Arbeitgeber-Ranking Die besten Arbeitgeber für Berufsanfänger: Gehalt zählt mehr als Image

Viele Berufseinsteiger würden ihren Job gerne wechseln – für sie zählen ein gutes Gehalt, vernünftige Arbeitszeiten und bezahlte Weiterbildung mehr als das Image eines Unternehmens, wie das aktuelle Arbeitgeber-Ranking von Universum und WirtschaftsWoche zeigt.

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Porsche Zentrale

Der Montag vergangener Woche war ein besonderer Tag für Fabian Deckerts*. Als der Frankfurter nach Hause kam, waren die Supermärkte noch geöffnet, die Abendsonne stand am Himmel, und ihm blieb genug Zeit, um einzukaufen und sich mit einem Freund zum Abendessen zu treffen.

„Heute habe ich gesehen, wie es ist, wenn man vor 7 Uhr abends Feierabend macht“, sagt Deckerts, „zum ersten Mal nach eineinhalb Jahren.

Seit Anfang 2007 arbeitet der Volkswirt in der Energiebranche, in der Regel mehr als 50 Stunden pro Woche. Zu Beginn hat ihm das wenig ausgemacht –die Überstunden waren der Preis für ein schnelles Vorwärtskommen. Jetzt will er sie reduzieren und seinen ersten Job als Sprungbrett nutzen: Er sucht nach einem Job, bei dem die „Work-Life-Balance“ stimmt, er also mehr Zeit mit seiner Freundin und Freunden verbringen kann.

So wie Fabian Deckerts denken derzeit viele junge Akademiker: Jeder Vierte will innerhalb der nächsten sechs Monate bei einem neuen Arbeitgeber anheuern; innerhalb des nächsten Jahres wünschen sich das sogar über 40 Prozent. Ganz oben stehen bei ihnen große Namen wie Porsche, Google oder BMW –aber auch kleinere Unternehmen haben gute Chancen, wie das Arbeitgeber-Ranking zeigt, das die WirtschaftsWoche exklusiv veröffentlicht. Für die exklusive Studie hat die Beratung Universum Communications in Kooperation mit den Marktforschern von Access rund 4900 junge Akademiker danach befragt, bei welchen Arbeitgebern sie gerne arbeiten würden und was diese ihnen bieten sollten.

Ergebnis: Bei einem Jobwechsel hoffen nahezu alle auf einen Gehaltssprung und auf eine besseren Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben – denn etwa jeder Vierte arbeitet mehr als 50 Stunden pro Woche. Außerdem wichtig bei der Arbeitgeberwahl: eine bezahlte, externe Weiterbildung, wie etwa einen MBA. Das wünschen sich knapp 37 Prozent, doch nur rund 17 Prozent bekommen das von ihrem Arbeitgeber auch. Weniger wichtig als den Arbeitgebern sind den Berufsanfängern Boni – stattdessen wünschen sie sich Dienstwagen, Sonderurlaube, Fitnessangebote und einen Karrierecoach.

All das bewirkt, dass sich die Jobeinsteiger auch für zunehmend andere Arbeitgeber interessieren als die Studierenden (siehe WirtschaftsWoche 21/2008). Zwar stehen bei den Berufstätigen dieselben Konzerne auf dem Siegertreppchen wie bei den Studierenden. Doch der Vorsprung der Sieger schwindet. Unter den Berufstätigen haben zunehmend auch weniger bekannte Namen Chancen.

Auf- und Absteiger, Wechselwunsch, Wunsch und Wirklichkeit

Besonders auffällig ist das unter den Naturwissenschaftlern. Zwar steht dort neben der Max-Planck- die Fraunhofer-Gesellschaft wie immer ganz oben – weil Forschung dort „nicht nur spannend, sondern auch erfolgreich ist“, wie etwa die Leiterin des Fraunhofer-Instituts System- und Innovationsforschung Marion Weissenberger-Eibl sagt. Doch die beiden Gesellschaften mussten Stimmen abgeben – etwa an das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim. Bei den jobkundigen Berufsanfängern ist das Unternehmen deutlich mehr gefragt als unter den Studierenden.

Tatsächlich orientieren sich die Studenten und Absolventen mangels Job-Erfahrung bei ihrer Arbeitgeberwahl oft allein am Ruf und Bekanntheitsgrad eines Unternehmens. Die Berufstätigen profitieren dagegen vom direkten Kontakt mit den Firmen und Wettbewerbern. Das fördert mitunter ganz andere Favoriten.

Neben den Banken gehören auch die Unternehmensberatungen zu den Verlierern der Umfrage. Während etwa McKinsey von den Wirtschaftswissenschaftlern an den Unis im Frühjahr dieses Jahres noch auf Platz 5 gewählt wurde, kam es in der Hitliste der jungen Berufstätigen nur noch auf den 14. Rang. Auch die Boston Consulting Group verabschiedete sich aus den Top Ten der Job-Favoriten. Der Grund dafür könnte der gleiche sein, der auch Fabian Deckerts an seinem Arbeitgeber zweifeln lässt: Spätschichten gehören in vielen Unternehmensberatungen zum Arbeitsalltag.

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