Andreas Dombret "Nicht für den Job verbiegen"

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Die Banklehre kann ein Einstieg sein, muss es aber nicht

Sie haben vor dem Studium zunächst eine Banklehre gemacht. Ist das heute noch zu empfehlen?

Die Banklehre kann ein Einstieg sein, muss es aber nicht. Heute gibt es viel mehr Möglichkeiten, sich im Job des Bankers auszuprobieren, zum Beispiel Praktika oder unterschiedliche Studienschwerpunkte in Bachelor und Master. Und es ist ratsam, möglichst viele dieser Möglichkeiten zu nutzen. Mir hat die Banklehre aber nicht geschadet.

Hatten Sie zu Beginn Ihrer Karriere einen klaren Plan?

Nein. Abgesehen davon, dass ich immer Banker werden wollte, weil dieser Beruf viele Talente anzog – da wollte ich dazugehören. Nach dem Studium der Bankbetriebslehre habe ich überlegt, ob ich promoviere oder einen Master mache. Ich habe mich dann entschlossen, sofort anzufangen. 1987 vor dem großen Börsencrash herrschte bei den Banken noch echte Goldgräberstimmung. Ich hatte zwei Angebote und habe mich dann für die Deutsche Bank entschieden.

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Warum?

Weil ich unbedingt in der Zentrale einer großen Bank anfangen wollte. Das andere Angebot kam von JP Morgan, aber nicht für deren Zentrale in New York. Und ich wollte unbedingt das Unternehmen möglichst gut und umfassend kennenlernen. Als Deutsch-Amerikaner hatte ich aber auch immer das Ziel, international zu arbeiten. Deshalb bin ich vier Jahre später doch noch zu JP Morgan nach London gewechselt. Inhaltlich hat mich das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen ganz besonders gereizt, weil es kundenorientiert und anspruchsvoll ist. Das entsprach meinem Anspruch an mich selbst. Ich wollte nämlich mit Kunden langfristig auf einer stabilen Beziehung arbeiten. Dazu passt auch meine Aufgabe bei der Bundesbank.

Trotzdem war dieser Schritt ein großer Bruch. Hatten Sie keine Zweifel?

Ich persönlich nie, aber etliche Freunde haben mir von dem Wechsel zur Bundesbank abgeraten. Sie hielten die kulturelle Umstellung von der hektischen Bank zur „beschaulichen Behörde“ für zu groß.

Wie groß ist dieser Unterschied tatsächlich?

In der Bundesbank wird viel langfristiger gedacht als in den meisten Privatbanken, wo gerade die Händler extrem kurzfristig unterwegs sind. Und während diese teilweise zu risikobereit sind, sind das die Beschäftigten bei uns hier eher nicht. Bürokratie ist auch ein Thema: Davon hat die Bundesbank einiges zu bieten, aber das ist in großen Investmentbanken nicht anders.

Wo sollte ein Absolvent besser anfangen?

Das kommt darauf an, was für ihn wichtiger ist. In einer Bank lässt sich sicher mehr verdienen, dafür ist die zeitliche Beanspruchung höher. Bei der Bundesbank arbeitet man für das Gemeinwohl. Bei der Bundesbank gibt es viele interessante Aufgaben – und das im Übrigen inzwischen sehr international.

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