haben wir eigentlich mit einem Rückgang der Nachfrage und Preise gerechnet“. Doch mehrere Faktoren überlagern diesen Effekt und sorgen dafür, dass die durchschnittliche Miete für ein WG-Zimmer gestiegen ist, von 389 Euro im vergangenen Jahr auf nun 400 Euro.

Der dämpfende Effekt durch Studierende, die wegen Online-Vorlesungen gar keine Wohnung mehr vor Ort suchen, wird durch andere Entwicklungen überlagert. So nimmt die Zahl der Studierenden zu, weil es den Schulabsolventen wegen der Coronakrise an planbaren Alternativen, wie Auslandsaufenthalten, Praktika oder Ausbildungsstellen mangelt.

Mehr zum Thema: Keine Nebenjobs, keine Partys, Vorlesungen nur online. Die Coronakrise verändert das Leben von Studierenden extrem.

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