Horror vacui: Bewerber kennen das. Wie fängt man bloß an? „Hiermit bewerbe ich mich auf die Stelle als..."? Und wie lang muss so ein Anschreiben überhaupt sein? Müssen die Stationen aus dem Lebenslauf nochmal erwähnt werden? Was sollte ich für den Versand per Mail beachten?
Egal, für welche Branche oder Position man sich bewirbt, ob man es lieber kreativ oder klassisch angeht: Ein paar Grundregeln gelten für alle Bewerbungen – und diesen sollte man folgen. Grundsätzlich sollte das Anschreiben kurz gehalten sein. Kein Personaler möchte eine Heldengeschichte auf zehn Seiten lesen – ganz davon abgesehen, dass dafür im Arbeitsalltag auch niemand Zeit hat. Das oberste Gebot heißt also: Fasse Dich kurz!
Außerdem erfordert jede Stelle ein individuelles Anschreiben. Während sich Tchibo vielleicht für den Aushilfsjob als Kellner interessiert, stößt diese Referenz bei der Telekom vermutlich auf weniger Interesse. Wer mit seinem Anschreiben Erfolg haben möchte, sollte es also für jede Stelle anpassen und dabei gezielt auf die spezifischen Anforderungen der angestrebten Stelle und dazu passende Referenzen und Kenntnisse eingehen. Copy & Paste sind fehl am Platz.
So sieht ein gutes Anschreiben aus
Die Struktur beginnt in der Kopfzeile mit den eigenen Kontaktdaten unter denen man erreicht werden möchte. Vor- und Nachname sowie E-Mailadresse und Telefonnummer gehören immer dazu.
Darauf folgt die Anschrift des Unternehmens im Adressfeld. Bevor es mit dem Anschreiben losgeht, findet am rechten Rand das Datum Platz. Der Betreff sollte fett geschrieben sein – die Zeile wird ohne die Angabe „Betreff:“ gefüllt und soll dem Leser auf einen Blick vermitteln, worauf man sich bewirbt und wo man auf die Stelle aufmerksam wurde.
Quelle: Olaf Kempin, Gründer und Mitinhaber des Personaldienstleisters univativ.
Die Einleitung sollte aus der Masse herausstechen und den Empfänger neugierig machen, so dass er die gesamte Bewerbung aufmerksam studiert – ausgelutschte Floskeln a la „hiermit bewerbe ich mich…“ oder „mit großem Interesse habe ich Ihre Anzeige gelesen“ sind nicht mehr up to date.
Im Hauptteil geht es darum, den Empfänger der Bewerbung für sich zu gewinnen und die eigene Qualifikation nach vorne zu stellen. Wichtig ist es, konkrete Fähigkeiten hervorzuheben, die auf das jeweilige Stellenprofil möglichst gut passen.
Eine Begründung, warum man genau in diesem Unternehmen und in der jeweiligen Position arbeiten möchte, unterstreicht das eigene Interesse und die Motivation.
Das A und O eines Anschreibens ist es, nicht nur anzugeben, welche Fähigkeiten man mitbringt, sondern diese mit Erfahrungen bzw. harten Fakten zu belegen. So genügt es nicht etwa anzugeben, ein Teamplayer zu sein oder Erfahrung mit agiler Softwareentwicklung zu haben. Vielmehr sollte der Bewerber darlegen, wann und wie er Erfahrungen im jeweiligen Bereich gesammelt hat. Das könnte ein Praktikum sein, in dem eine umfassende Aufgabe in einem großen Team gestemmt wurde oder ein Projekt, in dem die Softwareentwicklung nach der Scrum-Methode umgesetzt wurde.
Das Anschreiben sollte inklusive Unterschrift und dem Anlagenvermerk nicht länger als eine DIN A4-Seite sein und im PDF-Format vorliegen. Für Struktur und Layout kann eine Vorlage genutzt werden.
Grundsätzlich gilt Schriftgröße 12, ein Zeilenabstand von 1,5 und ein linker Rand von 2,5 cm als Standard. Alle Anlagen sollten im PDF-Format vorliegen und eine sprechende Benennung vorweisen, etwa Bewerbung_Position_Vorname_Nachname.pdf.
Wer seiner Bewerbung eine besondere persönliche Note verleihen möchte, darf seiner Kreativität durchaus Raum lassen. Aber Vorsicht! Nicht in jeder Branche sind auffallende, ungewöhnliche Bewerbungen erwünscht. Es ist wichtig zu verstehen, wie das Unternehmen „tickt“ und was zur jeweiligen Branche passt. Konservativere Branchen, wie beispielsweise der Bankensektor, werden auf zu viel Kreativität eher irritiert reagieren. In der Werbebranche hingegen sollten Bewerber unbedingt „aus dem Rahmen fallen“. Doch auch hier muss ein stimmiges Konzept erkennbar sein.
Der Eingangskanal für die Bewerbung richtet sich nach den Präferenzen des Empfängers. Gibt es keine Vorgaben, hat der Bewerber freie Wahl. Heutzutage üblich ist die Bewerbung per E-Mail, wobei Anlagen inkl. Anschreiben als PDF-Datei angehängt werden. Die Kunst besteht darin, in der E-Mail die richtigen Einleitungssätze zu finden, ohne sich im Anschreiben zu wiederholen. Das Anschreiben einfach in die Mail zu kopieren, ist nicht zu empfehlen. Bewerbungen per Briefpost verschickt man eigentlich nur noch in ausgesprochen konservativen Branchen oder wenn dies ausdrücklich gewünscht wird. Ansonsten ist davon eher abzuraten.
Die Unterschrift sollte im Anschreiben als PDF in jedem Fall auch per Hand geschrieben, aber digitalisiert werden. Eine digitale Unterschrift können Bewerber heute mithilfe diverser Tools (auch Freeware) erstellen.
Insgesamt sollten die Bewerbungsunterlagen nicht allzu viel Speicherplatz erfordern. Ideal für den Mailversand ist ein Anhang mit höchstens 2-3 MB. Größer als 5 MB sollte die E-Mail auf keinen Fall sein, weil sonst die Gefahr besteht, dass die Bewerbung durch den Mail-Server des Empfängers abgelehnt wird. Viele Arbeitgeber veröffentlichen auf Ihren Stellenportalen mittlerweile konkrete Vorgaben zu Anzahl und Größe der zugelassenen Dokumente, die zu beachten sind.
Immer mehr Unternehmen führen im Rahmen eines ihres Bewerbermanagements ein webbasiertes Portal ein. Üblicherweise bieten solche Portale diverse Formulare zur Erfassung der persönlichen Daten an und ermöglichen das Hochladen von Dateien, wie z. B. Zeugnisse, Arbeitsreferenzen u. ä. – diese sollten also am besten bereits vorbereitet und aktualisiert sein. Bei fast allen Portalen ist jedoch auch ein Zwischenspeichern möglich.
Das Wichtigste zum Schluss: der Qualitätscheck. Getreu dem Motto, vier Augen sehen mehr als zwei, sollte man vor dem Abschicken seiner Bewerbung das Anschreiben von einer oder besser mehreren Personen seines Vertrauens gegenlesen lassen. Dabei geht es um die Vermeidung orthografischer Fehler und um die Frage, wie die Bewerbung ankommt. Ist sie strukturiert und verständlich formuliert? Liest sie sich flüssig und weckt sie das Interesse des Empfängers? Welchen Eindruck erhält der Leser? Wer diese Punkte berücksichtigt, hat zwar noch keine Einstellungsgarantie, aber schließt vermeidbare Fehler aus und optimiert seine Chancen.

Olaf Kempin ist Gründer und Mitinhaber des Personaldienstleisters univativ.