„Deutsche können oft unhöflich und unangenehm wirken,“ fasst ein britischer Teilnehmer seine Eindrücke zusammen. Wie die Länderauswertung für Deutschland zeigt, hapert es hier gleich an mehreren Ecken:
- Beim Wohlfühlfaktor reicht es für Platz 23 von 65.
- Beim Zugang zur lokalen Kultur belegt Deutschland im internationalen Vergleich Platz 48 - von 65.
- Bei der Frage, wie schnell Fremde sich in ihrer neuen Wahlheimat zu Hause fühlen, reicht es für Platz 49 von 65.
- In Bezug auf die Eingewöhnung im Gastland liegt Deutschland auf Platz 56.
Zum Vergleich: Was die Attraktivität als Arbeitsort angeht, belegt Deutschland Platz sieben von 65.
Diese deutschen Unis sind bei Gastwissenschaftlern am beliebtesten
Die Alexander von Humboldt-Stiftung hat die deutschen Hochschulen gelistet, die bei den Gastwissenschaftlern aus dem Ausland am beliebtesten sind. Dafür analysierten sie, an welchen Forschungseinrichtungen die meistern der 5901 ausländischen „Humboldtianern“ arbeiteten, die in den vergangenen vier Jahren nach Deutschland kamen.
Denn die Gastwissenschaftler suchen sich ihren Gastgeber selbst. Einen Spitzenplatz in dem Ranking wertet die Stiftung daher als Anzeichen für internationale Kontakte und Reputation einer Einrichtung.
Bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen liegen erneut die Max-Planck-Institute deutlich vorne:
Die ersten drei Plätze belegen das Fritz-Haber-Institut in Berlin, die Max-Planck-Institute für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam und für Eisenforschung in Düsseldorf.
Die größten Sprünge nach vorn im Vergleich zum Vorgänger-Ranking machten die Hochschulen Potsdam (von Rang 17 auf 11), Köln (von 18 auf 13) und Bochum (von 21 auf 14).
Die Hochschulen in Bonn (Platz fünf), Göttingen (Platz sechs), Heidelberg (Platz sieben), Bayreuth (Platz acht) und Aachen (Platz neun) schneiden im Wettbewerb um die Gastwissenschaftler gut ab.
Auf Platz vier landet die Technische Universität in München. Der dritte Rang geht an die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Berliner Humboldt-Uni belegt Platz zwei.
Wie bei der Vorgängererhebung aus dem Jahr 2014 erreicht die Freie Universität Berlin den ersten Platz. Sie hat den höchsten Anteil ausländischer Wissenschaftler gemessen an der Gesamtzahl ihrer Professoren sowie die meisten von der Stiftung geförderten Gastwissenschaftler.
„Das Problem gibt es aber auch in Österreich, der Schweiz und in Skandinavien. Der Norden ist Fremden gegenüber allgemein eher zurückhaltend“, sagt Malte Zeeck, Gründer und Co-CEO des Netzwerks InterNations. „Im Süden, in Südeuropa, aber auch in Lateinamerika, sind die Menschen sehr viel offener, gehen eher auf Fremde zu, sind zu Fremden freundlich und laden den neuen Kollegen vielleicht auch mal zum Abendessen ein“, so seine Erfahrung.
Deutsche Sprache, schwere Sprache
Ein weiterer Grund, warum sich so viele hier fremd fühlen, sei die Sprache, die von 69 Prozent der Befragten als sehr schwer zu lernen beschrieben wird. „In anderen Ländern kommt man vielleicht noch mit Englisch weiter. Hier nicht.“ Dieses Problem wird auch in der Fachkräftedebatte immer wieder angesprochen: Grundkenntnisse der Sprache reichen in Deutschland nicht aus.
Warum sich Deutsch lernen lohnt
Deutsch ist die Sprache von Goethe, Kafka, Mozart, Bach und Beethoven. Etwa zen Prozent aller weltweit veröffentlichten Bücher sind auf Deutsch.
Quelle: Goethe-Institut
Die deutsche Sprache hat mit rund 105 Millionen Muttersprachlern die größte Verbreitung in Europa. Insgesamt gibt es mehr als 185 Millionen Menschen, die Deutsch sprechen können. In den USA gehört Deutsch nach Englisch, Spanisch, Chinesisch und Französisch die häufigste Sprache. Gesprochen wird Deutsch außerdem im Elsass, Liechtenstein, Lothringen, Luxemburg, Teilen Namibias, Österreich, Ostbelgien, in der Schweiz und Südtirol.
Deutsch ist die zweitwichtigste Sprache der Wissenschaft. Deutschland steht mit seinem Beitrag zu Forschung und Entwicklung an dritter Stelle in der Welt. Deutschland vergibt außerdem eine große Anzahl von Stipendien zum Studium in Deutschland.
Eine Reihe wichtiger Webseiten ist auf Deutsch. Deutschland steht mit der jährlichen Neuproduktion von Büchern weltweit unter 87 Ländern an 6. Stelle, nach Indien, UK, USA, China und Russland.
Deutsche trifft man überall: Touristen aus deutschsprachigen Ländern reisen viel und weit - und sie geben im Urlaub mehr Geld aus als Touristen aus anderen Ländern.
„Das betrifft zum Beispiel Arbeiten, die eng mit technischen Anlagen verknüpft sind, oder Jobs, in denen Menschen häufig Kundenkontakt haben“, sagt der Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hannover, Stefan Noort. Das erschwere auch die Integration von Flüchtlingen in den hiesigen Arbeitsmarkt. Gut ist in Deutschland den meisten eben nicht gut genug.
Da spielt es für die Einheimischen auch keine Rolle, ob ein Migrant im Supermarkt Regale einräumt oder als Chirurg im Uniklinikum arbeitet: Er soll gefälligst perfekt Deutsch sprechen.