
Ein schlechter Ruf vertreibt Bewerber: 17 Prozent der deutschen Internet-Nutzer auf Jobsuche haben sich schon gegen konkrete Angebote entschieden, weil das ausschreibende Unternehmen im Netz negativ bewertet wurde. Besonders stark abschrecken lassen sich Akademiker, wie der aktuelle, repräsentative Social-Media-Atlas der Hamburger Kommunikationsberatung Faktenkontor und des Marktforschers Toluna zeigt. Für den Bericht wurden 3.500 Menschen aus Deutschland befragt, welche Social Media-Kanäle sie nutzen und welche Angebote sie wie in ihrem Verhalten beeinflussen.
Das Ergebnis: Je höher die Schulbildung, umso mehr legen Jobsuchende Wert auf einen guten Ruf ihres potenziellen Arbeitgebers. Unter Internet-Nutzern mit Hauptschul-Abschluss entschied sich jeder zehnte Arbeitssuchende gegen ein konkretes Stellenangebot aufgrund der schlechten Online-Reputation. Unter Realschul-Absolventen sind es schon 16 Prozent, unter Abiturienten sogar 19 Prozent. Mit einem Hochschulabschluss in der Tasche steigt die Quote nochmals: Sie liegt unter Akademikern bei 22 Prozent.
Die größten Arbeitgeber-Bewertungsplattformen
Mit mehr als 1,1 Millionen Bewertungen zu 259.000 Unternehmen ist Kununu die größte Arbeitgeber-Bewertungsplattform im deutschsprachigen Raum. Das Portal hat seinen Sitz in Wien und ist eine Tochter der Networking-Plattform Xing. Kununu wurde im Juni 2007 gegründet.
Im Jahr 2006 ging Jobvoting als erstes deutschsprachiges Meinungsportal für Jobbewertungen an den Start. Seitdem wurden auf der Plattform Bewertungen zu mehr als 100.000 Unternehmen abgegeben.
27 Millionen Mitglieder hat die US-amerikanische Arbeitgeber-Bewertungsplattform Glassdoor. 2007 gegründet, startete das Portal Mitte Januar 2015 auch eine deutsche Seite. Dort finden sich Bewertungen zu rund 6.500 deutschen Unternehmen von Siemens über Deutsche Bank bis Adidas.
Auch die deutsche Plattform MeinChef, die 2010 gegründet wurde, zählt zu den größeren Arbeitgeber-Bewertungsplattformen im deutschsprachigen Raum. Bewertungen von mehr als 10.000 Arbeitgebern befinden sich in der Datenbank.
Auf dem 2009 gegründeten Bewertungsportal BizzWatch finden sich Erfahrungsberichte über mehr als 2.500 Arbeitgeber. Die am häufigsten bewerteten Unternehmen haben auf der deutschen Plattform bis zu 15 Einträge.
Ein weiteres deutsches Bewertungsportal ist Jobvote. Seit der Gründung im Jahr 2007 wurden dort Erfahrungsberichte über mehr als 800 Arbeitgeber veröffentlicht.
Die Plattform Companize ging im März 2010 an den Start. Neben Bewertungen über Arbeitgeber kann man dort auch Gehälter vergleichen.
"Die Zahlen zeigen: Eine schlechte Reputation macht es Unternehmen schwer, die besten Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels", sagt Roland Heintze, Geschäftsführender Gesellschafter des Faktenkontors. "Dabei sollte man das Reputationsmanagement nicht nur auf das Web beschränken. Verdient wird ein guter Ruf im echten Leben - das Internet spiegelt ihn nur wider."
So geht Kritik im Netz
Ob Hotels, Restaurants oder Arbeitgeber – Erfahrungsberichte kann man im Internet zu unzähligen Themen abgeben. Aber Bewertungsportale sind kein rechtsfreier Raum. Das müssen Sie beachten, wenn Sie online Bewertungen abgeben.
Halten Sie sich immer an die Fakten und bewerten Sie ehrlich und objektiv. Beschönigen Sie nichts, aber machen Sie die Dinge nicht schlechter als sie sind.
Verwenden Sie keine Kraftausdrücke. Diskriminierende, beleidigende, rufschädigende, rassistische und vulgäre Aussagen sind verboten.
Verraten Sie keine Geschäftsgeheimnisse im Netz. Wer Bewertungen für Unternehmen abgibt, ist selbst dafür verantwortlich, dass er nicht gegen seinen Arbeitsvertrag und Schweigepflichten verstößt.
Nennen Sie keine Namen, denn die Bewertung von Personen ist auf den meisten Plattformen nicht erlaubt. Achten Sie auch darauf, dass Ihr Kommentar keine Rückschlüsse auf Personen zulässt.
Lassen Sie sich nicht von anderen Meinungen beeinflussen und nehmen Sie sich Zeit für Ihre Antworten.
Wer gefälschte Bewertungen einstellt, macht sich strafbar. Denn manipulierte Bewertungen gelten laut § 5 UWG als irreführende Werbung.
Insgesamt informieren sich 58 Prozent der Deutschen mit Internet-Zugang regelmäßig oder von Zeit zu Zeit im Web über Stellenangebote. In Bremen und Mecklenburg-Vorpommern sind es sogar 68 Prozent, in Sachsen-Anhalt hingegen lediglich 50 Prozent.