Fiese Fragen im Vorstellungsgespräch Wer abblockt, hat verloren

Mit kniffligen Fragen wollen Personaler Bewerber aus der Reserve locken. Im Interview erklärt Karriereexpertin Maja Skubella, welche Reaktionen ein absolutes No-Go sind und wie sich Bewerber vorbereiten können.

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Viele Personaler stellen im Vorstellungsgespräch gerne knifflige Fragen, um die Bewerber zu testen. Quelle: Fotolia

WirtschaftsWoche Online: Der Personaler fragt den Bewerber, wie viele Schokolinsen in einen Bus passen. Das hat doch nichts mit der ausgeschriebenen Stelle zu tun.

Maja Skubella: Das ist richtig. Der Personaler will dadurch herausfinden, wie sein Gegenüber mit dieser unerwarteten Frage, die nichts mit dem Job zu tun, umgeht. Es geht dem Unternehmen darum, zu erfahren, wie analytisch und lösungsorientiert der Bewerber vorgeht. Und ob er vielleicht auch die nötige Portion Humor mitbringt.

Und von zwei schwierigen Fragen kann man auf die gesamte Persönlichkeit eines Bewerbers schließen?

Es gibt tatsächlich Bewerber, die ihr wahres Gesicht zeigen, wenn sie Stress ausgesetzt sind. Die Personaler sind geschult und deshalb in der Lage, die jeweiligen Reaktionen zu deuten. Aber natürlich verhalten sich Menschen im Stress anders als in einer Alltagssituation. Das sollte der Personaler differenzieren können.

Zehn Killer-Fragen, die Chefs stellen
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Wie sollten Bewerber also nicht reagieren?

Der Bewerber macht sich unbeliebt, wenn er direkt die Antwort verweigert, ohne über die Frage nachzudenken, oder sich gar in eine Kampfhaltung begibt – und den Personaler fragt, ob die Frage ernst gemeint ist. Denn wenn der Bewerber abblockt, spricht das dafür, dass er sich nicht mit ungewohnten Situationen sachlich auseinandersetzt und nicht bereit ist, zu kooperieren.

Gibt es weitere No-Gos?

Ein weiteres Negativ-Beispiel ist, wenn die Person völlig verzweifelt auf die Frage reagiert und sich etliche Male dafür entschuldigt, dass sie die Antwort nicht weiß. Dann schließen die Personalverantwortlichen aus dem Verhalten, dass der Bewerber wahrscheinlich zu sensibel und nicht so belastbar sein könnte.

Wie reagieren Bewerber denn Ihrer Erfahrung nach?

Sie reagieren zunehmend entspannter, da sie wissen, dass solche Fragen im Vorstellungsgespräch immer häufiger vorkommen. Bevor die Personaler zu den trickreichen Fragen kommen, stellen sie in der Regel typische Fragen zur Person und zum Unternehmen, sodass sich die Bewerber in das Gespräch einfinden können. Da sorgen die kniffligen Fragen zwar oft für einen Adrenalinstoß, viele bleiben aber gelassen.

Und wenn der Bewerber beispielsweise die Antwort auf die Frage mit den Schokolinsen kennt?

Wenn der Bewerber dem Personaler prompt die richtige Anzahl nennt, wird der sich erkundigen, woher er diese Information hat. Wenn der Jobsuchende offen zugibt, dass er sich im Vorfeld über schwierige Fragen im Vorstellungsgespräch informiert hat, wird der Personaler sicher denken: "Super, dass der Bewerber sich so intensiv vorbereitet hat."

Kann sich der Bewerber überhaupt auf trickreiche Fragen vorbereiten?

Er hat natürlich die Möglichkeit, vorab im Internet zu recherchieren, welche Fragen häufig gestellt werden.

Die fiesesten Fragen im Vorstellungsgespräch
„Wie viele Briefkästen der Deutschen Post stehen auf den Straßen Deutschlands?“ Quelle: dpa
„Wie viele Smarties passen in einen VW-Bus?“ Quelle: dpa
„Sie steigen in den Aufzug ein und im Aufzug befindet sich der CEO. Was würden Sie ihm sagen, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen?“ Quelle: REUTERS
Wenn Sie alle Wohnungen in NRW mit Parkett ausstatten wollen würden, wie viel Holz müsste im Schwarzwald abgeholzt werden?“ Quelle: dpa
„Wie viele Cappuccinos werden täglich in Manhattan verkauft?“ Quelle: dpa
„Wenn der Schokoriegel „Mars” eine Person wäre, wie wäre sie?” Quelle: dpa
Der Leiter der Lufthansa Cargo Animal Lounge, Axel Heitmann, hält am Flughafen in Frankfurt am Main einen Regenwurm aus China in seiner Hand Quelle: dpa

Das Wichtigste ist, dass der Jobsuchende sich vorab bewusst macht, dass das Unternehmen ihn mit solchen Fragen nicht vorführen will, sondern ein ernsthaftes Interesse an ihm hat. Sonst hätte das Unternehmen ihn ja nicht eingeladen. Er sollte verinnerlichen, dass er auch in solchen Situationen authentisch bleiben muss und weiß, wer er ist und was ihn ausmacht.

Wie soll sich der Bewerber verhalten, wenn er völlig ahnungslos ist?

Lautes Denken – und dadurch Lösungswege aufzeigen – ist immer ein guter Ansatz, um den Personalern zu zeigen, dass man gelassen bleibt, sie an den Gedanken teilhaben lässt und lösungsorientiert vorgeht.

Die eingangs erwähnte Smarties-Frage gehört zu den Bekanntesten. Gibt es noch weitere klassische, knifflige Fragen?

Fragen nach dem ehemaligen Arbeitgeber. Damit wollen Personaler testen, wie loyal der Bewerber ist. Wer über den alten Chef lästert, bekommt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Absage.

Auch Fragen nach dem Privatleben stellen einige Chefs gerne. Wer direkt aus dem Nähkästchen von seinen Problemen erzählt, macht sich ebenfalls unbeliebt. Auch wenn die Frage im Vorstellungsgespräch eigentlich nichts zu suchen hat, sollten Bewerber höflich drauf antworten und dem Chef vermitteln, dass privat alles in Ordnung ist.

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