Ich arbeite gerade an einem Podcast. Ich weiß, das ist für jemanden, der was mit Medien macht, nichts Besonderes. Jeder halbwegs meinungs- und sprechfähige Selbstdarsteller legt heute seine Tonspur ins Internet, warum also nicht auch ich?
Die erste Folge ist im Kasten. Sie klingt viel besser, als ich erwartet hätte. Und zehn weitere, in denen zwei Kolleginnen und ich abwechselnd über die Lebensphase zwischen Hochschule und erstem Job plaudern, sollen folgen. Anderen davon zu erzählen aber fällt mir schwer. Manchmal ist es mir richtig unangenehm. Nicht, weil ich nicht gut finde, was wir da gerade tun. Es liegt eher an meiner grundsätzlichen Ablehnung gegenüber jeder Form von Selbstvermarktung. Die habe ich mir während des Studiums zugelegt – und stelle immer häufiger fest, dass sie im Berufsleben eher hinderlich ist. Dieser Text kann deshalb als eine Art Konfrontationstherapie betrachtet werden.
Ich habe sie immer ein wenig belächelt, die Kommilitonen, die sich nach der Vorlesung noch zur Professorin stellten, um zu plaudern. Die bei Vorträgen gleich die Visitenkarten von Unternehmensvertretern eingesammelt haben. Und die jede Gelegenheit nutzten, davon zu erzählen, dass sie mit ihrem Start-up gerade an einem richtig großen Ding dran seien. Ich wollte auf keinen Fall sein wie sie, nicht als Prahler gelten oder als Blender. Die wirklich coolen Kids betteln schließlich nicht um Beachtung.
Heute weiß ich, diese Einstellung ist so bequem wie schädlich. Klar, sich zurückzuhalten mit dem Eigenlob ist eine Art Versicherung. Wenn etwas nicht klappt, hat man es vorher nicht an die große Glocke gehängt. Man wird nicht an vollmundigen Versprechen gemessen, und im besten Fall bekommt einfach niemand etwas vom eigenen Scheitern mit. Und natürlich geraten diejenigen, die zu sehr von ihrem zukünftigen Erfolg schwärmen, eher in den Ruf, unseriös zu sein.
Aber darum geht es ja meist auch gar nicht. Ich merke nämlich immer öfter: Ein bisschen Eigen-PR muss sein, auch wenn man sich dabei unwohl fühlt. Sonst fällt der Misserfolg zwar weniger auf – er steht dafür aber auch garantiert am Ende des Projekts.
Denn was nützt das Talent, was das bisher Geleistete, wenn niemand davon etwas mitbekommt? Personaler stolpern nicht zufällig über den eigenen Lebenslauf, Investoren schicken ihr Geld nicht nach dem Los-Prinzip an bedürftige Start-ups. Wer sich nicht zumindest ein bisschen um das eigene Image sorgt, droht in der Aufmerksamkeitsökonomie von den Lautsprechern abgehängt zu werden. Und ärgert sich dann, dass überall das Mittelmaß den Ton bestimmt.
Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass wir gerade einen Podcast machen? Es ist der beste, an dem ich je beteiligt war.
Die erste Folge gibt’s hier im Netz: Hören Sie mal rein!
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