Wettbewerb der WirtschaftsWoche Florian Molder ist der erste Gewinner des „Supermaster“

Der Sieger des WirtschaftsWoche Supermaster, Florian Molder, mit dem Scheck über sein Preisgeld. Quelle: Frank Beer/WirtschaftsWoche

Der Sieger steht fest: Florian Molders Masterarbeit könnte helfen, drängende Probleme der Paketbranche auf der „letzten Meile“ zu lösen. Damit gewann der Absolvent der Uni Jena den ersten „Supermaster“-Wettbewerb.

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Eigentlich ist Florian Molder Fachmann darin, komplexe Prozesse zu verstehen und zu optimieren. An einem lauen Donnerstagabend auf einer Düsseldorfer Dachterrasse stellte sich ihm aber eine Frage, die auch sein Wissen an ihre Grenzen brachte: Wie transportiert man einen anderthalb Meter langen Scheck über mehr als 400 Kilometer in der Bahn, ohne aufzufallen?

Wie es dazu kam? Molder war einer von zehn Finalisten des „Supermaster“-Wettbewerbs, den die WirtschaftsWoche zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb) in diesem Jahr zum ersten Mal ausrichtete. Das Ziel: Brillante Forschung aus sonst oft vergessenen Abschlussarbeiten zu fördern. 180 Absolventen schickten ihre Masterarbeiten ein, eine Jury wählte die besten zehn aus, die dann beim Finale ihre Arbeiten in Science-Slam-Manier vor der Jury präsentieren durften. Dem Gewinner winkten 25.000 Euro.

Bei strahlendem Sonnenschein versuchten die fünf Frauen und fünf Männer ihre Forschungsthemen in ein Zwei-Minuten-Korsett zu zwängen. Diese reichten von den Auswirkungen der Gig-Economy auf den Arbeitsmarkt, über die Frage, wie man einen guten Machine-Learning-Code erkennt, bis zur Analyse von Gender-Stereotypen in Führungspositionen. Danach löcherte die Jury die jungen Forscher noch eine Minute lang mit Fragen.

Einige brachten zum Vortrag Requisiten mit, eine pinke Sanduhr und ein kleiner Plastik-Roboter etwa kamen auf die Bühne. Die meisten beschränkten sich aber auf ihre Stimme und ihre Ideen. So auch Florian Molder. Der Absolvent der Uni Jena hatte seinen Pitch „mindestens 50 Mal wiederholt“, wie er sagt. Eine erste Fassung hatte er vor einem Doktorandenkolloquium seines Betreuers und Professors Nils Boysen gehalten, um von den früheren Kommilitonen Tipps und Anmerkungen zu bekommen.

Wer Spitzenforschung sucht, muss nicht nach Stanford oder Cambridge schauen. In den Abschlussarbeiten deutscher Studenten schlummern brillante Ideen. Der Supermaster-Wettbewerb der WirtschaftsWoche stellt die besten vor.
von Jan Guldner

Einen weiteren Tipp hatte er sich bei einem TED-Talk abgeschaut: „Ich hatte zwar Notizen, aber ich habe sie dann nicht mit auf die Bühne genommen. Man schaut sonst zu oft auf seinen Zettel, obwohl man weiß, was man sagen will.“ Die Methode funktionierte. Als er die Bühne betrat, spulte er seinen Vortrag routiniert ab und war sogar vor der Zeit fertig. Und auch sein Thema überzeugte: Molder hatte sich mit der Paketlieferung auf der letzten Meile, zwischen Verteilzentrum und Empfänger, beschäftigt. „Viele Lieferwagen sind Abgasschleudern, deren Motor läuft, während die Boten Pakete zustellen“, sagt Molder.

Also tat er das, womit sich viele Unternehmen noch schwer tun: „Einen realen Prozess verstehen, abbilden und dann mithilfe von Algorithmen optimieren.“ Sein untersuchtes Szenario war das eines Lieferwagens, der kleine Roboter als Mitfahrer hat, die den Boten nach Belieben Touren abnehmen können. Automatisch finden sie den Weg zum Empfänger, der Fahrer kann derweil seine Route fortsetzen.

Doch Molder lieferte nicht nur die Idee, sondern auch gleich einen Algorithmus, der bei der Umsetzung hilft und einen optimalen Vorschlag dafür gibt, welche Pakete der Mensch zustellt – und welche die Maschine. Pakete kämen damit pünktlicher zum Kunden, in einer Tour könnte mehr zugestellt werden und die Boten hätten mehr Zeit. Ein Forschungsergebnis, das Unternehmen viel Geld einsparen helfen könnte – und den Arbeitsalltag der Paketboten erträglicher machen dürfte.

Pitches und Preisgeld – das war das Supermaster-Finale
Wer kann die kritische Jury des WiWo-Supermaster überzeugen? Quelle: Frank Beer/WirtschaftsWoche
Zu Beginn richtete WiWo-Chefredakteur Beat Balzli noch ein paar Worte an alle Gäste und Finalisten. Quelle: Frank Beer/WirtschaftsWoche
In einer lockeren Atmosphäre nutzten die Finalistinnen, Finalisten und Gäste die Gelegenheit, sich untereinander zu vernetzen und auszutauschen. Quelle: Frank Beer/WirtschaftsWoche
Wiebke Hagedorn von der Bergischen Universität Wuppertal präsentierte ihre Masterarbeit in Sustainability Management über Lebensmittelverschwendung. Quelle: Frank Beer/WirtschaftsWoche
Georg Kobiela stellt seine Masterthesis der Jury vor. Der Ökonom hat verschiedene Reboundeffekte auf ihre Wirksamkeit und Komplexität hin untersucht. Quelle: Frank Beer/WirtschaftsWoche
Kandidat drei, Andre Große Kamphake, hat seine Masterarbeit zum Thema Digitalisierung im Controlling an der Universität zu Köln geschrieben. Quelle: Frank Beer/WirtschaftsWoche
Ann-Christin Heilig hat ihren Master in Business Administration an der Universität zu Köln gemacht. Ihr Thema: Die weibliche Selektion in Führungspositionen. Quelle: Frank Beer/WirtschaftsWoche

Molders Idee ist ganz im Sinne der Erfinder des Wettbewerbs: Er packt ein aktuelles Thema an und löst es auf eine nachhaltige, wissenschaftlich fundierte Weise. So sah das nach einstündiger Beratung auch die Jury: Molder wurde der erste „Supermaster“.

Und so kam es, dass man auf dem Dach des Hauses einen sehr großen Mann im dunkelblauen Anzug auf einen sehr großen Scheck gelehnt antraf, der auf die Frage, was er mit den 25.000 Euro nun anfangen wolle, erstmal sprachlos war. „Ich habe zu meiner Freundin gesagt, ich kaufe einen Oldtimer“, sagt Molder, „die war nicht so begeistert.“ Wahrscheinlich lege er das Geld erst einmal zurück, ein größerer Urlaub im nächsten Jahr wäre damit auch drin, so Molder.

Es blieb die einzige offene Frage des Abends: Wohin mit dem Scheck? Klar, der Gewinn sei eine schöne Sache, so Molder, aber mit der riesigen Pappe, auf der auch noch die Höhe des Preisgeldes abgedruckt ist, durch die Bahnhöfe der Republik laufen, sei dann doch eher unangenehm. Eine Idee: Den Scheck mit Geschenkpapier umwickeln. Eine andere: Mit dem Mietwagen statt der Bahn fahren. Am Ende einigte man sich anders. Die WirtschaftsWoche schickt ihn als Paket nach Hause. Das Porto geht auf uns.

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