Bewerbung digital Webauftritt entscheidet über Beliebtheit von Arbeitgebern

Bewerbung am PC Quelle: Fotolia

Unternehmen können im Ansehen potenzieller Bewerber enorm steigen, wenn sie in allen digitalen Kanälen gut aufgestellt sind. Das zeigt eindrücklich eine Studie unter Studierenden.

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Unternehmen, die in Sichtbarkeit und gute Handhabung ihrer Bewerbungsplattformen investieren, können in der Gunst der Bewerber enorm steigen. Das zeigt die Auswertung einer Umfrage von fast 2600 Studentinnen und Studenten in Deutschland zu ihren Erwartungen an digitale Bewerberkanäle. Durch die höheren Erwartungen seitens der Bewerber steigt gleichzeitig der Druck auf Unternehmen, sich beim Recruiting etwas einfallen zu lassen.

Das schwedische Forschungsunternehmen Potentialpark hat die Studie weltweit durchgeführt; aus den in Deutschland erhobenen Daten wurden die bewerberfreundlichsten Arbeitgeber hierzulande ermittelt. An der Spitze hat sich seit dem vergangenen Jahr wenig verändert: Der Medizintechnikhersteller Fresenius aus Bad Homburg bleibt Nummer 1, gefolgt von der Deutschen Telekom. Der Industriekonzern und Stahlhersteller Thyssenkrupp tauscht den dritten Rang mit dem Wirtschaftsprüfungsdienstleister Deloitte aus Düsseldorf, der im Gegenzug auf Platz 5 rutscht. Position 4 nimmt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young aus Frankfurt ein.

Interessant wird das Ranking auf den etwas weiter hinten liegenden Plätzen. Hier zeigt sich, welchen Aufstieg Unternehmen aus Bewerbersicht hinlegen können, wenn sie ihre Bewerberkanäle digitaler und attraktiver gestalten. Der Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-Gigant Price Waterhouse Coopers (PwC) ist um 27 Ränge auf Platz 9 aufgestiegen. Das Beratungsunternehmen Capgemini Deutschland steigt um 56 Ränge auf Platz 11. Der Handelskonzern Otto landet auf Platz 12 (vorher 20). In die Top 25 sind auch die Techniker Krankenkasse (Verbesserung um 76 Positionen), Tüv Nord (um 23 auf 19), die Investmentgesellschaft Union Investment (um 30 auf 21), Rewe (um 25 auf 23) sowie L’Oréal (um 51 auf 25) aufgestiegen.

Um einen dieser vorderen Plätze zu erreichen, müssen Unternehmen ihre Kommunikationsstrategien und Rekrutierungsprozesse an die Bedürfnisse des Marktes anpassen, so ein Fazit der Potentialpark-Studie. Sie müssten aktuelle Trends erkennen und potenzielle Kandidaten über verschiedene Kanäle anlocken. Unter den sozialen Medien ist Facebook immer noch das meistgenutzte: 71 Prozent der Arbeitgeber und 93 Prozent der Studierenden nutzen das Netzwerk. Die meisten neuen Nutzer hat indes Instagram gewonnen. 60 Prozent der deutschen Kandidaten verwenden inzwischen Instagram, ein Zuwachs um 13 Prozentpunkte seit 2017. Unter den Arbeitgebern nutzen 31 Prozent die Fotoplattform, ein Plus von acht Prozentpunkten. Twitter verliert unterdessen als karriererelevante Socia-Media-Plattform.

Wichtig bleibt beim Recruiting die Karrierewebsite von Unternehmen. 23 Prozent der Befragten halten sie für die glaubwürdigste Quelle für Informationen über den Arbeitgeber. Professionelle Netzwerke wie Xing oder Linkedin genießen nur das Vertrauen von 14 Prozent. Die Karrierewebsite ist bei schlechter Qualität gleichzeitig eine Gefahr aus Sicht der Recruiter: Sie ist die Nummer eins im Vergraulen von möglichen Bewerbern. Ist sie unübersichtlich oder schlecht designt, kann das zum Abbruch von geplanten Bewerbungen führen. Jeder zweite befragte Student gab an, aus diesem Grund schon einmal eine Bewerbung abgebrochen zu haben.

In Sachen Website gewinnt unter den Bewerbern die Deutsche Telekom und hängt Vorjahressieger Fresenius ab. Thyssenkrupp glänzt ebenso mit einem guten Webauftrit wie Deloitte, Ernst & Young, Versicherungskonzern Allianz, Chiphersteller Infineon, Chemiekonzern Bayer und Versicherer Ergo. Den steilsten Aufstieg legt hier PwC hin mit einem Sprung um 28 Ränge auf den 5. Platz.

Bots und Voice Control sind in Deutschland noch nicht besonders verbreitet. 82 Prozent der Befragten wollen ausdrücklich nicht von Robotern ausgefragt werden. Allerdings könnte sich hier ein Trend wie in den USA wiederholen. 42 Prozent der US-Teilnehmer an der Studie verwenden Voice Control, drei Viertel von ihnen täglich. Es ist also denkbar, dass Siri, Alexa und Google Assistant in absehbarer Zeit eine Rolle bei der Jobsuche spielen werden.

Auf der Gewinnerseite stehen auch Unternehmen, die ihre Bewerberplattformen für Smartphones optimieren. Im vergangenen Jahr boten nur 38 Prozent der Unternehmen einen an das Smartphone angepassten Bewerbungsprozess an – jetzt sind es 50 Prozent. In diesem Punkt liegen Fresenius, Thyssenkrupp, Infineon und Deloitte unangefochten vorn, der Chemiekonzern BASF schließt auf in die Top 5. Aufsteiger auf den Plätzen 6 bis 9 sind TÜV Nord, Union Investment (plus 55 Plätze), Ernst & Young und Otto. Hier verliert die Deutsche Telekom und landet gerade noch auf Platz 10.

Bei Social Media sind die besten die Telekom, Ernst & Young, Fresenius, Deloitte, Fahrzeugversicherer Axa, PwC, L’Oréal, Capgemini, Allianz und Thyssenkrupp – in dieser Reihenfolge. Die ansprechendste Online-Bewerbung bietet Fresenius, gefolgt von Thyssenkrupp, Telekom, Allianz, TÜV Nord, Infineon, ProSiebenSat1 Media, Otto, der Bekleidungs-Kaufhauskette Peek & Cloppenburg und BASF. No-Gos für Bewerber in dieser Befragung waren langsame Online-Bewerbungsmasken und fehlende Zeitangaben, wie lange der Prozess noch in Anspruch nehmen würde. Eine niedrig angesetzte Begrenzung für Uploads sorgt ebenso für Ärger wie ein unklarer Zeitplan für die Zeit nach dem Absenden der Bewerbung.

RangUnternehmenDifferenz zu 2017
1Fresenius0
2Deutsche Telekom0
3thyssenkrupp2
4EY (Ernst & Young)0
5Deloitte-2
6Allianz1
7BASF1
8Infineon-2
9PwC27
10ProSiebenSat.1 Media3
11Capgemini Group56
12OTTO8
13SAP-3
14Bayer-5
15adidas Group10
16ALTANA0
17Techniker Krankenkasse76
18Peek & Cloppenburg-6
19TÜV NORD23
20Hays10
21Inion Investment30
22zeb1
23REWE Group25
24Rohde & Schwarz-9
25L'Oréal51
26Henkel1
27Roche-1
28Airbus Group-10
29Vodafone-8
30Accenture-19

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