
Scott Jurek gehört zu den erfolgreichsten Ultra-Marathon-Läufern der Welt – und er ist seit 15 Jahren Veganer. Zwischen 1999 und 2006 hat er eines der härtesten Rennen der Welt, den Western States 100 Miles Endurance Run sieben Mal in Folge gewonnen.
1994 läuft er seinen ersten Marathon, vier Wochen nach dem Debüt bereits 80 Kilometer. Die Leidenschaft für besonders lange Läufe hatte ihn gepackt. Dabei geht es ihn nicht alleine um Form, Ausdauer oder Muskelkraft, sondern um den Willen – durchzuhalten und den Lauf zu beenden.
Selbstvertrauen, das häufig nicht nur für den Sport gebraucht wird, sondern auch für andere Missgeschicke des Lebens nützlich ist. Und genau darum geht es in Jureks Buch, das bereits 2012 erschienen ist, aber bis heute ins Bücherregal jedes Sportlers gehören sollte.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass Jurek vor allem eins macht: Er schreibt seine persönliche Geschichte. Es sind Erzählungen voller Zurückweisungen, Misserfolgen, aber auch Herausforderungen. Das Laufen (und später die vegane Ernährung) haben zu seiner persönlichen Entwicklung beigetragen und ihn aus Löchern rausgezogen, in die er in seiner Kindheit, und später nach dem Scheitern seiner Ehe fiel. Er hat damit genau das vor gemacht, dass viele Manager heute versuchen, wenn sie lange durchhalten oder wichtige Entscheidungen treffen müssen. Sportschuhe anziehen, eine Runde drehen, Kopf frei bekommen. Denn um zu Laufen, braucht es am Anfang nicht viel - und man kann überall und zu jederzeit trainieren. Alleine. Außerdem gelten Läufer als emotional stabiler und haben eine verbesserte kongnitive Leistungsfähigkeit - so zumindest Ergebnisse verschiedener Studien.
Eine weitere Stärke des Buches liegt darin, dass es nicht belehren will – auch hinsichtlich seiner Ernährung. Jurek hat sich bereits vegan ernährt, bevor das Trend wurde. Anfang des Jahrtausend war es ein größeres Problem, als es das heute ist, die Informationen und Zutaten zu bekommen, um eine vegane Ernährung umzusetzen.
Deshalb finden sich in „Eat & Run“ auch Rezepte, die eine ausgewogene Milch- und Ei-freie Ernährung unterstützen sollen, sich gleichzeitig aber auch schnell umsetzen lassen und für ein so intensives Training geeignet sind. Als Jurek damit begann, gab es kaum Erfahrungswerte, ob es möglich ist, mit einer rein pflanzlichen Ernährung körperliche Höchstleistungen zu bringen. Jurek hat gezeigt, dass es geht.





Es sind die beiden Dinge – das Laufen und die Ernährung – die ihn am meisten geprägt haben, und die er in seiner Biografie so geschickt miteinander verknüpft. Als Unterstützung hat er sich Autor Steve Friedman geholt, der schon früher ein Portrait über den Ausnahmesportler geschrieben hatte, in dem er auch die Schattenseiten der körperlichen, aber auch privaten Herausforderung gezeigt hatte.
Das alles macht „Eat & Run zu einem lesenswerten Buch – aber leider vor allem für Sportler. Für Leser, die sich damit nicht auseinandersetzen wollen, und das Werk vielleicht geschenkt bekommen haben, wird es so zu einer etwas mühsam zu lesenden Geschichte eines Sportlers.
Über das Buch: 2012 bei Bloomsbury erschienen |