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Arbeitsmarkt Welche Unternehmen 2010 einstellen

Die Krise schlägt nun voll auf den Arbeitsmarkt durch: Für Akademiker gibt es dieses Jahr nur 15.500 feste Arbeitsplätze – und doppelt so viele Praktikantenstellen. Die Generation Praktikum ist zurück.

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Thomas Sattelberger ist derzeit einer der entspannteren Personalchefs in Deutschland. Die Deutsche Telekom schippert vergleichsweise sicher durch die stürmische Konjunktur. „Deshalb können wir den Wandel des Unternehmens weiterhin kraftvoll vorantreiben“, sagt Sattelberger.

Für eben diesen Wandel braucht die Telekom neue Mitarbeiter: Mindestens 500 Hochschulabsolventen und 900 Berufserfahrene – beispielsweise Produktmanager, Analysten oder Softwareentwickler – sollen 2010 an Bord gehen. So viele wie bei keinem anderen Unternehmen in Deutschland.

Das ist das Ergebnis einer exklusiven Umfrage der WirtschaftsWoche unter 340 Unternehmen – darunter 160 börsennotierte Konzerne, Anwaltssozietäten, Beratungen, Wirtschaftsprüfer, Mittelständler und deutsche Niederlassungen ausländischer Konzerne.

Kernfragen: Wie viele Akademiker stellen Sie in diesem Jahr ein? Welche Fachrichtungen sind gefragt? Und: Wird die Gesamtzahl Ihrer Mitarbeiter in diesem Jahr steigen, sinken oder gleich bleiben?

Die gute Nachricht zuerst: Von den 159 Unternehmen, die hierzu eine Antwort abgaben, wollen 50 Prozent ihre Mitarbeiterzahl konstant halten. 36 Prozent planen sogar, am Ende des Jahres mehr Mitarbeiter zu beschäftigen.

Viele Stellen bei der Deutschen Telekom, BMW und Allianz

Insgesamt wollen die befragten Arbeitgeber im laufenden Jahr 15.500 neue Stellen für hoch Qualifizierte schaffen.

Damit dienen die Ergebnisse zugleich als Krisenindikator – quer durch sämtliche Branchen und Börsensegmente. Insbesondere die Dax-Konzerne scheinen ihre betriebliche Durststrecke am ehesten überwunden zu haben: 43 Prozent von ihnen suchen neue Mitarbeiter.

Neben der Deutschen Telekom erweisen sich BMW und Allianz als besonders robust: Der Münchner Autobauer plant 400 Akademiker einzustellen, darunter auch Juristen und Geisteswissenschaftler. Beim ebenfalls in München sitzenden Versicherungskonzern sind 300 Stellen neu zu besetzen, davon 50 als Trainees oder Vorstandsassistenten. Die besten Chancen haben hier Ökonomen und Informatiker.

Andere Börsensegmente verharren dagegen weitgehend in Schockstarre: Aus dem TecDax wollen nur 23 Prozent Nachwuchs rekrutieren, im MDax sind es 22 Prozent, im SDax gar nur jeder Fünfte.

So ist die Mehrheit der Top-Einsteller denn auch gar nicht an der Börse notiert, wie etwa der Ingenieurdienstleister Brunel, der 1000 neue Mitarbeiter unter Vertrag nehmen will – Platz zwei im Ranking. Dritter wurde die Wirtschaftsprüfung Ernst & Young, die 700 Angestellte sucht. Die Deutsche Bahn braucht 500 Nachwuchskräfte für ihre Traineeprogramme, ebenso viele Mitarbeiter wollen Robert Bosch und der Energiekonzern EnBW anheuern.

14 Prozent bauen Personal ab

Das Ergebnis darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele der aufgelisteten Unternehmen nicht nur Mitarbeiter einstellen, sondern sich gleichzeitig auch von Teilen ihrer Belegschaft trennen. 14 Prozent der Befragten gab offen zu, dass sie Ende dieses Jahres weniger Angestellte haben werden – ein Trend, den längst auch zahlreiche Wirtschaftsforscher prognostizieren.

Zwar konnte die Arbeitslosigkeit vor allem dank der Kurzarbeit im vergangenen Jahr einigermaßen gebremst werden. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung geht gar davon aus, dass dadurch 1,2 Millionen Jobs gesichert wurden – doch dieses Instrument läuft bald aus.

Rund 3,6 Millionen Menschen sind aktuell arbeitslos. Die Bundesregierung rechnet jedoch damit, dass diese Zahl in 2010 um 150.000 steigen wird. Das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft fand wiederum schon Ende 2009 heraus, dass 27 von 44 Branchen mit weiteren Jobverlusten rechnen.

Unter der wirtschaftlichen Flaute leiden mittlerweile nicht mehr nur gering Qualifizierte – die Folgen bekommen ebenfalls Akademiker zu spüren. Allein im Jahr 2009 stieg deren Arbeitslosigkeit um 11,3 Prozent. Und das Problem wird sich noch verschärfen. Auch dieses Jahr rechnen Experten mit rund 300.000 Hochschulabsolventen, die auf den Arbeitsmarkt strömen.

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