Corona-Auswirkungen Bei Jobportalen bricht die Nachfrage ein

Weil Unternehmen zurzeit kaum Stellen ausschreiben und Arbeitnehmer ihre Suche nach einem neuen Job lieber verschieben, herrscht Flaute bei den Online-Jobportalen. Quelle: dpa

Während viele Internetdienste in Zeiten von Corona florieren, stecken StepStone, Indeed und Google for Jobs in der Krise. Viele Menschen haben ihre Jobsuche vorerst eingestellt, zeigen aktuelle Suchdaten.

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Die Coronakrise setzt den Stellenbörsen im Internet stark zu. Das zeigen aktuelle Zahlen der Suchmaschine Google. So hatte sich etwa das Volumen der Suchanfragen nach den großen Anbietern Stepstone, Indeed und Google for Jobs in Deutschland Anfang März gegenüber den Wochen vor der Krise ungefähr halbiert. Seit dem erholt sich die Zahl der Suchen nur sehr langsam und liegt aktuell noch bei einem Minus von etwa 25 Prozent.

Ähnlich dramatisch sieht es laut Google Trends bei Suchbegriffen wie „Stellensuche“ und „Jobs“ aus. Lediglich bei einzelnen Berufsgruppen verzeichnete Google eine höhere Zahl Suchanfragen. So gab es etwa seit März auffallend mehr mit der Wortkombination „Job“ und „Einzelhandel“.

Grund für die Zurückhaltung der Menschen bei der Jobsuche dürfte die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt sein. So stellen momentan viele Unternehmen nicht ein oder bauen sogar Stellen ab. Laut Bundesagentur für Arbeit waren im Juni 2020 rund 50.000 Menschen mehr arbeitslos als im Juni 2019. Auch hatten insgesamt 64.000 Unternehmen einen Bedarf an Kurzarbeit für insgesamt 871.000 Mitarbeiter angemeldet. In dieser Situation machen sich zwar viele Menschen Sorgen um ihre Zukunft, glauben aber zugleich offenbar noch nicht an neue Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt und haben die proaktive Suche nach einem neuen Job vorerst eingestellt.

Bei Stepstone, der Nummer Zwei auf dem Deutschen Markt, ist auch die Zahl der veröffentlichten Stellenanzeigen stark zurückgegangen. Ganz besonders sei der Rückgang in Branchen wie der Hotellerie, Gastronomie und der Touristik zu spüren gewesen, heißt es auf Anfrage aus dem Unternehmen. Die Zahl der wöchentlich neu veröffentlichten Jobs habe sich branchenübergreifend seit dem Höhepunkt der Krise Mitte April allerdings fast verdoppelt. Aktuell liege sie noch 20 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau.

Dem Bonner Analyseportal Sistrix zufolge kann selbst Googles 2019 recht erfolgreich gestartete konzerneigene Stellenbörse Google for Jobs nicht von der aktuellen Situation profitieren. Während Anbieter wie Indeed und Stepstone seit April leicht an Sichtbarkeit in der Google-Suche gewinnen, schrumpft laut Sistrix die Sichtbarkeit von Google for Jobs in der Google-Suche leicht. Suchergebnisse von Google for Jobs lässt der Konzern in einer blau markierten Box am Anfang der Trefferliste ausspielen.

Das magere Abschneiden von Google sowohl bei der Sichtbarkeit als auch bei der Reichweite überrascht vor allem, weil der Dienst in der jetzigen Zeit eigentlich einen Vorteil gegenüber etablierten Anbietern wie Stepstone hat. So ist das Aufgeben einer Stellenanzeige bei Google for Jobs kostenlos. Das macht es vor allem für kleinere Unternehmen und solche, die zurzeit an Rekrutierungskosten sparen wollen, attraktiv. 

Ein Grund für die Flaute bei Google for Jobs sieht Tristan Niewöhner, Gründer und Chef des Suchmaschinenmarketing-Unternehmens Persomatch darin, dass die Firmen ihre Stellenausschreibungen nach wie vor schlecht oder gar nicht für Googles Suchalgorithmus optimieren. Während etwa die Jobsuchenden nach simplen Worten wie „Job“ und „Friseur“ googeln, stünden in vielen Ausschreibungen nur komplizierte Stellenbezeichnungen wie „Produktmanager Hair“ oder „Produktmanager Cosmetics“. Auch würden viel zu selten aktuelle Trends berücksichtigt, wie die Worte „Kurzarbeitergeld aufstocken“, sagt Niewöhner. Dabei ließen sich so von Kurzarbeit betroffene Beschäftigte leicht auf eine Anzeige lotsen.

Google war vergangenes Jahr in die Kritik geraten, weil der Konzern nach Ansicht der Konkurrenz seine Macht im Suchmaschinenmarkt dazu nutzt, um das eigene Angebot Google for Jobs zu befördern.

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