Deutsche wollen nicht für den Job umziehen Lieber arbeitslos als ein Wohnortswechsel

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Gefühl geht über Karriere


Das zeigt zumindest die Jobrapido-Umfrage: 42 Prozent gaben an, dass ihre aktuelle Beziehung, ihre Familie und Freunde sie davon abhalten würden, den aktuellen Wohnort zu verlassen. 26 Prozent würden nur dann in eine andere Stadt umziehen, wenn diese noch nahe genug an ihrem bisherigen Wohnort ist, um Freunde und Familie zumindest an den Wochenenden weiterhin sehen zu können. „Die Nähe ihrer Lieben ist für die meisten wichtiger als die Karriere“, fasst Rob Brouwer, CEO von Jobrapido, die Ergebnisse zusammen.

Das passt zu den sonstigen Studien, die sich mit der Motivation von Arbeitnehmern befasst. Denn Liebe schlägt Geld – zumindest im Job. Solange die Kollegen nett sind, ist das Gehalt für die Meisten sekundär. Zumindest, wenn es hoch genug ist, um davon gut leben zu können.

Eiscafé vom Chef wiegt Stress auf

„Als wir nach einem sehr stressigen und anstrengenden Vormittag eine Runde Eiscafé von der Chefin spendiert bekommen haben und diesen gemütlich zusammen genießen konnten“, sei er besonders glücklich gewesen, sagt einer der Befragten der letzten Gallup-Studie zur Mitarbeiterzufriedenheit. Und eine andere Teilnehmerin antwortete: „Ich fühle mich wohl, wenn ich und meine Arbeit geschätzt werden. Wenn meine Meinung ernst genommen wird und ich mich einbringen kann.“

Was Vorgesetzte tun können, damit ihre Angestellten zufrieden sind (und bleiben)

Und als die E-Recruitingplattform Softgarden kürzlich 2400 Bewerber fragte, was für sie einen guten Job ausmacht, sagten 1093 Teilnehmer: Arbeitsklima. Von Karriere, tollem Gehalt oder Aufstiegschancen ist in beiden Studien immer erst sehr viel später die Rede. Und diese beiden Studien sind bei weitem nicht die einzigen, die zu diesem Ergebnis kommen.

Für Unternehmen sind diese Ergebnisse natürlich bitter. Gegen die Sandkastenliebe und das geerbte Häuschen können sie nicht anstinken. Aber versuchen müssen sie es eben doch. Und zwar mit mehr als dem üblichen: „bei uns arbeiten Sie in einem dynamischen Team.“ Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) beispielsweise empfiehlt, neue Mitarbeiter bei der Wohnungssuche und bei der Integration in den Alltag zu unterstützen.

Die gängigsten Thesen zum Fachkräftemangel - und ihr Wahrheitsgehalt

Gerade neue Kollegen, die aus anderen Regionen kommen, sollen Mentoren zur Seite gestellt werden. Und vor allem: wer solche Extras anbietet, sollte diese auch kommunizieren. Damit der Niederbayer weiß, dass er in Friesland wirklich willkommen ist.

Alternativ müssen sich Unternehmen bei der Fachkräftesuche auf die 163.000 Paare konzentrieren, die sich pro Jahr scheiden lassen. Geht nämlich eine Ehe krachend in die Brüche, sind Bewerber eher bereit, für einen Job umzuziehen. Allerdings geht es ihnen dann nicht in erster Linie um den neuen Arbeitgeber, sondern um ein ganz neues Leben.

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