Arbeitgeberranking 2018 In diesen Unternehmen wollen junge Talente arbeiten

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Nur die Kunden ärgern sich

Doch auch diese Loyalität kennt Grenzen. Zum Beispiel, wenn jemand direkt von den Auswirkungen eines Fehlverhaltens betroffen ist, so Sabine Einwiller. Die Professorin für Public-Relations-Forschung an der Universität Wien hat Menschen befragt, die einen Volkswagen gekauft haben. Und wollte wissen, wie sie das Unternehmen nach dem Abgasskandal sehen. Das erwartbare Ergebnis: Wer einen sauberen Diesel gekauft habe, um die Umwelt zu schonen, sei „im Herzen getroffen und schwer enttäuscht“, sagt Einwiller. Die Meinung eines Golf-GTI-Fahrers, der vor allem an der Kraft und Schnelligkeit seines Fahrzeugs interessiert sei, habe sich dagegen nicht geändert.

Übrigens auch nicht die Meinung der Angestellten. „Dieselgate hat vor allem die Kunden betroffen“, sagt Sabine Einwiller: Die Mitarbeiter selbst wurden nicht schlecht behandelt. VW etwa habe auch in den vergangenen Jahren weiter hohe Boni gezahlt. Allerdings: Ein wenig gesunken in der Gunst der Absolventen ist das Unternehmen durch den Skandal wohl. 2015 belegte Volkswagen unter jungen Ingenieuren noch den vierten Platz, 2018 findet es sich nur noch auf Rang acht wieder. Eine Entwicklung, die auch Personalvorstand Gunnar Kilian spürt: „Wir haben gelitten“, sagte er gerade erst auf einer Pressekonferenz.

Und jetzt? In der Kommunikation mit potenziellen Bewerbern sollte man mit dem Skandal offen umgehen, empfiehlt Einwiller, „ihn als positive Lernerfahrung präsentieren: Unter Umständen machen Korrekturen den Arbeitgeber noch attraktiver.“

Das versucht man auch bei Porsche. Dort ist Andreas Haffner erst mal froh, dass sich seine schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheitet haben, dass es trotz des Skandals an Bewerbern keinen Mangel gibt. Der Personalvorstand glaubt zwar, die allgemeine Stimmung gegenüber deutschen Fahrzeugbauern habe sich verschärft. Das Interesse der Absolventen an einem Job bei Porsche habe das aber nicht geschmälert. „Offenbar haben die Studenten gemerkt, dass sich die Branche massiv wandelt und neu erfindet“, glaubt Haffner. Durch einen neuen Fokus auf Elektromobilität und Digitalisierung zeige man, dass das Unternehmen vorangehen wolle.

Vor allem aber: „Junge Leute wünschen sich einerseits die Flexibilität eines Start-ups und andererseits die Sicherheit und die Rahmenbedingungen eines Großunternehmens“, sagt Haffner, „Das versuchen wir zu erfüllen.“ Nimmt man das Arbeitgeberranking als Maßstab, so scheint diese Strategie glänzend aufzugehen. Der Skandal ist für die meisten jungen Leute schon heute: Schnee von gestern.

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