Verlustvortrag durch Studienkosten Warum Studenten ihre Steuern machen sollten

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So gelingt der Antrag auf Werbungskosten

Wer in seinem Studium die ersten Auslandserfahrungen sammeln möchte, kann diese Kosten ebenfalls geltend machen. „Solange Studenten bei ihrer deutschen Universität eingeschrieben sind, können sie im Auslandsemester zum Beispiel den Flug, die Unterkunft oder den Weg zur neuen Uni absetzen“, sagt BdSt-Mann Liebern. Dafür müssen sie einen doppelten Haushalt führen, wobei der Hauptwohnsitz in Deutschland bleiben muss.

Dieser kann auch das Zimmer im Haus der Eltern sein, doch müssen sich solche Studenten mit mindestens zehn Prozent an den Kosten der Wohnung beteiligen, Lebensmittel für die gesamte Familie kaufen und die Küche mitbenutzen. Meist akzeptieren Finanzämter erst unter diesen Voraussetzungen, dass sich der Lebensmittelpunkt in der elterlichen Wohnung befindet.

Was Studenten vom Berufsleben erwarten
Öffentlicher Dienst bevorzugt Quelle: dpa
Automobilindustrie auf Platz drei Quelle: dpa
Vereinbarkeit von Beruf und Familie Quelle: dpa
Bachelor-Abschluss Quelle: dpa
Nebenjob mit Fachbezug Quelle: Fotolia
Lohndifferenzen bei Studentenjobs Quelle: Fotolia
Erwartetes Einstiegsgehalt

Für Studenten lohnt es sich aber nur dann Belege einzureichen, wenn sie mehr als die jeweiligen Pauschalen gezahlt haben. Studenten im Erststudium rät Steuerberater Kudraß trotzdem, Belege zu sammeln und diese mitzuschicken: „Wer im Erststudium seine Studienausgaben als Werbungskosten absetzen möchte, muss aktuell noch einen vom Gesetz abweichenden Antrag stellen“, sagt er. „Deshalb sollten diese Studenten im Mantelbogen ankreuzen, dass sie Belege einreichen und eine kurze Begründung mit Hinweis auf die anhängigen Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht mitschicken.“

Beispielrechnung erstes Berufsgehalt (Steuern laut 2018):

Mit VerlustvortragOhne Verlustvortrag
Bruttogehalt 2018: 50.000 EuroBruttogehalt 2018: 50.000 Euro
Werbungskostenpauschale: 1000 EuroWerbungskostenpauschale: 1000 Euro
Gesamtbetrag der Einkünfte: 49.000 EuroGesamtbetrag der Einkünfte: 49.000 Euro
Verlustvortrag über fünf Jahre: 39.580 EuroVerlustvortrag über fünf Jahre: 0 Euro
Sonderausgaben für Renten- und Krankenversicherung etc.: 8000 EuroSonderausgaben für Renten- und Krankenversicherung etc.: 8000 Euro
Zu versteuerndes Einkommen: 1420 EuroZu versteuerndes Einkommen: 41.000 Euro
Steuerlast (Einkommenssteuer, Soli, ohne Kirchensteuer): 0 EuroSteuerlast (Einkommenssteuer, Soli, ohne Kirchensteuer): 9627 Euro

Quelle: Eigene Recherche, Steuerberater Raymond Kudraß

Ohne Pauschale können Studenten beispielsweise ihren Zweitwohnsitz absetzen. Wohnt jemand in Cottbus bei seinen Eltern, studiert jedoch in Berlin und hat sich dafür in eine WG eingemietet, kann er die Miete bis zu einem Deckelbetrag von 1000 Euro pro Monat absetzen. Auch hier gilt: Der Hauptwohnsitz muss Lebensmittelpunkt sein und der Arbeitsweg muss sich deutlich verkürzen. Zudem werden Studiengebühren, ein für die Uni gekaufter Laptop sowie Fahrten zu Lerngruppen anerkannt. Auch ein ÖPNV-Ticket kann, neben der Kilometerpauschale, getrennt abgesetzt werden.

Wer mit den oft verwirrenden Formularen des Finanzamtes nicht zu Recht kommt, kann sich Hilfe bei Steuerberatern oder im Internet auf Webseiten wie zum Beispiel Wundertax holen. Auch eine gute Steuersoftware hilft beim Ausfüllen der Steuerformulare. „Jedes Jahr lassen Studenten, die keine freiwillige Steuererklärung abgeben, Millionen von Euro liegen“, sagt Wundertax Geschäftsführer Steffen Harting. Sein Unternehmen ist auf Steuererklärungen spezialisiert und wirbt damit, Studenten innerhalb von 15 Minuten zur fertigen Steuererklärung zu helfen - und das ist mit rund 35 Euro pro Erklärung deutlich günstiger als ein Steuerberater, der mehrere Stunden pro Erklärung braucht. Dafür könne nicht immer exakt auf den Einzelfall eingegangen werden, gibt Wundertax auf seiner Webseite zu. Steuerberater erzielen daher meist die höheren Verlustvorträge. In beiden Fällen kann man die kompletten Kosten für die Beratung im Folgejahr von der Steuer absetzen.

Steuerexperte Kudraß erwirkt pro Student und Jahr durchschnittlich 8.000 Euro Verlustvortrag. Auf drei Jahre gesehen kann ein solcher Vortrag einen Unterschied von mehreren tausend Euro Steuerlast ausmachen. Wer nach dem Bachelor noch einen Master macht und damit meist mehr als fünf Jahre Verluste nachweist, zahlt in seinem ersten Job unter Umständen keinen einzigen Cent Steuern.

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