Programmiert hat die Conti-Karriere-App ein Student – keineswegs außergewöhnlich für das Unternehmen aus Hannover. Schon Werkstudenten verantworten hier Projekte, und das kommt bei jungen Mitarbeitern wie Carolin Hilbert gut an.
Seit mehr als fünf Jahren arbeitet die heute 30-jährige Maschinenbauerin für den Automobilzulieferer, entwickelt am Standort Regensburg Systeme für automatisiertes Fahren. Welche Sensoren brauchen die Fahrzeuge, um ihre Umgebung zu erfassen? Wie können die erhobenen Daten im Auto weiterverarbeitet werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sie sich seit Juni 2012.
2004 kam sie als Praktikantin zum ersten Mal in das Werk, das damals noch zu Siemens VDO gehörte. Nach der Übernahme durch Conti Ende 2007 war sie wie so viele ihrer Kollegen skeptisch, ob es gelingen würde, sich mit Continental zu identifizieren.
Kochbuch und Yogakurse
Es funktionierte. Nicht zuletzt, weil Continental von seinen Mitarbeitern nicht nur einseitig Leistung abforderte, sondern etwas zurückgeben wollte: Das Unternehmen lädt regelmäßig zur exklusiven Freiluft-Kinovorführung im Regensburger Baseballstadion. Auf dem Werksgelände fand im vergangenen Winter erstmals ein Weihnachtsmarkt statt, auf dem das eigens verfasste Kochbuch der Conti-Mitarbeiter für einen guten Zweck verkauft wurde. Und im Gesundheitsraum des Werks stehen täglich Yogakurse auf dem Programm.
Mit solchen Angeboten stärkt der Zulieferer das Zugehörigkeitsgefühl in der Belegschaft, schafft ein gutes Arbeitsklima und befriedigt auch die Bedürfnisse der jungen Mitarbeiter.
Als der Yogakurs in den Osterferien zwei Wochen lang ausfiel, vermisste Carolin Hilbert die sportliche Betätigung in der Mittagspause. „Für mich ist diese Bewegung ein super Ausgleich zur Arbeit“, sagt die junge Frau.
Und genau darum geht es: Phasen der extremen Belastung durch Erholungszeiten ausgleichen, das Private mit dem Beruf in Einklang bringen. Wer nämlich denkt, die Generation der 25- bis 35-Jährigen wäre nicht bereit, hart zu arbeiten, liegt falsch. Für eine erfüllende Aufgabe und einen sicheren Job nehmen sie lange Arbeitstage mit viel Stress in Kauf, lediglich die Mischung aus Anspannung und Freizeit, Arbeit und Spaß muss stimmen.
Auch Carolin Hilbert muss in der Schlussphase wichtiger Projekte mit Überstunden rechnen. Und das tut sie gerne.
Amazon beliebt bei Informatikern
Eine Einstellung, die auch Internet-Riesen Amazon zugutekommt. Dessen Philosophie: „Work Hard. Have Fun. Make History.“ Der weltweit größte Online-Versandhändler fordert von seinen Mitarbeitern schnelle Entscheidungen, beherztes Handeln, pünktliche Ergebnisse. Gleichzeitig verspricht er auf seiner Karriere-Homepage „eine lockere Arbeitsatmosphäre und keine unnützen Regeln und starren Hierarchien“.
Bei den Wirtschaftswissenschaftlern und Informatikern kommt dieser Mix anscheinend gut an. Amazon landet als Neueinsteiger in beiden Disziplinen gleich in den Top Ten. Mit der Entwicklung des hauseigenen Tablet-Computers Kindle Fire dürfte Amazon sich vor allem bei den angehenden IT-Profis als Technologiekonzern etabliert haben. Als originäres Internet-Unternehmen ist Amazon bei Informatikern ohnehin deutlich beliebter als die Konkurrenz aus anderen Branchen. Banken, Konsumgüterkonzerne oder Maschinenbauer haben das Nachsehen.
Amazon und die Saisonarbeiter
Allerdings ist das gute Ergebnis mit Vorsicht zu genießen, denn die Befragung der Studenten startete schon im November 2012 – also vor der ARD-Dokumentation, die über die schlechten Arbeitsbedingungen der Saisonarbeiter beim Versandriesen berichtete.
Die Experten von Universum gehen davon aus, dass die Fernsehreportage einen „negativen Einfluss auf das Abschneiden“ im Ranking gehabt hätte. Und sich potenzielle Arbeitskräfte genauso von Amazon abgewandt hätten wie Kunden. Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens YouGov unter 1000 Online-Käufern wollten zwölf Prozent nicht mehr bei Amazon bestellen. Auch das Markenimage des Unternehmens hat seit Februar enorm gelitten. 2012 hatte der Online-Händler den Markenindex von YouGov noch angeführt, seit der Ausstrahlung der Dokumentation hat das Unternehmen mehr als die Hälfte seiner Punkte eingebüßt.