Unternehmen zählen zu den größten Klimasündern. Sie stoßen nicht nur Kohlenstoffdioxid (CO2) und andere klimaschädliche Stoffe während der Produktion aus. Auch das, was sie fertigen, trägt meist zum Klimawandel bei. Das heißt aber auch: Wenn sie ihre Emissionen reduzieren, können Firmen einen großen Beitrag dazu leisten, das Klima zu schützen.
Halten sie sich bei den angestrebten Einsparungen an die gängigen wissenschaftlichen Prognosen über CO2-Ausstoß und Erderwärmung, spricht man von „science-based targets“, also wissenschaftsbasierten Klimazielen. Brigitte Frank hat in ihrer Masterarbeit an der Universität Hamburg untersucht, wie Unternehmen diese für sich aufstellen und welche Vor- und Nachteile sie mit sich bringen. Damit hat die Studentin es ins Finale des diesjährigen Supermaster-Wettbewerbs geschafft.
Für diesen Wettbewerb sucht die WirtschaftsWoche in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb) die beste Masterarbeit mit Wirtschaftsbezug. Aus den mehr als 200 Einreichungen hatte eine Vorjury die besten zehn ausgewählt. Nun werden die Finalisten ihre Ideen vor einer Jury präsentieren, die unter anderem mit der BASF-Vorständin Saori Dubourg und dem Investor Frank Thelen prominent besetzt ist. Die beste Arbeit gewinnt schließlich 25.000 Euro.

Zunächst musste Brigitte Frank erst einmal die unübersichtliche und komplexe Thematik durchdringen. „Ich habe mich gefragt, wie das Konzept Anwendung finden soll, wenn kaum jemand versteht, wie es richtig angewendet wird“, so Frank. Die Forschungsfrage wollte sie deshalb nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch beantworten, um zu zeigen, wie wissenschaftsbasierte Ziele in der Realität für eine Firma aussehen könnten.
Zu sperrig für die Praxis
Der Prozess der Zielsetzung sei komplex und langwierig. „Das senkt die Motivation, das Konzept anzuwenden und verschenkt – in Anbetracht der Dringlichkeit des Problems – auch wertvolle Zeit, die Unternehmen nutzen könnten, um sich der Umsetzung ihrer Klimaziele zu widmen“, so Frank.
Ihre Erkenntnis nach eingehender Untersuchung: Nur eine der vier von ihr untersuchten Methoden, wissenschaftsbasierte Klimaziele festzulegen, sei derzeit für Unternehmen in der Praxis geeignet. Die anderen könnten ausschließlich im Zusammenspiel mit bestimmten Emissionsszenarien angewendet werden - ein zu starres Instrument, um in der Praxis nützlich zu sein. Eine weitere Einsicht: Unternehmen, die sich in der Vergangenheit bereits von sich aus daran gemacht hatten, Emissionen zu reduzieren, würden für diese Leistung nicht belohnt.
Ihre Masterarbeit soll eine Orientierungshilfe sein, mit der sich Unternehmen „schneller und fundierter für einen geeigneten methodischen Ansatz entscheiden können“. Und in Zukunft wird Brigitte Frank das Thema noch weiter vertiefen. Im Exzellenzcluster Climate, Climatic Change and Society (CLICCS) der Universität Hamburg hat sie bereits mit der Promotion begonnen. „In meiner Doktorarbeit gehe ich der Frage nach, wie Unternehmen eine vollständige Dekarbonisierung gelingen kann“, so Frank. Ein Aspekt dabei: das Setzen von Klimazielen.
Sie wollen wissen, ob Brigitte Frank sich gegen die anderen neun Finalisten durchsetzt – und den Supermaster-Wettbewerb 2020 gewinnt? Der entscheidende Pitch läuft am 27. Oktober ab 18 Uhr im Livestream auf wiwo.de. Hier geht’s zur Anmeldung.
Eine Übersicht aller Supermaster-Finalisten finden Sie hier.