Im Oktober beginnt für mehrere Hunderttausend junge Menschen die vielleicht schönste Lebensphase: das Studium. Viele Studienanfänger, die unmittelbar aus der elterlichen Obhut und der überschaubaren Behaglichkeit eines Gymnasiums an die Massenuniversitäten strömen, fühlen sich erschlagen von all den neuen Eindrücken und nicht zuletzt den Formalitäten, die nun auf sie zukommen. Und das ist ganz unabhängig davon, ob man von der Stiftung für Hochschulzulassung hochschulstart.de einen der begehrten Studienplätze mit bundesweiter Zulassungsbeschränkung (Human-, Zahn-, Veterinärmedizin und Pharmazie) bekommen hat, oder von einer Hochschule für einen regional zulassungsbeschränkten Studiengang direkt angenommen wurde (zum Beispiel für Betriebswirtschaftslehre), oder sich für eines der zulassungsfreien - und angeblich "brotlosen" - Fächer wie Geschichte, Philosophie oder Germanistik einfach nur einschreiben musste.
Wie startet man am besten in das Studentenleben? Die ersten Tage des neuen Semesters im Oktober sind für alle "Erstis" unabhängig vom gewählten Studiengang ähnlich. Alle suchen Orientierung und die meisten sind mehr als offen für neue Bekanntschaften mit Schicksalsgenossen. Alle sind von jetzt an "Kommilitonen". Das heißt auf Latein übrigens "Kampfgefährte". Denn gemeinsam erschließt sich das Universitätsleben schneller und angenehmer. Das gilt an der heutigen Massenuniversität noch genauso wie in den ersten Universitäten im Mittelalter.
Einführungsveranstaltungen
Nicht nur um akademische Mitstreiter kennenzulernen sind die von den Hochschulen angebotenen Orientierungswochen oder Einführungstage sinnvoll. Sie vermitteln elementare Kenntnisse für den Hochschulalltag. An der Humboldt-Universität in Berlin zum Beispiel findet am 8. Oktober eine zentrale und alle Fächer übergreifende Orientierungsveranstaltung "Wie beginne ich mein Studium an der Humboldt-Universität" statt. Dazu gehört auch eine Campus-Führung. Ähnliche Veranstaltungen bieten alle Hochschulen an. Gerade in den alten Traditionsunis sind die Institutsgebäude und andere Universitätseinrichtungen meist nicht in einem geschlossenen Areal, einem Campus (lateinisch „Feld“) vereint, sondern über die ganze Stadt verteilt. Ein großer Teil der Natur- und Ingenieurwissenschaften der Humboldt-Universität liegen zum Beispiel nicht in Berlin-Mitte, sondern in Berlin-Adlershof.
Meist sind es Tutoren, also erfahrene Studenten, die den neuen Studenten dabei helfen, sich in der Hochschule zurechtzufinden. Dazu gehört in der Regel auch die Anmeldung bei der Universitätsbibliothek und die Einführung in die kulinarischen Geheimnisse der Mensa (lateinisch "Tisch"). Die Fachschaften, also die Studentenvertretungen der einzelnen Fächer bieten meist ebenfalls Veranstaltungen für Studienanfänger.
Sehr viel wichtiger als diese allgemeinen Einführungen sind die Einführungskurse in das jeweilige Fachgebiet, die Sie unbedingt besuchen sollten. In diesen Veranstaltungen bekommen Sie wissenschaftliche Lern- und Arbeitstechniken in Ihrem Studienfach vermittelt.
Mit Modulen zum Bachelor
Auf dem Schreibtisch eines jeden Studenten immer griffbereit liegen sollte die Studienordnung des Studienganges. Sie erhalten sie in der zentralen Studienberatung der Hochschule.
Abgesehen von den Studiengängen mit Staatsexamen (Medizin und Jura) sind die meisten Fächer mittlerweile auf die Bachelor- und Masterstudiengänge umgestellt. Die Studiengänge sind gestuft, das heißt, zunächst erwerben Sie einen Bachelor-Abschluss, danach, wenn Sie es wollen und zugelassen werden, einen Master. Für den Bachelor-Abschluss sind 6 Semester vorgesehen. Für den Master sind weitere zwei bis vier Semester geplant. Im Gegensatz zum früheren Magister-Studiengang sind diese Studiengänge in "Module" aufgeteilt, die zentrale Lerninhalte zusammenfassen. Der Umfang der Lehrveranstaltungen eines Moduls wird in Semesterwochenstunden (SWS) angegeben. Ein Modul könnte zum Beispiel aus einer Vorlesung (zwei SWS), einer Übung (eine SWS) und einem Seminar oder einem Grundkurs (eine SWS) bestehen. Bis zum Bachelor-Abschluss sind je Hauptfach etwa acht oder neun Module fällig, im Nebenfach etwa halb so viele. Abgeschlossen werden Module durch mündliche Prüfungen oder schriftliche Hausarbeiten. Wie viele und welche der angebotenen Module absolviert werden müssen, um zur Abschlussprüfung am Ende eines Studienganges zugelassen zu werden, regelt die Studienordnung des Studienganges.
Zusammen mit der Studienordnung müssen Sie sich bei der zentralen Studienberatung der Hochschule unbedingt auch ein allgemeines Vorlesungsverzeichnis oder – sinnvoller – eines für Ihr Fach im jeweiligen Semester besorgen. Darin sind Vorlesungen, Seminare und Übungen verzeichnet, die für die anstehenden Module in Frage kommen. Das ist also der Pool von Lehrveranstaltungen, aus dem Sie Ihren Stundenplan zusammenstellen. Bei Fragen zu den Inhalten und vor allem zu den Anforderungen in Ihren Studiengängen wenden Sie sich am besten an die Studienfachberatung im entsprechenden Fachbereich.
Tipps für die Studienplatzsuche in letzter Minute
Auf www.freie-studienplaetze.de informiert die Stiftung für Hochschulzulassung über Hochschulen, in denen es wenige Wochen vor Semesterbeginn noch freie Studienplätze gibt.
Manche Hochschulen bieten – wenn in einem Jahr zu wenig Anmeldungen eingegangen sind – Nachrück-Programme an. Dafür müssen Sie sich ganz normal bewerben und oft auch einen Eignungstest bestehen. Aber die Aussichten sind gut.
Wenn das Studium für Sie ohnehin nur ein schneller Weg in den Beruf in der Wirtschaft sein soll, könnte ein duales Studium mit fest integrierten Praxisblöcken eine Alternative sein. Dazu brauchen Sie in der Regel nur den Platz beim Ausbildungsbetrieb, der Studienplatz ist dann gesichert. Es gibt Unternehmen, die auch in den letzten Wochen noch Bewerber als duale Studenten nehmen.
Ein Studium im Ausland kann eine Option sein, denn in einigen Ländern sind deutsche Studenten auch noch kurz vor Semesterbeginn willkommen. Möglicherweise höhere Kosten und natürlich die die Sprachbarriere müssen Sie in Kauf nehmen.
Als angehender Student der Betriebs- oder Volkswirtschaftslehre werden Sie an den ersten Tagen vor allem mit einem Thema zu tun bekommen: Mathematik. An den meisten Universitäten wird in der Woche vor Beginn der Vorlesungen am 15. Oktober ein mehrtägiger "Vorkurs Mathematik" angeboten, der das mathematische Abiturwissen auffrischen und den angehenden Ökonomen klarmachen soll, was ihnen blüht. Die Dominanz mathematischer Methoden in der Ökonomik ist zwar in der Öffentlichkeit angesichts ihres Versagens, die Finanzkrise vorherzusagen, schwer in die Kritik gekommen, aber bis sich das auf die Studiengänge auswirkt, wird wohl einige Zeit vergehen.
Wer es offiziell mag, kann an der Berliner Humboldt-Universität zum tatsächlichen Vorlesungsbeginn am 15. Oktober gemeinsam mit dem Bildungssenator die „Feierliche Immatrikulation und Eröffnung des akademischen Jahres begehen“.
Was tun ohne Studienplatz?
Und wer jetzt noch ganz ohne Studienplatz dasteht, kann entweder ganz schnell zum Anwalt laufen, um sich einen Studienplatz einzuklagen - falls er es sich finanziell leisten kann. Oder Alternativpläne aushecken und sich noch schneller bei anderen Hochschulen oder für einen anderen Studiengang bewerben.