Die Botschaft an die Studenten hinter den Zahlen ist deutlich: Sie müssen nicht fragen, was sie für ihren Arbeitgeber tun können – die Unternehmen müssen sich die Frage stellen: Was kann, was muss ich tun, um die raren Talente an mich zu binden?
Katharina Gruners Arbeitgeber Merck scheint darauf derzeit besonders gute Antworten zu finden: Unter den Naturwissenschaftsstudenten konnte der Pharmakonzern im Vergleich zum Vorjahr drei Plätze aufsteigen und ist damit eines der wenigen Unternehmen, die in diesem Jahr neu in die Top Fünf eingezogen sind. Bei den angehenden Wirtschaftswissenschaftlern, Ingenieuren und Informatikern konnten die beliebtesten fünf Arbeitgeber ihre Position vom vergangenen Jahr weitgehend verteidigen.
„Deutschland ist und bleibt Autoland“, sagt Universum-Manager Lake. So wählten die Wirtschaftswissenschafts- und Ingenieurstudenten Audi zum beliebtesten Arbeitgeber, direkt gefolgt von den Konkurrenten BMW, Porsche und Volkswagen. Den fünften Platz belegt unter den angehenden Ingenieuren mit Daimler der nächste Autobauer und unter den Ökonomen der Internet-Konzern Google.
Die Informatikstudenten wählten das US-Unternehmen wie im Vorjahr zu ihrem beliebtesten Arbeitgeber. Google konnte seine Position sogar noch einmal um mehr als fünf Prozentpunkte auf knapp 33 Prozent steigern – das ist fächerübergreifend absoluter Spitzenwert.
Doch auch die Automobilhersteller werden für Programmier-Cracks zunehmend zur attraktiven Job-Adresse: Ob Elektroantrieb, das vernetzte oder selbstfahrende Auto – die Branche ist softwarelastiger geworden.
Diese Entwicklung lockt etwa IT-Spezialisten wie Daniel Huber. Der 27-jährige Berufseinsteiger arbeitet in der Serienentwicklung bei BMW. Er und sein Team verantworten die Software des Zentralsteuergeräts eines neuen, noch streng geheimen Modells.
Das Zentralsteuergerät legt den Zustand eines Fahrzeugs fest: Fährt es oder steht es? Befindet sich der Fahrer im Auto oder nicht? Oberstes Ziel: Energie sparen. Wartet der Fahrer im Auto und hört Musik, sollte das Licht brennen und die Anlage funktionieren – sonst nichts. Das ist gerade bei Elektroautos wichtig, denn jedes eingesparte Watt sorgt für mehr Reichweite.
Computerfreak Huber wollte vor allem einen innovationsfähigen Arbeitgeber, der mit kreativen Methoden experimentiert – BMW etwa entwickelt Software in vielen kleinen Schritten anstatt in wenigen großen. Jeder dieser kleinen Schritte wird dabei die ganze Zeit mithilfe automatisierter Tests überwacht. Statt wie früher erst die komplette Software zu programmieren und sie dann in einem Versuchsmodell zu testen, können bei dem neuen Verfahren Fehler schon im Anfangsstadium einer neuen Software identifiziert und behoben werden. Eine Methode, die bisher vor allem Internet-Schmieden wie Google vorbehalten war.