All das gehört zum sogenannten Employer Branding, also zum Aufbau einer Arbeitgeber Marke. Bei solchen Veranstaltungen wollen sich die Unternehmen allerdings nicht nur von ihrer Schokoladenseite zeigen, sondern auch die besten Teilnehmer ausmachen. Das Kalkül hinter einem Studentenwettbewerb erklärt der Leiter des Employer Brandings von Henkel, Jens Plinke, so "Ein Wettbewerb bietet uns viel mehr Möglichkeiten als nur ein Gespräch mit den Studenten", sagt er. "Wir sehen sie an mehreren Tagen, in verschiedenen Situationen und können mit ihnen zusammenarbeiten." Die Teilnehmer und damit die Zielgruppe beschreibt er so: "Sie sind kreativ und zeigen das auch. Sie sind gute Teamplayer, sie mögen den Wettbewerb, sie mögen die Herausforderung."
Die Herausforderung hat auch die deutsche Teilnehmerin Susann Tiffany Leuchtmann gesucht. Die Masterstudentin in Marketing und Management an der Copenhagen Business School hat schon mehrere Studentenwettbewerbe hinter sich. Bei der dänischen "ComCaseCompetition" löste sie eine Fallstudie für die Brauerei Carlsberg und erreichte damit den zweiten Platz, beim Wettbewerb "Reveal" des Kosmetikkonzerns L'Oreal ging sie in Dänemark als Siegerin hervor.
Im Alltag fehlt der Glamourfaktor
Die Vorteile dieser Events liegen für sie auf der Hand: "Zum Zeitpunkt der Bewerbung können Studenten ihre Fähigkeiten in Sachen Analyse, Logik und Kreativität unter Beweis stellen und erweitern", sagt sie. "Eine Stufe weiter kommen noch Präsentations-, Rhetorik- und Netzwerkfähigkeiten hinzu." Gerade beim Henkel-Event in Shanghai konnte sie viele Kontakte zu internationalen Studenten und Henkel-Managern knüpfen. "Letztere sind natürlich auch hilfreich, wenn man eine Karriere nach dem Studium bei Henkel erwägt."
Stefanie Zimmermann vom Staufenbiel-Institut sieht solche Recruiting-Events jedoch auch skeptisch. "Die Studenten fühlen sich natürlich hofiert, wenn sie nach Shanghai oder auf ein Segeltörn im Mittelemeer eingeladen werden", sagt sie. "So sieht der Arbeitsalltag aber meist nicht aus, da fehlt der Glamourfaktor, den die Events vorgeben."
Vorteile für beide Seiten
Susann Tiffany Leuchtmann fühlt sich von den Firmen nicht getäuscht. "Wenn mich Henkel zu einer Innovation Challenge nach Düsseldorf oder Shanghai einlädt oder L'Oréal und Carlsberg etwas ähnliches tun, dann bin ich mir als erfahrene Masterstudentin bewusst, dass sich das Unternehmen von seiner besten Seite zeigen wird und mich im besten Fall auch für sich gewinnen will", sagt sie. Das sei legitim und zum Vorteil für beide Seiten. "Wenn ich lernen möchte, wie der Unternehmens- und Arbeitsalltag aussieht, mache ich Praktika und nehme nicht an Wettbewerben teil."
Am Ende könnten sogar die Studenten mehr von den Veranstaltungen profitieren als die Unternehmen selbst: Der Düsseldorfer Werbefachmann Hubert Hundt bemängelt die niedrige Reichweite und die hohen Ausgaben von Recruiting-Events. "Für gesuchte Top-Talente werden da sehr hohe Summen pro Teilnehmer investiert - und das oft ohne die Gewähr, diese Talente hinterher auch rekrutieren zu können.", sagt der Leiter der Strategischen Planung der Werbeagentur Castenow. Seine auf Employer Branding spezialisierte Agentur setzt stattdessen auf allgemeine Strategien, um Arbeitgeber-Marken aufzubauen.