




Lebenslänglich: Was für viele nach Drohung oder Strafe klingt, ist für Kerstin Kleineidam ernst gemeinter Wunsch. Seit 15 Jahren arbeitet die Maschinenbauerin bei Volkswagen, und wenn es nach der 38-Jährigen geht, können ruhig noch ein paar Jahre dazukommen. Im Werk in Wolfsburg startete sie 1997 im Anschluss an ihr Studium an der FH Wolfenbüttel als Trainee. Danach arbeitete sie unter anderem im Produktmanagement und war 18 Monate für VW in den USA, um herauszufinden, wie die Konsumenten dort ticken. Seit Sommer 2011 koordiniert sie das Zusammenspiel verschiedener Abteilungen bei der Entwicklung eines neuen Familienautos. Und kann sich durchaus vorstellen, bei Volkswagen auch in Rente zu gehen.
Jahrzehntelange Treue zum gleichen Arbeitgeber: Was nach Vorstellungen aus Großvaters Zeiten klingt, ist für Kleineidam auch heute wieder attraktiv: "Hier lösen wir Aufgaben Hand in Hand, statt mit spitzen Ellbogen um die nächste Position zu hakeln", sagt Kleineidam, Mutter zweier Kinder im Alter von drei und fünf Jahren. "Außerdem ist mein Arbeitsplatz recht sicher, gleichzeitig stehen mir bei Volkswagen viele Türen offen."
Berufseinsteiger wollen Stabilität
Mit ihrer Haltung befindet sich Kleineidam in bester Gesellschaft. Kontinuität ist jüngeren Arbeitnehmern wichtiger als eine steile Karriere, ein angemessenes, garantiertes Grundgehalt wertvoller als die Chance, auf hohe, aber leistungsabhängige Boni.
Welche Arbeitszeitmodelle deutsche Unternehmen Familien anbieten
Die Teilzeit ist bei deutschen Firmen das beliebteste Arbeitszeitmodell, immerhin 79,2 % aller Unternehmen bieten sie ihren Angestellten an.
Das zweitbeliebteste Arbeitszeitmodell deutscher Unternehmen sind mit 72,8 % Individuelle Arbeitszeiten.
Die Flexible Tages- oder Wochenarbeitszeit bieten 70,2 % der deutschen Unternehmen an.
46,2 % der Firmen führen keine Arbeitszeitkontrolle durch, wenn ihre Angestellten familienbedingt kürzer treten müssen.
Nur 28,3 % der deutschen Unternehmen räumen ihren Mitarbeitern eine Flexible Jahres- oder Lebensarbeitszeit ein.
Gerade einmal 21,9 % der deutschen Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit der Telearbeit an.
Mit 20,4 % ist das Arbeitszeitmodell des Jobsharings in Deutschland äußerst begrenzt.
Ein Sabbatical kommt nur bei 16,1 % der deutschen Unternehmen als Arbeitszeitmodell in Frage.
In Zeiten von Euro-Krise, Insolvenzanträgen, angekündigten Sparrunden und trüben Konjunkturaussichten wirken auf sie nicht kurzfristig explodierende Börsenkurse oder Umsatzzahlen sexy, sondern überschaubares, kontinuierliches Wachstum. Bodenhaftung, Verantwortungsbewusstsein und Beständigkeit sind Schlagworte, die Unternehmen heute für Berufseinsteiger attraktiv machen – Stabilität statt rastloser Jobwechsel heißt die Devise. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ist die Dauer der Betriebszugehörigkeit in den Jahren 2008 bis 2010 von 10,8 Jahre auf 11,2 Jahre weiter gestiegen, das Niveau wird sich nach Institutsangaben auch 2011 nicht ändern.

Früher langweilig, heute gefragt
"Die Generation Y ist konservativ und sicherheitsfanatisch. Unternehmen, die mit zum Teil lebenslangen Karrierewegen werben, galten früher als langweilig, heute sind sie gefragt wie nie", sagt Stefan Lake.
Das zeigt auch das aktuelle Arbeitgeberranking, das der Deutschland-Geschäftsführer der Beratung Universum Communications gemeinsam mit seinen Kollegen exklusiv für die WirtschaftsWoche erhoben hat. Mehr als 5700 Arbeitnehmer unter 40 mit bis zu acht Jahren Berufserfahrung hat Universum gefragt, was ihnen im Berufsleben wichtig ist und für welche Unternehmen sie am liebsten arbeiten würden.