Arbeitgeberranking Hier wollen junge Talente arbeiten

Die Deutschen lieben Autos - und wollen am liebsten in der Automobilbranche arbeiten. Ein exklusiv für die WirtschaftsWoche erstelltes Ranking stellt die beliebtesten Arbeitgeber junger Talente und deren Prioritäten vor.

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Die Teilnehmerin war aufgebracht. „Ich kann es nicht mehr hören. Ich möchte nicht Karriere machen müssen, ich bin schon zu Hause Chef.“

So äußerte sich eine Mittdreißigerin, die an der neuen „Talent Survey 2015“ teilnahm. Anlass der Befragung war das Arbeitgeberranking, das die Beratungsgesellschaft Universum exklusiv für die WirtschaftsWoche erstellt. Für Stefan Lake ein unerwarteter Zwischenruf. „Das hat mich in der Intensität doch überrascht“, sagt der Deutschlandchef von Universum. Doch die Aussage sei kein Einzelfall.

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„Frauen haben andere Prioritäten bei der Wahl des Arbeitgebers“, sagt Lake. Zwar gebe es weiterhin jene, die eine Führungsposition anstreben – aber diese seien noch immer in der Minderheit. Und das wirkt sich auch auf die Entscheidung aus, wo die Nachwuchskräfte gerne arbeiten wollen.

Das ergibt sich aus dem Ranking, für das Universum 7810 Ingenieure, Ökonomen, Informatiker und Naturwissenschaftler nach ihren bevorzugten Arbeitgebern fragte. Die Teilnehmer waren unter 40, hatten zwischen einem und acht Jahren Berufserfahrung und verdienten durchschnittlich 45.400 Euro im Jahr.

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Alle wählten aus 150 Arbeitgebern bis zu fünf Favoriten. Wenig überraschend: Gewinner ist erneut die Autoindustrie, wenngleich die Befragung vor dem Abgasskandal von Volkswagen stattfand. Lediglich an der Spitze wurde in einigen Kategorien getauscht.

In diesem Jahr darf sich BMW bei den Wirtschaftswissenschaftlern über den ersten Platz freuen, den in 2014 noch Konkurrent Audi erhielt. Die Ingolstädter fielen auf die zweite Stelle zurück und rangieren damit vor Porsche, das wie im Jahr zuvor auf der dritten Position landet.

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Das Gehalt zählt

Einig sind sich Männer und Frauen nur bei einem: Das Wichtigste ist ein attraktives Grundgehalt. Wenn die Nachwuchskräfte sich unterbezahlt fühlen, handeln sie. Für insgesamt 56 Prozent der Befragten ist eine bessere Vergütung Anlass, einen anderen Job zu suchen. Auf einen leistungsabhängigen, variablen Bonus pochen indes nur 27 Prozent der Teilnehmer.

Große Unterschiede gibt es bei den Geschlechtern in puncto Personalverantwortung. Der Wunsch, Führungsaufgaben zu übernehmen, steht bei den Frauen erst an neunter Position, bei den Männern hingegen an sechster. Fast ebenso wichtig ist den Frauen, professionelles Training zu erhalten und in der eigenen Entwicklung gefördert zu werden. Ein Punkt, der es bei den befragten Männern nicht unter die ersten zehn schafft. Frauen bewerten ein freundliches Arbeitsumfeld als zweitwichtigstes Kriterium, für Männer spielt es eine untergeordnete Rolle.

Die mit Abstand größte Gruppe der Umfrage waren mit mehr als 3000 Teilnehmern die Wirtschaftswissenschaftler. Dort gelang es BMW, Audi und Google, die obersten drei Plätze bei den Frauen zu erlangen, Volkswagen muss sich mit dem siebten Rang zufriedengeben. L’Oréal bleibt der einzige Konzern, der bei den Männern in keinem Fach unter den ersten zehn landet.

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Aber warum sind Automobilkonzerne weiterhin so beliebt? Lake glaubt: Sie können bei der technikaffinen jungen Generation mit Themen zum vernetzten Autofahren inhaltlich punkten. Doch das hat seinen Preis. „Für diese umworbenste Gruppe wird am meisten gezahlt“, sagt Lake.

Umso entscheidender ist, dass Arbeitgeber die Wünsche der Spezialisten tatsächlich berücksichtigen – auch im Hinblick auf ihre inhaltlichen Vorstellungen. Denn 22 Prozent aller Männer nennen ausreichend Freizeit als wichtiges Ziel für die Berufslaufbahn, 37 Prozent streben nach flexiblen Arbeitszeiten. Den höchsten Wert aber erreicht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – 40 Prozent aller Frauen nennen sie als elementares Karriereziel.

Die größten Gewinner neben den Autounternehmen sind im aktuellen Ranking die Beratungsunternehmen wie McKinsey, EY oder PricewaterhouseCoopers, die in der Gunst der Young Professionals allesamt gestiegen sind – obwohl sich gerade diese Branche nicht durch eine ausgeglichene Work-Life-Balance oder flexible Arbeitszeiten auszeichnet.

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