Die Studentinnen Viktoria Köhler und Sonja Breuß bekommen von den Demos nichts mit. „Wir gehen ja eher mit Studenten aus in Bars, wo eben Studenten sind“, sagt Köhler. Rechtspopulismus sei unter der Studierendenschaft kein Thema. Doch Charmaine Ndolo sagt: „Wenn die gerade demonstrieren, überlege ich mir schon, ob ich rausgehe. Ich bin dunkelhäutig und lege keinen Wert auf die Gesellschaft von 300 Zukunft-Heimat-Leuten.“ Sie wirkt nicht ängstlich, sondern genervt.
Dass die Studentinnen auch während der Semesterferien auf dem Campus unterwegs sind, ist ihrer Arbeit geschuldet. „Wir bereiten uns auf Tutorien und andere Veranstaltungen vor“, erklärt Köhler. Sie arbeitet als studentische Hilfskraft und bringt denjenigen, die am Anfang des Studiums stehen, die Grundlagen bei. „Wenn man gut ist, werden einem die Jobs als studentische Hilfskraft hinterhergeworfen“, sagt Viktoria Köhler. „Fast alle Informatik-Studenten haben so einen Job“, sagt Claus Lewerentz. Dahinter steht der Gedanke, dass die Studenten mehr können sollen, als Fachwissen auszuspucken. „Wir bilden nicht nur Fachkräfte aus, sondern wollen auch junge Menschen in ihrer Persönlichkeit fördern“, sagt er „Unsere Absolventen sollten das Zeug zur Führungskraft haben.“
Auf diese Zeit blicken Absolventen gerne zurück. Karsten Walther, Hermes-Preisträger und BTU-Absolvent, war ab dem zweiten Semester am Lehrstuhl beschäftigt. „Im fünften Semester haben sie mich schon zu einer Konferenz mitgenommen“, erzählt er. Die kleinen Studiengänge ermöglichen es, dass Studenten an der BTU Cottbus früh an Forschungsvorhaben mitarbeiten können.
Der Präsident der BTU Cottbus-Senftenberg, Jörg Steinbach, war von 2010 bis 2014 Präsident der TU Berlin. An eine große Universität mit über 35.000 Studenten zurückzugehen, kann er sich nicht mehr vorstellen. „Im Vergleich zur BTU sind das anonyme Orte. Abiturienten müssen dort sehr selbstsortiert sein, um das Studium zu überstehen“, sagt er. Sein Verkaufsargument für Cottbus: wer den Professor persönlich kennt und sich unterstützt fühlt, der nimmt auch mehr aus dem Studium mit.
Man merkt, Steinbach gibt sich große Mühe, seine Universität anzupreisen. „Die Leute müssen erst einmal hier gewesen sein“, sagt er. „In der Regel haben sie bei der Abfahrt einen viel besseren Eindruck von der Stadt als vor dem Besuch.“
Doch nur mit einer guten Betreuungsrelation zieht eine Universität noch keine Studenten-Scharen an. Steinbach hat ein Ass im Ärmel: 86 Millionen Euro sind allein im Jahr 2017 vom Bund und vom Land Brandenburg in die Infrastruktur der BTU Cottbus geflossen. Hinzu kommen Bundesmittel und Drittmittel. Und das kann man sehen: Eine moderne Bibliothek, die zum Aushängeschild der Universität geworden ist, ein neues Informatik-Gebäude und technische Ausstattung, die die Zusammenarbeit mit großen Konzernen wie Rolls Royce ermöglicht. Beim Informatik-Gebäude ist den Planern ein Missgeschick unterlaufen. Das schwarze Gebäude ist übersät von Kupferplatten. Die Folge: Kein Handyempfang im Inneren. Doch die Studenten lachen darüber.
Von solchen Malheuren mal abgesehen, lohnt sich ein Blick auf kleine Universitäten. Bis Mitte Juli können sich Abiturienten noch auf einen Studienplatz an ihrer Wunsch-Uni bewerben. Die Suche abseits der bekanntesten – und teuersten – Uni-Städte lohnt sich. Denn die Studienbedingungen an kleinen Universitäten in mittelgroßen oder kleinen Städten sind oft so gut, dass sie die Großen leicht in den Schatten stellen.