Das gilt besonders für Fächer, in denen geeignete Fachkräfte schwierig zu finden sind. Mehr als 60 Prozent der Personaler sagten den Experten von Universum, 2013 ihren Bedarf an Informatikern weniger gut oder gar nicht decken zu können. Bei den Elektrotechnikern waren es knapp 50 Prozent. „Vor allem in den Ingenieurwissenschaften müssen Unternehmen über den Tellerrand blicken, um gut ausgebildeten Nachwuchs zu bekommen“, sagt Stefan Lake, Deutschland-Geschäftsführer von Universum. Denn an den führenden Hochschulen buhlen sie verstärkt um die Gunst der Talente.
Vor allem an der RWTH Aachen ist der Andrang groß. 2010 sammelte die Hochschule im Dreiländereck fast eine Viertelmilliarde Euro Drittmittel ein – so viel wie keine andere Universität in Deutschland. Mit 72 Millionen Euro trug die Wirtschaft den größten Anteil bei. Jeden Donnerstagabend können sich Unternehmen den angehenden Absolventen als Arbeitgeber präsentieren. Im kommenden Sommersemester stellen sich unter anderem BASF, die European Space Agency und E.On vor. Mehr als 70 Spender-Firmen dankt die RWTH auf ihrer Homepage für deren Gelder. Doch nur die großen deutschen Konzerne wie BMW oder Audi können es sich leisten, auf Universitäten wie Aachen oder Mannheim festgelegt zu sein.
Erfolgsgarant Auto
Denn sie haben einen entscheidenden Vorteil. Kaum ein Produkt berührt die Deutschen so sehr wie das High-Tech-Erzeugnis Auto. So mancher sauste schon als Knirps mit Spielzeugautos durch das Wohnzimmer der Eltern. Und die attraktiven Produkte der Premiumhersteller sind allgegenwärtig – egal, ob auf der Straße oder in der Fernsehwerbung. Andere Unternehmen haben es da schon schwerer.
Zum Beispiel dann, wenn sie Mähdrescher und Rasentraktoren herstellen wie John Deere. Auch der Markenname ist bei Weitem nicht so bekannt wie der deutscher Dax-Konzerne. Deshalb ist es Peuntner recht, dass sich die Qualitäten der TU Kaiserslautern bislang nicht überall herumgesprochen haben und der Andrang noch nicht Aachener Ausmaße angenommen hat. So kommt das Unternehmen in Kaiserslautern problemlos an Nachwuchs.
Mittlerweile arbeiten dort schon 40 TU-Absolventen, regelmäßig laufen gemeinsame Projekte. Erst kürzlich erarbeitete ein studentisches Forschungsteam neue Ideen für die Sensoren an Mähdreschern, mit denen die Maschinen große Steine frühzeitig erkennen oder den Feuchtigkeitsgehalt im geernteten Getreide messen können.
Die beliebtesten Abschlüsse
Auch wenn die Bachelor-Abschlüsse in Deutschland eingeführt wurden, um der Wirtschaft besser spezialisierte Arbeitskräfte zuzuführen - als High Potentials gelten die Bachelor-Studenten nicht. Zumindest nicht bei den Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Erstaunlicherweise sind auch die Uniabgänger mit Doktortitel nicht Arbeitgebers Darling. Ähnlich wie die Bachelor-Studenten rangieren Promovierte eher unter ferner liefen, wenn es um die Suche nach High Potentials geht.
Der Master-Abschluss ist besonders in Österreich beliebt. In der Schweiz gelten auch Fachhochschulabsolventen mit Master-Qualifikation als begehrte High Potentials.
In Deutschland ist das Diplom immer noch der am meisten angesehene Abschluss - Bologna-Reform hin oder her. 99 Prozent der befragten deutschen Chefs suchen Uniabsolventen mit Diplom.
Auf solche Kooperationen legt die Universitätsleitung ebenfalls großen Wert. Vizepräsident Lothar Litz und seine Kollegen richten Forschung und Lehre bewusst an den Bedürfnissen der Industrie in der Region aus. So entstand auch das Zentrum für Nutzfahrzeugtechnologie. Dort tüfteln Wissenschaftler der Hochschule mit Partnern wie Daimler oder Volvo. In einem Masterstudiengang können Studenten aus den Fächern Elektrotechnik, Maschinenbau und Informatik Spezialwissen sammeln, ein Semester ist ausschließlich für Projektarbeit reserviert.