Supermaster So schreibt man die perfekte Masterarbeit

Vor der Abschlussfeier steht die Abschlussarbeit. Wie das richtig geht, erklären die Gutachter des Supermaster-Wettbewerbs. Quelle: dpa

Für den Supermaster-Wettbewerb haben Gutachter des Bundesverbands deutscher Volks- und Betriebswirte Dutzende Masterarbeiten akribisch gelesen und bewertet. Hier verraten sie, was eine gute zu einer preisverdächtigen Bewerbung macht – und welche Fehler man unbedingt vermeiden sollte.

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Dass Alexander Zureck sich mit Abschlussarbeiten auskennt, lässt sich zweifelsfrei belegen. Der Professor an der FOM Hochschule in Düsseldorf hat seit seiner Berufung vor zwei Jahren bereits mehr als 100 Bachelor- und Masterarbeiten als Gutachter begleitet. In den zurückliegenden Wochen und Monaten hat er hart daran gearbeitet, dieses Pensum zu verdoppeln. 

Denn Zureck hat zusammen mit einigen Kollegen des Bundesverbands deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb) die Einreichungen beim Supermaster-Wettbewerb analysiert, den die WirtschaftsWoche nun im zweiten Jahr in Folge gemeinsam mit dem bdvb ausrichtet. 

Mittlerweile haben die Gutachter einen großen Teil der Bewerbungen gelesen und bewertet. In einem zweiten Schritt werden nun die zehn besten Kandidatinnen und Kandidaten einer prominent besetzten Jury vorgelegt. Die Finalisten bekommen die Möglichkeit, ihre Forschungsprojekte in einem kurzen Vortrag vor der Jury auszuführen. Wer damit schlussendlich überzeugt, gewinnt 25.000 Euro. 

Doch auch alle anderen Studenten, die die Masterarbeit noch vor sich haben, können von der Erfahrung Zurecks und seiner Kollegen einiges lernen. Hier ihre besten Tipps:

Abstrakte Themen anfassbar machen 

Masterstudierende sollen in ihren Abschlussarbeiten zeigen, dass sie das Handwerkszeug haben, um eine erste wissenschaftliche Abhandlung zu verfassen. Wer sein Augenmerk aber schon im Studium zu sehr auf den Elfenbeinturm richtet, verliert schnell den Bezug zur echten Welt und was die eigene Forschung für diese bedeuten könnte. Für Marielle Queitsch ist es deshalb wichtig, dass Absolventen abstrakte Themen anfassbar machen. Die bdvb-Gutachterin ist Studiengangsmanagerin für den Master in Management und Leadership an der SRH Hochschule Heidelberg und hat selbst schon einige Masterarbeiten betreut. 

Unter den Supermaster-Einreichungen haben sie besonders diejenigen beeindruckt, die große Themen auf ein kleineres Forschungsgebiet herunterbrechen und in einen Gesamtzusammenhang einordnen. „Häufig findet man zu diesen Megatrends Fachartikel und Literatur, die diese Themen sehr oberflächlich und abstrakt behandeln“, sagt Queitsch. Einige der Supermaster-Arbeiten seien aber so konkret geworden, dass auch Experten anderer Branchen oder Fachbereiche von den Erkenntnissen lernen könnten. 

Nicht zu viel versprechen

Eine Weisheit, die für die Überschriften von Zeitungstexten gilt, sollten Studierende auch beim Verfassen ihrer Masterarbeiten beherzigen: Was man ankündigt, sollte man auch einhalten. Wer also verspricht, einen funktionierenden Marktmechanismus für Emissionszertifikate gestaltet oder eine neue, ökonomische Lösung für das Gefangenendilemma gefunden zu haben, der sollte das dann auch tatsächlich bieten. Löst man das Versprechen nicht ein, hinterlässt das einen schlechten Eindruck. 

von Lena Bujak, Jan Guldner

So ging es Ludwig Hierl bei der Lektüre mancher Supermaster-Einreichungen, die er begutachtet hat. „In Masterarbeiten werden einleitend häufig hoch innovative und spannende Forschungsfragen aufgeworfen“, sagt der Professor für Accounting, Controlling und Finance an der DHBW Heilbronn. Das wecke beim Leser hohe Erwartungen, die später nicht immer erfüllt werden könnten. Er empfiehlt Masterstudierenden daher, schon zu Beginn ihrer Abschlussarbeit stärker zu reflektieren, wie sie methodisch vorgehen wollen, um die Forschungsfragen später wissenschaftlich fundiert beantworten zu können. Und dabei auch zu bedenken, was sie nicht leisten können. „Weniger ist auch bei Masterarbeiten manchmal mehr“, so Hierl. 

Empirisch arbeiten

Wer seine Erfahrungen im akademischen Arbeiten bislang nur in Seminar- oder Bachelorarbeiten gemacht hat, kann von den Anforderungen einer Masterarbeit überfordert werden. Hier ist nicht nur gefragt, die theoretischen Grundlagen aus anderen Forschungspapieren und Büchern wiederzugeben. Studierende müssen auch eine Hypothese aufstellen und diese wenn möglich empirisch überprüfen. 

Für Alexander Zureck ist dies der wichtigste Teil der gesamten Arbeit. Daher schaut sich der Professor der FOM Hochschule bei jeder Bewertung zunächst den methodischen Teil der Arbeit an. „Sofern der Bewerber hier nicht überzeugend die Wahl seiner Forschungsmethode begründet, fällt die Arbeit für mich schon raus“, sagt Zureck. Eine Masterarbeit brauche einen strukturierten und nachvollziehbaren quantitativen oder qualitativen Forschungsansatz. Sie muss also Daten erheben oder bestehende Daten nutzen und aus ihnen eine neue Erkenntnis generieren. „Eine reine Literaturauswertung kann den aktuellen Stand der Forschung nicht wesentlich erweitern“, sagt der Professor. 

Thema richtig wählen

Es liegt in der Natur der Sache, dass sich gerade junge Akademiker für besonders aktuelle Themen interessieren. In den Einreichungen zum Supermaster-Wettbewerb zeigt sich das immer wieder. Vorherrschend sind Arbeiten, die sich mit Fragen zu Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Gründung oder New Work auseinandersetzen. Die Tücke: Gerade weil sie so neu sind, bieten sie zwar viel unerforschtes Territorium, das sich auch in Masterarbeiten schon erschließen lässt. Doch sie bergen auch die Gefahr, dass man sich darin verläuft.

Die Supermaster-Gutachter Katharina und Thorsten Klug haben das bei den Einreichungen, die sie bewertet haben, beobachtet. Die Marketing-Professorin an der Hochschule Fresenius und der interne Revisor sahen viele Arbeiten, die „zwar große Worte benutzen, echte Erkenntnisse jedoch schuldig bleiben“, schreiben die beiden. Selbstverständlich ist es gut, die Aktualität und Dringlichkeit des eigenen Themas herauszuarbeiten. Gerade dann sollte man sich aber auf eine Aspekt konzentrieren, bei dem man auch wirklich etwas herausfinden kann. „Mit einer Masterarbeit lässt sich die Welt nicht neu erfinden, jedoch ein wenig verändern – dieser alten Weisheit folgen Masteranden, die sich mit etwas Demut und Akribie ans Werk gemacht haben.“

Mut zur Lücke 

Studierende, die über viele Wochen an einem Thema sitzen, verfallen oft in eine regelrechte Literatursammelwut. Jeder noch so kleine Buchfetzen, in dem das eigene Thema angerissen wird, kommt ins Literaturverzeichnis und wird zitiert. Die Gefahr ist dann groß, sich in Detaildiskussionen zu verzetteln und den Blick fürs größere Ganze zu verlieren. Supermaster-Gutachter Falko Lüders-Kubersky ist das insbesondere bei Masterarbeiten zum Thema Digitalisierung aufgefallen. Dabei hätten die Bewerber vor allem branchenspezifische Diskussionen und Lösungsansätze beschrieben. „Diese sind in Teilen sehr speziell und ermöglichen mitunter nur unter erschwerten Bedingungen einen Transfer in andere Bereiche“, sagt Lüders-Kubersky. 

Verständlich schreiben 

Häufig ist die Leserschaft von Masterarbeiten auf wenige Menschen begrenzt. Doch auch diese sollten ein bisschen Spaß bei der Lektüre haben. Denn wer eine Arbeit im besten Fall gut unterhalten und im schlechtesten Fall zumindest nicht gelangweilt liest, bewertet sie im Zweifel besser. Daher ist es nicht nur wichtig, dass die Inhalte stimmen, sondern auch die Form. Es beginnt damit, dass man nicht zu viel Wissen bei den Lesern voraussetzt. „Einige starten gleich mit Abkürzungen oder methodischen Begriffen, die denjenigen, die sich nicht auch mit dem Thema beschäftigen, das Lesen schwer machen“, sagt Frank Grübel, der als Outsourcing-Experte bei einer Bank tätig ist und bereits im zweiten Jahr für den bdvb als Gutachter tätig war. 

Sein Gutachter-Kollege Manuel Pfeiffer von SAP sieht das ähnlich. Herausragende Arbeiten müssten vor allem klar und deutlich formuliert sein. „Besonders positiv finde ich die Bewerber, denen es gelingt, ihre Arbeit so prägnant darzulegen, dass auch ein Leser folgen kann, der nicht in den Detail dieses Forschungsgebietes zu Hause ist." Einige Einreichungen erschienen ihm als zu oberflächlich, weil genau diese konkrete Beschreibung fehlte. „Gerade bei vielversprechenden Titeln ist das sehr traurig“, so Pfeiffer.


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