
Egal ob im Bewerbungsschreiben oder im Onlineprofil: der erste Eindruck zählt. Damit der Headhunter nicht weiterklickt oder die Personalerin die Bewerbung gleich auf den Nein-Stapel legt, muss man aus der Masse herausstechen. Entweder durch große Taten - oder schöne Worte.
Da nun mal die wenigsten den Ärmelkanal durchschwommen, Alpakas gezüchtet und nebenher ein Unternehmen gerettet haben, greift die Mehrheit in der Selbstdarstellung zu schönen Worten: Innovativ ist der Deutsche, kreativ und leidenschaftlich. Auch im Ausland sieht man sich selbst so. Egal ob Singapur, Schweiz oder Frankreich: alle sind fokussiert, engagiert und haben Führungsqualitäten. Das zeigt zumindest die aktuelle Bullshit-Bingo-Auswertung des Karrierenetzwerkes Linkedin von 467 Millionen Nutzerprofilen.
Das Schöne ist: Es gibt nicht nur länderspezifische Eigenheiten bei der Selbstdarstellung. Die Phrasen unterscheiden sich auch abhängig von den Berufsgruppen.
Die häufigsten Schlagwörter in deutschen Bewerbungen
Sieht man sich die Selbstbeschreibungen Berufstätiger in Karrierenetzwerken an, liest man auf vielen Profilen dasselbe: die Menschen sind verantwortungsvoll. „Mir ist alles egal“ sollte allerdings auch niemand in eine Bewerbung oder eine Jobprofil schreiben. Im Bewerbungsfloskel-Ranking des Karriereportals LinkedIn landet das Adjektiv auf Platz zehn. Erstaunlich: In internationalen Stellenanzeigen und Profilen taucht das Wort unter den Top Ten gar nicht auf.
Quelle: LinkedIn
Kreativ ist man dagegen sowohl in Deutschland als auch international gleichermaßen: Bei den Bewerbungen nimmt „kreativ“ im Floskel-Ranking den neunten Platz ein.
Egal wie rückwärtsgewandt und veränderungsresistent jemand sein mag - online und in Bewerbungen bezeichnen sich eigentlich alle als innovativ. Entsprechend landet das Wörtchen auf Rang acht im deutschsprachigen Raum. International brüstet man sich nicht mit seiner Innovationsfähigkeit.
Ohne Leidenschaft geht nichts, glauben die deutschen Bewerber – und schreiben das Wort fleißig in ihre Bewerbungen.
Bevor Sie auf die Idee kommen, Ihr Alter zu verraten, schreiben Sie lieber, dass Sie erfahren sind. Das machen die anderen auch so. Im Bullshit-Bingo belegt "erfahren" im deutschsprachigen Raum entsprechend Platz sechs.
Und damit der Personaler nicht glaubt, hier bewirbt sich ein Idiot, heben die Bewerber fleißig ihr „Expertenwissen“ hervor. International belegt diese Phrase Platz sieben.
"Guck mal da, en Eichhörnchen!". Damit niemand glaubt, man lasse sich ständig ablenken, beschreiben sich natürlich alle als fokussiert. International belegt "focused" Rang sechs.
"Du machst erst das, dann tust du jenes und dann sage ich, dass das meine Idee gewesen ist." Schließlich handelt niemand planlos, deutsche Bewerber sind allesamt „strategisch“.
Will man in Erinnerung bleiben, sollte man sich von der Masse abheben. Da leider fast jeder Bewerber angibt, "Führungsqualitäten" zu haben, wird das schwierig.
Ein Königreich den Fachidioten: Sowohl im deutschsprachigen Raum als auch international geht die Goldmedaille für die meistgenutzte Phrase an "spezialisiert."
Demnach sehen sich Marketingfachleute überwiegend „strategisch“, während Vertriebsspezialisten sich selbst besonders viele „Führungsqualitäten“ zuschreiben.
Personaler hingegen sind „spezialisiert“ und Studenten bezeichnen sich am liebsten als „leidenschaftlich“.