
Für deutsche Studenten ist Bologna nicht nur der Name einer italienischen Stadt, sondern Ausdruck eines Systemfehlers. Der Bologna-Prozess, der Universitätsstudiengänge in Europa vereinheitlichen sollte, hat die Studienzeiten in Deutschland verkürzt, aber die Studiengänge nicht verbessert. Kein Wunder, dass Forderungen immer lauter werden, mehr Geld in die Hochschulen zu stecken. Mehr Geld allein garantiert jedoch noch keinen Erfolg, warnen jetzt Ökonomen der Technischen Universität Lissabon in einer Studie* für die EU-Kommission. Wenn Institutionen ineffizient arbeiten, so die Forscher, helfe auch bessere Finanzausstattung nicht weiter.
Die Ökonomen zeigen erstmals Effizienzunterschiede unter europäischen Universitäten auf. Zuvor hatten sich wissenschaftliche Studien, die die Effizienz von Unis messen, nur auf einzelne Länder konzentriert. Der Vergleich stellt deutschen Hochschulen nun ein nur mäßiges Zeugnis aus – gemessen am Input, produzieren sie zu wenige Absolventen.
Schlechte Noten auch für Süd- und Osteuropa
Schlechte Noten erhalten auch die Hochschulen in Süd- und Osteuropa. Anders dagegen Großbritannien, Japan und die Niederlande, sie generieren mit demselben Input einen erheblich höheren Output und bilden Absolventen aus, die von potenziellen Arbeitgebern sehr geschätzt werden.
Als Input berücksichtigten die Forscher die Zahl und Qualifikation des Lehrpersonals an den Hochschulen, die Zahl der Studenten und die Gelder relativ zum Bruttoinlandsprodukt, die in die Hochschulen fließen. Zum Output zählten die Zahl der Absolventen, wissenschaftliche Veröffentlichungen des Hochschulpersonals, die Organisation der Universitäten sowie als exogener Faktor die Qualität der Schulen, gemessen durch die Pisa-Studie.
Daraus ermittelten die Wissenschaftler für jedes Land sogenannte „Efficiency Scores“. Die Reformvorschläge der Autoren: Künftig sollten die Universitäten von unabhängigen Einrichtungen evaluiert werden. Der Wettbewerb im Hochschulbereich solle steigen. Vor allem müssten die Universitäten in der Personalpolitik mehr Freiheit bekommen, also etwa das Lehrpersonal selber einstellen und entlassen dürfen und die Höhe der Gehälter selbst bestimmen können.
* Miguel St. Aubyn, Álvaro Pina, Filomena Garcia and Joana Pais, Study on the efficiency and effectiveness of public spending on tertiary education, Economic Papers 390, EU-Kommission, November 2009