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Universitäten Hochschulrankings geraten in die Kritik

Leipzig ist schon draußen, die Uni Hamburg will sich an keiner Uni-Rangliste mehr beteiligen, andere könnten folgen. Hochschulvertreter streiten über das Für und Wider von Rankings. Wie viel Wettbewerb in der Wissenschaft ist sinnvoll?

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Studierende und ihre Angehörigen während der Immaktrikulationsfeier der Universität Hamburg im Auditorium Maximum. Quelle: dapd

Wenn sich Gegner und Verantwortliche von Uni-Rankings an einen Tisch setzten, wäre Holger Burckhardt der perfekte Moderator. Der Rektor der Uni Siegen wundert sich über die Heftigkeit der aktuellen Debatte und mahnt zur Sachlichkeit: Pauschalkritik laufe ins Leere, die Debatte müsse geführt werden, aber bitte sachlich und konstruktiv.

Davon könne momentan bei vielen Kritikern keine Rede sein, die sämtlichen Rankings, die Hochschulen anhand von Kennzahlen wie Studenten pro Professor oder Zahl der Veröffentlichungen in Lehre und Forschung vergleichen, methodische Mängel und ungerechtfertigte Urteile vorwerfen.

Deutschlands Spitzen-Universitäten 2012
RWTH AachenAachen liegt in allen technischen Disziplinen vorne. Das ist auch der Anspruch der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH), die als eine der wenigen deutschen Elite-Unis gilt. Mit ihrem Zukunftskonzept „RWTH 2020“ hat sie sich zum Ziel gesetzt, bis zum Ende des Jahrzehnts eine der weltweit besten „integrierten interdisziplinären technischen Hochschulen“ zu werden. Diese Anstrengungen fördert die Bundesregierung mit ihrer Exzellenz-Initiative. Exzellenz bescheinigt die WirtschaftsWoche der RWTH auch in ihrem Uni-Ranking: Sie belegt den ersten Platz in Naturwissenshaften, Elektrotechnik, Wirtschaftsingenieurwesen und Maschinenbau. Bei Informatik steht Aachen auf dem zweiten Platz Quelle: dapd
Uni MannheimJunge Universität, alter Sitz. Erst 1967 wurde die Mannheimer Handelshochschule zur Universität erhoben. Die im Mannheimer Barockschloss heimische Hochschule gehört damit zu den jüngeren deutschen Unis. Aufgrund ihrer wirtschaftswissenschaftlichen Ursprünge, zeigt sich in diesem Bereich auch die Kompetenz der Uni. Im Hochschul-Ranking der WirtschaftsWoche belegt sie in den Fächern VWL und BWL jeweils den ersten Platz. Außerdem ist sie in den Top 10 jeweils in Wirtschaftsinformatik (3), Informatik (8) und Jura (8). Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)Die Uni Karlsruhe war die Informatik-Pionierin unter den deutschen Hochschulen. 1969 etablierte sie als erste deutsche Hochschule einen Informatik-Diplomstudiengang, drei Jahre später entstand in Karlsruhe die erste deutsche Fakultät für Informatik. Nachdem, sie sich 2005 den Zusatz „Forschungsuniversität“ gab fusionierte sie 2009 mit dem Kernforschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Informatik-Pionierarbeit hat sich gelohnt: Das KIT belegt in dem Fach den ersten Platz im WirtschaftsWoche-Ranking. Bei Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen kommt das KIT auf den zweiten Platz, bei Naturwissenschaften auf den dritten. Quelle: dpa
Technische Uni München (TUM)Die Bundesregierung zeichnete die Technische Uni München (TUM) gleich doppelt aus: Einerseits gehörte sie 2007 zu den ersten drei geförderten Hochschulen ihrer Exzellenz-Initiative, andererseits ernannte sie der Bund als Teil seiner Existenzgründer-Initiative „Exist“ zur Gründerhochschule. Denn an der TUM soll nicht nur geforscht, sondern damit auch Geld verdient werden. Dafür hat sie mit der UnternehmerTUM GmbH etwa eine eigene Unternehmensberatung für ihre Studenten gegründet, die auch über einen Förder-Fonds verfügt. Im Fach Wirtschaftsinformatik verleiht die WirtschaftsWoche der TUM den ersten Platz unter der deutschen Hochschulen, bei Naturwissenschaften gibt es den zweiten Platz, bei Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsinformatik den dritten Platz, sowie bei BWL den zehnten Platz. Quelle: Technische Universität München, Albert Scharger
Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)Konrad Adenauer, Theodor Heuss und Gustav Heinemann studierten hier schon: Die 1472 gegründete Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) zählt zu den renommiertesten Universitäten Deutschlands. Im internationalen Times-Higher-Education-Ranking wurde sie 2011 als beste deutsche Universität ausgezeichnet, beim Ranking der Shanghaier Jiao-Tong-Universität landet sie in Deutschland auf dem zweiten Platz nach der TU München. Bei der WirstchaftsWoche belegt sie den ersten Platz im Fach Jura, sowie den dritten Platz bei BWL und VWL, sowie den vierten bei Naturwissenschaften. Quelle: Creaitve Commons: CC BY-SA 3.0
Uni KölnDicht hinter Mannheim, liegt in den Wirtschaftswissenschaften die Uni Köln. Bei VWL und BWL belegt sie im WirtschaftsWoche-Ranking den zweiten Platz, bei Jura Platz 3 und bei Wirtschaftsinformatik Platz 5. Genau wie in Mannheim, geht auch die Kölner Uni auf eine Handelshochschule zurück. Gegründet im Jahr 1901, wurde sie 1919 zur Universität umgewandelt. Ihre Vorgänger-Uni wurde 1388 als vierte Universität im deutsch-römischen Kaiserreich gegründet. 1798 wurde sie unter napoleonischer Besetzung geschlossen. Die heutige Universität zu Köln wird ebenfalls von der Exzellenz-Initiative der Bundesregierung gefördert. Quelle: dpa/dpaweb
Technische Uni DarmstadtHoheitlich ist der Sitz des Technischen Uni Darmstadt. Wie in Mannheim, beherbergt auch in Darmstadt ein Residenzschloss die Hochschule. Ihr universitärer Status ist allerdings ganze 30 Jahre jünger als der Mannheimer. Seit 1877 ist sie eine Technische Hochschule, zur Universität wurde sie erst 1997. Getreu ihrem Namen liegen ihre Stärken im technischen Bereich: Beim Wirtschaftsingenieurwesen landet sie im WirtschaftsWoche-Ranking auf dem dritten Platz, bei Informatik, Elektrotechnik und Maschinenbau kommt sie auf den vierten, bei Naturwissenschaften auf Rang 5. Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche

Über die Ranglisten wird immer mal wieder gestritten – seit Wochen hat die Diskussion jedoch eine neue Qualität. Jüngstes Beispiel ist das jährliche Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), die prominenteste Liste in Deutschland, bei der die Autoren 18 Kennziffern anhand eines Ampelsystems bewerten. Sie stand schon oft im Zentrum der Kritik. Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) wandte sich in einem empörten Aufruf deutlich gegen das CHE und empfiehlt allen soziologischen Instituten an deutschen Unis, nicht mehr teilzunehmen. Inzwischen haben 12 Institute abgesagt – und weitere werden folgen. In die gleiche Kerbe schlug die Gesellschaft Deutscher Chemiker, und äußerte nahezu die gleiche Kritik: Methodische Mängel und empirische Lücken.

Auch ganze Universitäten wenden sich vom CHE-Ranking ab: Vor wenigen Tagen erklärte der Präsident der Uni Hamburg, Dieter Lenzen, die Flut von Anfragen für Rankings beeinträchtige Forschung und Verwaltung, künftig werde sich seine Uni an keinem einzigen Ranking mehr beteiligen. Per Präsidiumsbeschluss darf nun kein Angestellter der Universität mehr Daten liefern. Die Uni Köln ist schon vor über einem Jahr ausgestiegen, unter anderem weil sie mit dem Ampelsystem nicht einverstanden ist und von ihrem Image als Massenuni weg wollte. Die Uni Leipzig erklärte Ende August, sie mache „vorerst“ nicht mehr mit – und hat seitdem auf keinen einzigen Brief des CHE reagiert. In Marburg forderten Studentenvertreter, die Rankings abzuschaffen.

Ist das der richtige Weg? Holger Burckhardt sagt, solch pauschale Ablehnungen führten in die falsche Richtung. Das verdeutlichte er kürzlich in einem Artikel in der Hochschulzeitschrift „duz“. Der Philosophieprofessor ist einer der wenigen Hochschulmanager, die sich öffentlich so deutlich zu Wort gemeldet haben – und viele scheinen sich hinter Burckhardt zu verstecken.

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